Tsingtau und Japan 1914 bis 1920
Historisch-biographisches Projekt
Vorkriegszeit
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Seefront-Batterien in Tsingtau 1914
I. Lage der Seefront-Batterien
Für die seeseitige Verteidigung Tsingtaus waren vor dem Krieg und während des gesamten Verlaufs fünf Batterien vorhanden:1
Hsiauniwa | Bismarckberg |
Yunuisan | Tsingtau Huitschuenhuk |
II. Eckdaten der Batterien
Die wichtigsten Daten der Seefrontbatterien ergeben sich aus der Tabelle.
Tabelle 1: Seefrontbatterien | ||||
---|---|---|---|---|
Standort | Geschütze (Typ) | Zahl | Kaliber | Reichweite |
Bismarckberg | Haubitze | 4 | 28,0 cm | 105 hm |
Huitschuenhuk (an der Auguste-Victoria-Bucht) | Haubitze Schnellladekanone | 2 2 | 24,0 cm 15,0 cm | 135 hm 130 hm |
Tsingtau (Ostufer der Tsingtau-Bucht) | Kanone Schnellladekanone | 2 2 | 15,0 cm 15,0 cm | 125 hm 125 hm |
Yunuisan (südwestl. Landzunge) | Schnellladekanone | 4 | 8,8 cm | 60 hm |
Hsiauniwa (westl. Taihsitschen) | Kanone | 4 | 21,0 cm | 125 hm |
Quelle: Aßmann, S. 108 (Reichweite in Hektometern angegeben) |
III. Problem der Reichweite
Bei der Konzeption der Seefrontwerke ging man von folgender Lage aus: Der Feind nähert sich von See, beschießt die Befestigungen und versucht, an der Küste Truppen zu landen; möglicherweise will er sogar die Einfahrt in die Kiautschou-Bucht erzwingen. Hierbei gerät der Feind unweigerlich in die Reichweite der Seefrontbatterien.
Diese Annahme erwies sich als unrealistisch, wie die Abbildung zeigt. Die Japaner unternahmen nämlich keinen Versuch, allein mit ihren Schiffen die Seefront niederzukämpfen. Ihre Blockadeflotte (am rechten Bildrand angedeutet) hielt sich konsequent außerhalb der Reichweite der deutschen Batterien, konnte aber selbst ungehindert, wenn auch nicht sehr präzise, das gesamte Schlachtfeld bis in die Stadt hinein unter Feuer nehmen.2
Weder aus den Akten noch aus der Literatur geht hervor, aus welchem Grunde man deutscherseits diesen empfindlichen Nachteil in Kauf nahm. Denn dass moderne Schnellladekanonen auf Schiffen deutlich mehr als 150 hm erreichen konnten, war ab Anfang des Jahrhunderts bekannt bzw. absehbar.
In seinem Bericht konnte Gouverneur Meyer-Waldeck (S. 30) dem Dilemma immerhin eine positive Seite abgewinnen: »Eine wertvolle Unterstützung, die die Belagerungsarbeiten der Japaner besonders aufhielt und dem Angreifer sehr große Verluste beibrachte, war es, daß alle Seewerke auch in den Landkampf eingreifen konnten, ein Umstand, mit dem bis dahin gar nicht gerechnet worden war. Die erforderlichen Einrichtungen zum planmäßigen Schießen und für telefonisch verbundene Beobachtungsstände auf gut gelegenen Punkten in der innersten Bergkette wurden bald getroffen und haben sich während der ganzen Beschießung umso mehr bewährt, als die Seewerke während des großen vom Gegner beobachteten Abstandes fast keine Gelegenheit hatten, gegen Schiffsziele zu wirken.«3
Literatur
Anmerkungen
1. Die nach der Kiautschou-Bucht gerichtete Batterie am Molenkopf (Werftgelände bzw. Großer Hafen) wird hier nicht berücksichtigt.
2. Die gepunktete Kreislinie markiert einen 160-hm-Radius, die mit entsprechender Munition jedoch übertroffen werden konnte.
3. Nur ein einziges Mal gelang es der Huitschuenhuk-Batterie, einen Treffen auf dem »unvorsichtigen« Linienschiff Triumph zu landen. (Vollerthun S. 127)
© Hans-Joachim Schmidt
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