Tsingtau und Japan 1914 bis 1920
Historisch-biographisches Projekt


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Japan im Krieg gegen Österreich-Ungarn 1914-18
 

DonkoWilhelm Donko hat seinem 2013 erschienenen Werk über »Österreichs Kriegsmarine in Fernost« ein weiteres folgen lassen, in dem er sich auf den Seekrieg zwischen Japan und der Donaumonarchie in den Jahren 1914 bis 1918 konzentriert. Er hat dazu das vorhandene Material »erheblich überarbeitet, vor allem bezüglich japanischer Quellen, und umfassend ergänzt um die japanische Teilnahme an den Kampfhandlungen im Mittelmeer« (S. 5 f.).

Den ersten Hauptteil des Buches (S. 11-124) widmet der Autor der Rolle des Kreuzers Kaiserin Elisabeth am Kampf um Tsingtau im Herbst 1914. Das Hickhack um dessen Teilnahme am Kampf bezeichnet er als »kafkaesk«; schließlich sprach Kaiser Franz Joseph ein Machtwort. Die Details zum Kampfeinsatz, bei dem 10 Besatzungsmitglieder fielen, sind im Übrigen bekannt.
Besondere Aufmerksamkeit schenkt der Autor (S. 89 ff.) den »ersten bordgestützten Luftangriffen der Geschichte«, die vom japanischen Flugzeugmutterschiff Wakamiya aus auf die Kaiserin Elisabeth und das deutsche Kanonenboot Jaguar gestartet wurden; zu dieser Episode zieht er erstmals auch Belege aus japanischen Archiven heran.

Der zweite Hauptteil (S. 125-192) befasst sich mit Ereignissen, die allgemein noch weniger bekannt sind als der kurze Krieg um Tsingtau, nämlich dem Einsatz einer japanischen Zerstörer-Flottille (nebst Flaggschiff) im Mittelmeer – Stützpunkt Malta – ab April 1917. Nachdem Deutschland den unbeschränkten U-Boot-Krieg anfangs 1917 (wieder) eröffnet hatte, bat Großbritannien seinen ostasiatischen Verbündeten beinahe flehentlich um Hilfe. Obschon einer Beteiligung auf dem europäischen Kriegsschauplatz durchaus abgeneigt, gab die japanische Führung dieser Bitte statt, nach plausibler Meinung des Autors nicht zuletzt, um bei zu erwartenden Friedensverhandlungen eine breitere Legitimation als »Sieger« nachweisen zu können. Hauptgegner der japanischen Schiffe wurde quasi automatisch die Marine der Donaumonarchie. Deren Unterseeboot U 27 fügte den Japanern mit der Torpedierung eines Zerstörers auch die größten Verluste während der Kampfhandlungen zu.1 Auch hierzu werden japanische Quellen ausführlicher zitiert.

Im Anschluss an das kurze 3. Buchkapitel (»Die Wiederherstellung des Friedens in St. Germain 1919«. S. 193-200) fasst der Autor den historischen Stellenwert zusammen. Die »bizarre« japanische Kriegserklärung an Österreich-Ungarn war sozusagen »ein militärisch-diplomatischer Betriebsunfall« während einer historischen Phase, in welcher sich europäische Mächte »gegenseitig und serienweise Kriegserklärungen [zusandten], fast so, als wären es Geburtstagstelegramme« (S. 23). Ein eigentlicher Kriegsgrund war nicht gegeben; die »menschlichen Beziehungen waren vorher und nachher sehr gut, die Erinnerung an den Krieg zwischen den Japan und Österreich ist im Bewusstsein der Menschen praktisch nicht verankert« (S. 210).

Auf 230 Seiten liefert das Werk an die 200, zum Teil seltene, Abbildungen in beiden Hauptteilen. Umso mehr ist der relativ niedrige Ladenpreis zu loben. Das Inhaltsverzeichnis ist auf der Internet-Präsenz des Verlags einsehbar.
 

Anmerkungen

1.   Der Autor greift hier auf das Buch unseres Korrespondenten Oliver Trulei zurück: Torpedo los! S.M. U 27 im Weltkrieg, Wien 2010.
 

©  Hans-Joachim Schmidt
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