Tsingtau und Japan 1914 bis 1920
Historisch-biographisches Projekt


Musterkolonie Tsingtau

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Bevölkerungsentwicklung im Kiautschou-Gebiet

  1. Vorbemerkung
  2. Statistiken
  3. Hinweise zur Interpretation

 

Vorbemerkung

Für die planmäßige Entwicklung der Stadt Tsingtau und ihrs Umlandes erschien es der Verwaltung notwendig, in kürzeren Zeiträumen demografische Bestandsaufnahmen durchzuführen. Im Folgenden wird Bezug genommen auf


 

Statistiken

Tabelle 1: Bevölkerung im Kiautschou-Gebiet nach Nationalität
ZeileMerkmal191319101907
I. Stadtgebiet Tsingtau
10a  Zum Soldatenstand gehörende Deutsche 1 2.4012.275.
10b  Deutsche Zivilbevölkerung1.8551.5311.412
10Deutsche insgesamt [Z. 10a+10b)4.2563.806.
11Andere Europäer (inkl. Amerikaner2)2149072
12Zwischensumme (ZW) Europäer (inkl. USA) (Z. 10+11)4.4703.896.
13Andere Nichtchinesen342188.
14SUMME Nichtchinesen (Z. 12+13)4.8124.084.
15a  Chinesen53.31234.18031.509
15b  Fremde Wasserbevölkerung 32.3602.000.
15SUMME Chinesen (Z. 15a+15b)55.67236.180.
16SUMME Stadtgebiet (Z. 14+15)60.48440.264.
II. Landgebiet
17SUMME Chinesen 4131.500126.960.
III. Gesamtes Gebiet
18SUMME Stadt und Landgebiet (Z. 16+17)191.484161.124.
19  davon Chinesen (Z. 15+17)187.172163.140.
20Vorübergehender Aufenthalt 5622431
 zum Vergleich: 6
– Chinesisches Reich (Schätzung 1910)
    – Provinz Schantung (Schätzung 1910)
       – Neutrale Zone (Schätzung 1910)
– Deutsches Reich (Zählung 1910)

380.000.000
33.000.000
1.200.000
64.925.993
 
Anmerkungen:

1.  Ohne Beamte, die bei den Zivilisten mitgezählt sind.

2.  Staatsangehörige der Vereinigten Staaten von Amerika, im Folgenden »USA«.

3.  Im Original heißt es für 1913 und 1910: »Außerdem ist im Hafen eine fremde Wasserbevölkerung von durchschnittlich ... Personen ständig anwesend.« Im Weitere werden diese Personen als Chinesen gezählt.

4.  Die Zahl für 1913 wurde geschätzt. Die Zählungen bzw. Schätzungen davon aus, dass die Bevölkerung im Landgebiet ausschließlich chinesischer Nationalität ist; Zweifel daran sind angebracht, lassen sich jedoch nicht empirisch stützen.

5.  Diese Personen sind in den anderen Zahlen nicht enthalten.

6.  Zeitgenössische Schätzungen über die Einwohnerzahl des Chinesischen Reiches reichen von 290 bis 425 Millionen. Der hier gewählte Wert ist Ritters Ortslexikon (1911) entnommen.


 
Tabelle 2: Nichtchinesische Stadtbevölkerung nach Nationalität
ZeileMerkmal191319101907
21aDeutsche (ohne Soldaten)1.8551.5311.412
21bÖsterreich-Ungarn221514
21cSchweizer317
21  ZW Mitteleuropäer1.8801.5471.433
22aDänen212
22bNorweger111
22  ZW Nordeuropäer323
23aBelgier1
23bHolländer17
23cEngländer51329
23dFranzosen1543
33  ZW Westeuropäer683619
24aGriechen1
24bItaliener112
24cPortugiesen8
24dSpanier1
24eTürken31
24  ZW Südeuropäer1413
25aRussen61164
25bAmerikaner401922
25cStaatenlose3
25  ZW Andere1043526
26    SUMME Europäer (inkl. USA)2.0691.6211.484
27aJapaner316167161
27cKoreaner115
27bInder12119
27dSüdseeinsulaner35
27    SUMME Andere Nichtchinesen342188170
28      SUMME Nichtchinesen (Z. 26+27)2.4111.8091.654
Anmerkungen:

