Tsingtau und Japan 1914 bis 1920
Historisch-biographisches Projekt


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Drei-Städte-Treffen in Qingdao im März 2008

von Matthias von Saldern

Unser Korrespondent Dr. Matthias von Saldern, Professor für Schulpädagogik an der Universität Lüneburg, hatte im Frühjahr Gelegenheit, mit der Delegation von Stadt und Universität Lüneburg nach Qingdao zu reisen und am dem Treffen teilzunehmen.

Wir bedanken uns sehr für seinen nachfolgenden Kurzbericht.


Vertreter der Städte Naruto (Japan, Präfektur Tokushima) und Lüneburg (Niedersachsen) trafen am 28.03. bis 30.03.2008 mit Vertretern der Stadt Qingdao zusammen. Ziel war die Intensivierung der kulturellen Zusammenarbeit.

Naruto und Lüneburg kennzeichnet bereits eine lange Städtepartnerschaft (seit 1974), die einen gemeinsamen historischen Hintergrund hat: Von April 1917 bis Dezember 1919 waren etwa 950 deutsche und österreich-ungarische Soldaten im Gefangenenlager Bando (Gemeinde Oasa, seit 1957 in die Stadt Naruto eingemeindet) inhaftiert. Sie waren im Kampf um die Stadt Tsingtau (heute Qingdao) im deutschen Pachtgebiet Kiautschou in Kriegsgefangenschaft geraten. Durch einen sehr humanen Umgang miteinander kam es zu einem freundschaftlichen Verhältnis zwischen der japanischen Bevölkerung und den deutschen Gefangenen. Das in Naruto errichtete "Deutsche Haus" ist bis heute Zeichen dieser Verbundenheit.

Seit 25 Jahren gibt es daher einen regelmäßigen gegenseitigen Austausch. Naruto und Qingdao sind ebenfalls Partnerstädte, so dass es nahelag, zukünftig ein Dreieck zu bilden.

Drei Ereignisse dieses Drei-Städte-Treffens sind besonders hervorzuheben.
 

1. Das Konzert

In Japan gibt es einen Verein zur "Förderung von Aufführungen der 9. Symphonie von Beethoven". Kriegsgefangene im Lager Bando, das von dem kulturbeseelten japanischen Offizier MATSUE Toyohisa geleitet wurde, durften   neben vielen anderen Aktivitäten   ein klassisches Orchester bilden und spielten erstmalig auf asiatischem Boden die 9. Symphonie von Beethoven. Dies war am 1. Juni 1918.

Das Drei-Städte-Treffen wurde also fast exakt auf den 80. Jahrestag terminiert. Das Konzert fand unter Beteiligung aller drei Städte statt. Das Orchester wurde wegen der Transportprobleme der Instrumente mehrheitlich von Chinesinnen und Chinesen gestellt, die Sängerinnen und Sänger von Japanern und Deutschen.

Konzert
Blick auf die Bühne (hier das Foto in Originalgröße)
 

2. Das Symposion

Auf dem Symposium waren jeweils die Vertreter der Kommunen sowie die Vertreter der drei Universitäten zu kurzen Stellungnahmen aufgefordert. Man versprach, sich gegenseitig über die eigene Stadt weiter zu informieren und besonders im Jugendbereich einen Austausch durchzuführen.

Symposion
von rechts:
Naemi Tanaka, Übersetzerin
Prof. Dr. Yashushi Mizoue, ehemaliger Präsident der Universität von Naruto
Prof. Dr. Matthias v. Saldern, Vertreter der Leuphana Universität Lüneburg
Prof. Dr. Linhua Xia, Präsident der Universität von Qingdao
Zhou Jiabin, Präsident der Internationalen Wirtschaftsvereinigung der Provinz Shandong

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3. Die Buchübergabe

Zu den offiziellen Terminen kam noch ein sehr privater hinzu, der die Familie von Saldern betrifft.

Kapitänleutnant Siegfried von Saldern war in Tsingtau stationiert und kam nach der Besetzung durch die Japaner in japanische Kriegsgefangenschaft nach Fukuoka. Dort wurde am 25.02.1917 seine Frau von einem Einbrecher ermordet. Wenig später erhängte sich von Saldern, weil er sich für den Tod seiner Frau verantwortlich fühlte.

Christa Vollers (geborene von Saldern) hat in mühsamer Kleinarbeit alle Schrifttücke, Dokumente, Urkunden und Fotos über diese Ereignisse gesammelt und als Buch drucken lassen.

Ich hatte die Gelegenheit, die Geschichte meines Verwandten zu erzählen und ein Exemplar des Buches an den Vizebürgermeister der Stadt Qingdao, Wang Xiulin, für das dortige Kolonialmuseum im Namen der Autorin zu übergeben.

Buch   umtrunk
 

©  Hans-Joachim Schmidt
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