Tsingtau und Japan 1914 bis 1920
Historisch-biographisches Projekt
Musterkolonie Tsingtau
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Lage und Gliederung des Pachtgebiets Kiautschou
I. Geografische Lage
Das Schutzgebiet Kiautschou liegt an der Südortküste der chinesischen Provinz Schantung. Koordinaten (nach Mohr S. 441) : zwischen 35° 53' 30' und 36° 16' 30" nördlicher Breite und zwischen 120° 10' 30" und 120° 37' 40" östlicher Länge.
Karte 1: »Kiautschou und Umgebung« aus »Kleiner Kolonialatlas«, herausgegeben von Sprigade und Moisel, Ausgabe 1912, Berlin: Reimer. (Bitte anklicken, um das Originalformat zu sehen.)
Die Hauptkarte zeigt den größten Teil der chinesischen Provinz Schantung; der südwestliche Teil ist durch die Nebenkarte verdeckt. An der Ostspitze der Halbinsel liegt das englische Pachtgebiet Weihaiwei (seit 1898), das ebenso wie das deutsche von einer »Neutralen Zone« umgeben ist. 120 Kilometer nordnordwestlich von Weihaiwei liegt der Kriegshafen Port Arthur (1898 russisch, seit 1905 japanisch: Ryojun).
Fünf Sechstel des deutschen Pachtgebiet werden durch das Stadtgebiet Tsingtau und das sich angeschließende Landgebiet gebildet. Zum Festland gehört darüber hinaus die Halbinsel Haishi südwestlich von Tsingtau (auf der Nebenkarte links unten). Die größte Insel Yintau liegt im Norden der Kiautschou-Bucht, die drittgrößte Huangtau in deren Süden, die zweitgrößte Insel Tolosan außerhalb der Bucht.
II. Gliederung
Die konziseste Zusammenstellung von Gebietsdaten bietet das Handbuch von Mohr (S. 441–444), aus dem in Tabelle 1 die Daten (nicht deren Darstellung!) übernommen sind.
Tabelle 1: Fläche, Ortschaften und Einwohner | ||||
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Zeile | Name | Fläche in qkm | Ort- schaften1 | Ein- wohner2 |
I. Festland | ||||
1 | Stadtgebiet | 19,830 | 4 | 34.180 |
2 | Landgebiet | 441,646 | 208 | 101.939 |
3 | Haihsi [deutsch: Kap Jaeschke] | 46,574 | 25 | 10.870 |
4 | Zwischensumme (Z. 1 bis 3) | 508,050 | 237 | 146.989 |
II. Inseln innerhalb (Zeile 6 und 7) und außerhalb (Zeile 8 und 9) der Kiautschou-Bucht | ||||
6 | Huangtau | 5,390 | 6 | 1.812 |
7 | Yintau | 28,790 | 16 | 9.526 |
8 | Tolosan (= Schuilingschan) | 7,555 | 16 | 1.934 |
9 | Tschuschatau (östlich Haihsi) | 0,341 | 1 | 277 |
10 | Plätze an der Westseite der Bucht3 | . | 2 | 602 |
11 | Sonstige Inseln
a) innerhalb der Bucht (4): Hafeninsel Insel westlich von Huangtau Insel südwestlich von Huangtau Mautau (bei Tsangkou) b) außerhalb der Bucht (17): Arkonainsel Felseninsel (östlich Futau), Futau (vor Schatzykou-Bucht) Hsiaukungtau Klein-Futau (vor Schatzykou-Bucht) Lientau (3 Inseln bei Tschutschatau) Maitau (bei Prinz-Heinrich-Bergen) Pinliutau (bei Tschutschatau) Steininsel (südlich Futau) Taikungtau Insel nördlich Tolosan Insel östlich Tolosan Tschalientau Tschytau (bei Maitau) Tupfen (westlich von Taikungtau) | 4 1,523 | ||
12 | Zwischensumme (Z. 6 bis 11) | 43,599 | 41 | 14,151 |
13 | SUMME (Z. 4+12) | 551,649 | 278 | 161.140 |
Hinweise (Mohr S. 441):
a) Die Wasserfläche in der inneren Kiautschou-Bucht beträgt 560 qkm, die Wasserfläche der Arkonasee 16,5 qkm (jeweils bis zur Hochwassergrenze). b) Die das Schutzgebiet halbkreisförmig umgebende Zone (50-km-Zone) umfasst ein Gebiet von rund 7.650 qkm. |
III. Abgrenzung der Bezirksämter
Bei der Organisation der Verwaltung und des Justizwesens entschloss sich das Gouvernment, zwei Bezirksämter zu bilden: Tsingtau und Litsun.5 Die räumliche Abgrenzung zwischen beiden erfolgte durch die Bekanntmachung vom 30.12.1899 (Amtsblatt 1900 S. 81, siehe auch Mohr S. 71 f.):
»Der Bezirk des Bezirksamtes Tsingtau umfasst die Ortschaften:6 | ||
Tsingtau
Tapautau Fouschanso Hsintschiatschuang Hsiautsuntschuang Hsiauyau Huitschüen Hutautsy Kangtschiatschuang |
Maitau
Syfang Taitungtschen Tayau Tientschiatsun Tschanschan Tschungtschiawa Tsopuling Wutschiatsun | |
und die Ortschaften auf der westlichen Halbinsel (Cap Evelyn7) und der Insel Huangtau.
