Tsingtau und Japan 1914 bis 1920
Historisch-biographisches Projekt


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Dienstgrade der Offiziere der Marine (mit Beförderungstabelle)

Vorbemerkungen

Seit ihrer Reorganisation um die Jahrhundertwende bis zur Auflösung kannte die Kaiserliche Marine 10 Dienstgrade für die Seeoffiziere: vom Leutnant zur See bis zum Großadmiral. Sie bildeten das Seeoffizierkorps.

Die steigenden Anforderungen beim Betrieb der Schiffe erforderten bereits im 19. Jahrhundert qualifiziertes technisches Personal. Die deshalb vermehrt eingestellten Marine-Ingenieure bildeten ein eigenes Korps, weil die Marineführung aus politischen Gründen kein gemeinsames Korps wünschte. Andere Spezialisten folgten. Die jahrzehntelangen Auseinandersetzungen über die Gleichstellung der verschiedenen Korps sind bis heute Gegenstand der Forschung.

Einer der wichtigsten Unterschiede zwischen den Seeoffizieren und den übrigen Marineoffizieren bestand bei den Beförderungschancen: Die Seeoffiziere wurden deutlich schneller befördert als die anderen; nur die Marine-Ärzte bildeten insoweit eine Ausnahme. In der Übersicht zu den Dienstgraden ist vermerkt, welcher Dienstgrad nach ungefähr welcher Gesamtdienstzeit erreicht werden konnte; die Zahlen entstammen einer offiziösen Publikation, nämlich dem "Laufbahnführer" des Deutschen Flottenvereins, und beruhen auf einer Auswertung der Marinerangliste 1914. Beispiel: Den ersten Offizierdienstgrad (Leutnant zur See) erreichte ein Laufbahnbewerber nach etwa 3 Jahren, während der rangmäßig gleiche Ingenieur-Dienstgrad nach 8 Jahren verliehen wurde.
 

Auszug aus den "Organisatorischen Bestimmungen"

Für die Offiziere der Kaiserlichen Marine legt § 2 der "Organisatorischen Bestimmungen" fest:
 
1. Die Offiziere der Marine zerfallen in:
a) das Seeoffizierskorps,
b) das Offizierskorps der Marineinfanterie,
c) das Marine-Ingenieurkorps,
d) das Torpedo-Ingenieurkorps,
e) die Feuerwerks-, Zeug- und Torpederoffiziere,
f) das Sanitätsoffizierkorps.
2.-3. [...]
4. Ihrem Range nach gliedern sich die Seeoffiziere in folgende vier Hauptklassen:
a) Flaggoffiziere – Großadmirale, Admirale, Vizeadmirale und Kontreadmirale,
b) Stabsoffiziere – Kapitäne zur See, Fregattenkapitäne und Korvettenkapitäne,
c) Kapitänleutnants,
d) Subalternoffiziere – Oberleutnants zur See und Leutnants zur See.
5. [...]
Die Offiziere der Marineinfanterie ergänzen sich aus Offizieren des Heeres.
7.-9. [...]
10. Die nachstehende Tabelle enthält eine Zusammenstellung der Rangstufen der Offiziere der Marine [...].
 
Seeoffizierkorps [1]
 
Offizierkorps der
Marineinfanterie [2]
Marine-Ingenieurkorps
 
Torpedo-Ingenieurkorps
 
Feuerwerks-, Zeug-
und Torpederoffiziere
Sanitätsoffizierkorps
 
Leutnant zur See
(3 Jahre)
Leutnant Marine-Ingenieur
(8 Jahre)
Torpedo-Ingenieur
(7-8 Jahre)
Feuerwerksleutnant
(15-17 Jahre)
Torpederleutnant
(10-14 Jahre)
Marine-Assistenzarzt
(4-5 Jahre)
Oberleutnant zur See
(6-7 Jahre)
Oberleutnant Marine-Oberingenieur
(13-14 Jahre)
Torpedo-Oberingenieur
(11-14 Jahre)
Feuerwerksoberleutnant
(18-19 Jahre)
Torpederoberleutnant
(18-19 Jahre)
Marine-Oberassistenzarzt
(6-7 Jahre)
Kapitänleutnant
(12 Jahre)
Hauptmann Marine-Stabsingenieur
(21 Jahre)
Torpedo-Stabsingenieur
(21-22 Jahre)
Feuerwerkskapitänleutnant
(22-24 Jahre)
Zeugkapitänleutnant
Torpederkapitänleutnant
(22-24 Jahre)
Marine-Stabsarzt
(7-9 Jahre)
Korvettenkapitän
(17 Jahre)
Major Marine-Oberstabsingenieur
(28-29 Jahre)
Torpedo-Oberstabsingenieur
(29-31 Jahre)
Feuerwerkskapitän [3]
Torpederkapitän [4]
Marine-Oberstabsarzt
(15-17 Jahre)
Fregattenkapitän
(23 Jahre)
Oberstleutnant Marine-Chefingenieur
(34 Jahre)
Torpedo-Chefingenieur
(36-37 Jahre)
Marine-Generaloberarzt
(22-24 Jahre)
Kapitän zur See
(25 Jahre)
Oberst Marine-Oberchefingenieur [5] Marine-Generalarzt
(29-30 Jahre)
Kontreadmiral [6]
(30-31 Jahre)
Generalmajor [7] Generalstabsarzt
der Marine (unbestimmt)
Vizeadmiral
(34-35 Jahre)
– [8]
Admiral
(40-41 Jahre)
– [8]
Großadmiral
(46 Jahre)
Anmerkungen des Redakteurs:
[1] Die Dienstgrade der Seeoffiziere (bis einschließlich Fregattenkapitän) gelten auch für die Matrosenartillerie.
[2] Die Dienstgrade der Offiziere der Marineinfanterie (Seebataillone) entsprechen denen des Heeres.
[3] In der Übersicht nicht vorgesehen. Ein Feuerwerkskapitänleutnant wurde während des Krieges zum Feuerwerkskapitän befördert, eine größere Zahl erhielt den Charakter bei der Verabschiedung 1919/20.
[4] In der Übersicht nicht vorgesehen. Eine größere Zahl von Torpederkapitänleutnants erhielt den Charakter als Torpederkapitän bei der Verabschiedung 1919/20.
[5] In der Übersicht nicht vorgesehen. Die Anciennitätsliste für 1914 enthält jedoch 3 Marine-Chefingenieure mit dem persönlichen Rang des Kapitäns zur See; diese wurden - ebenso 3 weitere - zu Marine-Oberchefingenieuren (mit dem Rang der Kapitäne zur See) befördert.
[6] Seit 1.1.1899 offiziell "Konteradmiral"; die ältere Bezeichnung bestand noch eine Zeitlang fort.
[7] In der Übersicht nicht vorgesehen. Die Anciennitätsliste für 1914 weist jedoch 2 Personen mit diesem Dienstgrad auf, davon 1 charakterisiert, 1 etatisiert; letzterer wurde 1917 zum Generalleutnant befördert.
[8] Der Generalstabsarzt der Marine hatte seit 1904 den persönlichen Rang eines Vizeadmirals, seit 1916 den eines Admirals.

 

©  Hans-Joachim Schmidt
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