 
Tabelle 3: Deutsche Stadtbevölkerung (ohne Soldaten) nach Angehörigkeit zu Bundesstaaten 1
ZeileMerkmal191319101907
31Königreich Preußen1.3381.121.
32aKönigreich Bayern6954.
32bKönigreich Sachsen9693.
32cKönigreich Württemberg2523.
33aGroßherzogtum Baden3726.
33bGroßherzogtum Hessen118.
33cGroßherzogtum Oldenburg4217.
33dGroßherzogtum Mecklenburg-Schwerin3835.
33eGroßherzogtum Mecklenburg-Strelitz53.
33fGroßherzogtum Sachsen-Weimar54.
34aHerzogtum Anhalt106.
34bHerzogtum Braunschweig3930.
34cHerzogtum Sachsen-Altenburg32.
34eHerzogtum Sachsen-Coburg-Gotha24.
34fHerzogtum Sachsen-Meiningen41.
35aFürstentum Lippe53.
35bFürstentum Reuss älterer Linie.
35cFürstentum Reuss jüngerer Linie.
35dFürstentum Schaumburg-Lippe.
35eFürstentum Schwarzburg-Rudolstadt4.
35fFürstentum Schwarzburg-Sonderhausen1.
35gFürstentümer Waldeck und Pyrmont57.
36aFreie und Hansestadt Hamburg7750.
36bFreie Hansestadt Lübeck23.
36cFreie Hansestadt Bremen1211.
37Reichslande Elsaß-Lothringen1815.
38nur Reichsangehörigkeit1111.
39    SUMME (Z. 91–98)1.8551.531.
Anmerkungen:

1.  Bezogen auf die deutsche Zivilbevölkerung (Zeile 10b). Die Bundesstaaten, aus denen die deutschen Soldaten kommen, werden an anderer Stelle nachgewiesen.


 
Tabelle 4: Bevölkerung im Kiautschou-Gebiet nach Geschlecht
ZeileMerkmal191319101907
I. Stadtgebiet Tsingtau
41aDeutsche Männer des Soldatenstandes2.4012.275.
41bAndere europäische Männer (inkl. USA)1.183979996
41ZW Europäische Männer (Z. 41a+41b)3.5843.254.
42Europäische Frauen886642488
43SUMME Europäer (Z. 41+42)4.4703.896.
     davon unter 11 Jahren(507)345271
44aChinesische Männer 40.11528.12726.452
44bChinesische Frauen8.5733.8043.334
44cChinesische Kinder (unter 11 J.)4.6242.2491.723
44SUMME Chinesen (Z. 44a+44b+44c) 153.31234.18031.509
II. Landgebiet 2
45aChinesische Männer.52.871.
45bChinesische Frauen.40.304.
45cChinesische Kinder (unter 10 J.).33.785.
45  SUMME (Z. 45a+45b+45c)131.500126.96090.000
III. Gesamtes Gebiet
46aChinesische Männer.80.998.
46bChinesische Frauen.44.108.
46cChinesische Kinder (unter 10 J.).36.034.
46  SUMME (Z. 46a+46b+46c)184.812161.140121.509
Anmerkungen:

1.  Die »Fremde Wasserbevölkerung« (Zeile 15b) ist in den Zahlen für die Chinesen nicht enthalten.

2.  Die Zahlen für das Landgebiet wurden rechnerisch ermittelt (Zeile 46 minus 44). Wegen der untrschiedlichen Definition des Kindesalters (unter 10 bzw. unter 11 Jahre) ist das Ergebnis nur scheinbar genau.