Alle übrigen Ortschaften gehören zum Bezirksamt Litsun.« | ||
Karte 2: Landgrenze zwischen den beiden Bezirksämtern (stark vereinfacht), erstellt auf der Grundlage der Karte des Schutzgebiets-Führers 1911.
Hinweis zum Stand des Jahres 1911 (Mohr S. 71): »Ausser den aufgeführten Ortschaften gehören ferner zum Bezirksamt Tsingtau: das im Jahre 1904 entstandene, im Stadtgebiet gelegene Taihsitschen, seit Januar 1908 auch der Dschunkenplatz Taputou, sowie sämtliche Inseln, insbesondere Yintau, desgl. der neu entstandene Hafenplatz Hungschyyai an der Westseite der Bucht.«
IV. Orts/-Garnisongrenze
Für die Soldaten bzw. den Dienstbetrieb bedeutsam ist die Garnisongrenze. Nach Mohr (S. 473) fällt sie mit der Garnisongrenze zusammen. »Als Garnisongrenze ist festgesetzt:
a) nach der Landseite eine Linie das Yangtschiatsunflussbett entlang nach Tschung tschia wa und Iltishuk, die Ortschaften Tai tung tschen, Tschung tschia wa und Tschan schan außerhalb liegend lassend,
b) nach der Seeseite eine Linie von Iltishuk - Kap Jaeschke - Ostspitze Insel Huang tan - Südspitze Insel Yintau - Mündung des Haipo.«
Karten 3 und 4: Garnisongrenze see- und landseitig, erstellt auf der Grundlage einer Karte aus Meyers Geographischem Handatlas (1912).
Anmerkungen:
1. Zu manchen geografischen Bezeichnungen gibt es abweichende Schreibweisen. Im Folgenden werden die von der deutschen Verwaltung und den meisten Augenzeugen benutzten Transskriptionen verwendet, und zwar regelmäßig in vereinfachter Form, d.h. mehrsilbige Namen werden zusammengeschrieben unter Weglassung der Apostrophe (Beispiel »Taputou« statt »T'aput'ou«).
2. Bei den Einwohnerdaten ist der Stand von 1910 angegeben. Eine ebenso detaillierte Statistik für 1913 wurde vermutlich erstellt, aber nicht im Amtsblatt veröffentlicht.
3. Laut Statistik 1910 handelt es sich um die Plätze Taputou (363 Einwohner) und Hungschyyai (239 Einwohner). Warum keine Fläche ausgewiesen ist, bleibt offen.
4. Für die »Sonstigen Inseln« werden bei Mohr (S. 444) keine Einwohner angegeben, d.h. sie gelten als unbewohnt. Aus der Statistik 1910 ergibt sich jedoch, dass auf Tschalientau 5 Personen wohnten, nämlich der Leuchtturmwärter und seine Familie; diese Personen sind bei Mohr der Zahl für Tschuschatau zugeschlagen.
5. Näheres zu den Aufgaben der Bezirksämter bei Hövermann (S. 28 ff.).
6. In der folgenden Aufzählung fehlen 6 Orte, die in der Bekanntmachung noch enthalten waren, nämlich Haipo, Hsiauniwa, Hsiaupautau, Mengtschiakou, Sautschutan und Yangtschiatsun. Laut Mohr (S. 71) wurden sie dem Stadtgebiet zugeschlagen.
7. Ältere Bezeichnung für Haihsi (Kap Jaeschke).
Literatur:
© Hans-Joachim Schmidt
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