Tsingtau und Japan 1914 bis 1920
Historisch-biographisches Projekt


Lager Bando

StartseiteGefangenschaft in JapanLagerBando → Offiziers- und Mannschaftsbaracken


Offiziers- und Mannschaftsbaracken im Lager Bando (1917-1919)

1. Übersicht

Das Lager Bando bestand nur knapp drei Jahre. Es war das letzte, welches von den Japanern zur Unterbringung ihrer Gefangenen errichtet wurde, womit zugleich die Möglichkeit eröffnet war, die bei den anderen Lager-Neubauten (Kurume, Aonogahara, Narashino, Nagoya, Ninoshima) gewonnenen Erfahrungen zu berücksichtigen.

GrundstückDas eigentliche Lagergrundstück – ohne die außerhalb der Umgrenzung gepachteten Flächen – umfasste nach dem Aufmaß von Johann Jakoby 57.322 Quadratmeter; die größte Länge betrug 352,90 Meter, die größte Breite 226,60 Meter. Jakobys Grundriss-Zeichnung (siehe links, zur Vergrößerung anklicken) wurde in der Lagerdruckerei viele hundert Mal gedruckt.

Offiziere und Mannschaften waren, wie üblich, in Bando getrennt untergebracht, jedoch befanden sich die Baracken nicht weit voneinander entfernt: Die beiden Offiziersbaracken lagen (in der oberen Hälfte der Zeichnung erkennbar) westlich bzw. nördlich des »unteren Teiches«; die acht Mannschaftsbaracken waren südlich davon in zwei Vierer-Reihen – rechtwinklich zur Lagerstraße (»Hauptstraße«) – angeordnet.


2. Offiziersbaracken

Die beiden Baracken waren jeweils etwa 40 Meter lang und 7,50 Meter breit und in je 9, in einer Reihe liegende, Räume aufgeteilt. In jedem Raum waren 1 oder 2 oder 3 Offiziere (bzw. diesen gleichgestellte Beamte), in Baracke I auch einige Feldwebel und ein Deckoffizier untergebracht.1 Das um die Jahreswende 1917/18 gedruckte »Adressbuch« – Stand: November 1917 – gab folgende Belegung an (Gefangenennummern vom Redakteur hinzugesetzt):

Baracke I

Baracke II
Raum 1Dümmler (4137)Raum 1Falkenhayn (4150)
Raum 2Koch (4216), Küpper (4217), Rahaus (4271)Raum 2Beutner (4119), Jaspersen (2937)
Raum 3Küntzel (2985), Reinhardt (2042), Wunderlich (3175)Raum 3Buttersack (2777), Göpfert (2880)
Raum 4Bunge (1842), Krampe (1954), Hampe (1920)Raum 4Martin (3014), Deutschmann (2833)
Raum 5Frey (1885), v. Koch (1955), Meyn (1990)Raum 5Meyer (3013), Trendelburg (3141)
Raum 6Keller (4215), Weise (3174), v. Seggern (3136)Raum 6Maurer (3012), Solger (3097)
Raum 7Kleinschmidt (2958), Mohr (3008)Raum 7Erdniss (4143), Schulz (4274)
Raum 8Meier (3037), Scheider (3139)Raum 8Stecher (3132)
Raum 9Müller (3015), Dr. Rumpf (3082)Raum 9Kleemann (2949, Lagerältester)

Die Aufnahme der Kurume-Leute im August 1918 erforderte eine Neubelegung, die jedoch nicht überliefert ist; dies galt auch für die Mannschaftsbaracken.
 


3. Mannschaftsbaracken

Im »Adressbuch« bzw. in der Zeichnung ist die Struktur der Mannschaftsbaracken beschrieben:

Baracke

In jeder Baracke waren bis zu 132 Gefangene untergebracht:

Die am 06.04.1917 zuerst aufgenommenen Mannschaften aus Tokushima wurden zum größten Teil im Westteil (in der Zeichnung jeweils am linken Ende) der Baracken II bis VII verteilt. Als Nachbarn zur Rechten zogen am 08.04. die Kameraden aus Marugame ein, und an diese schlossen sich am 09.04. die aus Matsuyama an. Mithin bestand bis zum Sommer 1918 folgende Belegungsstruktur (Korp. = Korporalschaft):
 
Barackeaus Tokushimaaus Marugameaus Matsuyama
II1.-2. Korp.3.-5. Korp.6.-8. Korp.
III9.-10. Korp.19.-21. Korp.14.-16. Korp.
IV17.-18. Korp.11.-13. Korp.22.-24. Korp.
V25.-26. Korp.27.-29. Korp.30.-32. Korp.
VI33.-34. Korp.35.-37. Korp.38.-40. Korp.
VII41. Korp.42.-43. Korp.44.-47. Korp.
VIIIFeldwebel/Unteroffiziere ohne Zugehörigkeit zu einer Korporalschaft

 

Anmerkungen

1. Vereinzelt gab es Meinungsverschiedenheiten mit den japanischen Behörden über die Frage, wer als Offizier im Sinne der Artikel 6 und 17 der Anlage zur Landkriegsordnung zu behandeln war. Im vorliegenden Fall genehmigte Lagerkommandant Matsue die Unterbringung einiger Nicht-Offiziere im Offizierslager, wobei anzunehmen ist, dass er bei der Auswahl der Männer den Vorschlägen des Lagerältesten folgte.

2. Baracke I war eine Mehrzweckbaracke, in der nur wenige, mit Sonderaufgaben betraute Gefangene untergebracht waren.
 

©  Hans-Joachim Schmidt
Zuletzt geändert am .