 
Tabelle 5: Europäische Stadtbevölkerung nach Altersgruppen 1
ZeileMerkmal191319101907
51aunter 1 Jahr494532
51b1 bis 5 Jahre285202156
51c6 bis 10 Jahre1739883
51  ZW Kinder 2507345271
52a11 bis 15 Jahre1039462
52b16 bis 20 Jahre656044
52  ZW Heranwachsende168154106
53a21 bis 25 Jahre188133148
53b26 bis 30 Jahre362331416
53c31 bis 35 Jahre383338255
53d36 bis 40 Jahre237147158
53e41 bis 45 Jahre1179059
53  ZW Erwachsene1.2871.0391.036
54a46 bis 50 Jahre644039
54b51 bis 55 Jahre272921
54c56 bis 60 Jahre1056
54d61 bis 65 Jahre363
54e66 bis 70 Jahre321
54f71 bis 75 Jahre11
54  ZW Ältere Erwachsene1078371
55    SUMME (Z. 61+62+63+64)2.0691.6211.484
Anmerkungen:

1.  Bezogen auf die Summe aus deutscher Zivilbevölkerung (Zeile 10b) und anderen Europäern (Zeile 11).

2.  Die Zwischensummen (ZW) sind im Original nicht enthalten.


 
Tabelle 6: Europäische Stadtbevölkerung nach Konfession 1
ZeileMerkmal191319101907
61Evangelisch1.6521.3481.218
62Baptistisch1379
63Freireligiös222
64Römisch-katholisch332241243
65Griechisch-orthodox1312
66Israelitisch482210
67Mohammedanisch4
68konfessionslos5
69    SUMME (Z. 61 bis 68)2.0691.6211.484
Anmerkungen:

1.  Bezogen auf die Summe aus deutscher Zivilbevölkerung (Zeile 10b) und anderen Europäern (Zeile 11). Die Konfession der deutschen Soldaten wird an anderer Stelle nachgewiesen.


 
Zusatztabelle: Geburten, Sterbefälle und Eheschließungen 1
ZeileGeburtenSterbe-
fälle
Eheschlie-
ßungen
1898111.
18996482
190019101
190115311
190224268
190326203
1904372810
1905393613
1906672418
1907632121
1908773920
1909773012
1910833422
1911852923
1912712932
1913722836
1914381420
SUMME800458242
Anmerkungen:

1.  Diese Tabelle ist nicht Teil der amtlichen Volkszählung bzw. -schätzung. Die Angaben für 1898 bis 1913 sind dem Amtsblatt 1914, S. 3 entnommen; für 1914 hat der Redakteur die bis zum 01.08.1914 erschienenen Amtblätter, soweit verfügbar, ausgewertet.


 

Hinweise zur Interpretation

Wie aus Tabelle 1 (Z. 15a) ersichtlich ist, stellt die Vermehrung der chinesischen Einwohner des Stadtgebiets Tsingtau den auffälligsten Entwicklungssprung dar: Ihre Zahl stieg innerhalb von drei Jahren um 56 %! Dahinter blieb die Erhöhung der Zahl der (nicht-soldatischen) Deutschen mit 21 % (Z. 10b) deutlich zurück.
Den relativ stärksten Zuwachs verzeichneten die Russen (Z. 25a) und Japaner (Z. 27a). Der Anteil der Deutschen an der nichtchinesischen Bevölkerung ging dadurch zurück, blieb aber mit 77 % sehr hoch.

Innerhalb der deutsche Kolonie blieb in dem betrachteten Zeitraum die Dominanz Preußens bestehen (Z. 31) und damit auch der evangelischen Konfession (Z. 61).

Relativ leicht, von 40 % auf 43 %, erhöhte sich der Frauenanteil unter der europäischen Zivilbevölkerung (Z. 42). An der Dominanz der Männer in der Öffentlichkeit änderte sich insoweit wenig, als die große Zahl der Soldaten noch zu berücksichtigen ist.
Auf der chinesischen Seite, die in der Stadt zahlenmäßig mit einen Anteil von mehr als 90 % dominierte, blieb es auch nach dem spektakulären Zuwachs bei der bisherigen Geschlechterverteilung: Auf fünf Männer kam 1913 weiterhin nur eine Frau – zweifellos auch eine Konsequenz der Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt, die sich vor allem an junge Männer richtete.
 

©  Hans-Joachim Schmidt
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