Tsingtau und Japan 1914 bis 1920
Historisch-biographisches Projekt


Militärorganisation

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Besoldung (Löhnung) der Soldaten und Beamten in Kiautschou 1914

  1. Einführung
  2. Gehälter und Löhnung der Soldaten
  3. Gehälter der Beamten
  4. Zum Vergleich

1. Einführung

Der größte Anteil an den Ausgaben im Etat 1914 des Pachtgebiets Kiautschou entfiel naturgemäß auf das Personal der Garnison, angefangen vom Gouverneur bis zum Gemeinen bzw. zum Trichinenschauer.

Grundsätzlich erhielten die Beschäftigten das Gehalt (bzw. die Löhnung), welches ihnen auch in der Heimat zugestanden hätte. Dazu kamen Dienstzulagen – vor allem die Kolonialzulage – und Zuschüsse unterschiedlicher Art. In Bezug auf die Soldaten wurde der Begriff "Geldverpflegung" verwendet (siehe Kapitel 2 des Etats) als Summe des Gehalts der Offiziere, der Löhnung der Unteroffiziere und Gemeinen und der sonstigen Gebührnisse an Geld.

Die folgenden – noch nicht vollständigen – Übersichten zeigen, dass das Jahreseinkommen des Personals sehr stark ausdifferenziert war. Die einzelnen Dienstposten wurden dem Kiautschou-Etat entnommen und in den beiden letzten Spalten ergänzt durch Hinweise auf das Reichs-Besoldungsgesetz vom 15. Juli 1909 und die Preußische Beamten-Besoldungs-Ordnung vom 26. Mai 1909. Bei aufsteigenden Gehältern wurde stets das Endgehalt (letzte und höchste Gehaltsstufe) angegeben.

Zum Reichs-Besoldungsgesetz gehören die Besoldungsordnungen (Bes.-O.)
I. Reichsbeamte, unterteilt in A. Aufsteigende Gehälter (Klassen 1 bis 70) und B. Einzelgehälter (Ziffern 1 bis 22),
II. Gesandtschaftspersonal (Klassen 1 bis 10),
III. Offiziere (A. Heer: Lfd.Nr. 1 bis 24, B. Marine: Lfd.Nr. 1 bis 19),
IV. Unteroffiziere (A. Heer: Lfd.Nr. 1 bis 14, B. Marine: Lfd.Nr. 1 bis 15).
Der Ausdruck "III.B#15" verweist also auf die Bes.-O. für Offiziere (III), Teil Marine (B), Lfd.Nr. 15.

Die preußische Regelung wird hier herangezogen für solche Dienstposten, z.B. Lehrer, die in den Reichsbesoldungsordnungen nicht vorgesehen sind. Gliederung:
A. Gehälter, die nach Dienstaltersstufen aufsteigen (Klassen 1 bis 53),
B. Gehälter, die nicht nach Dienstaltersstufen aufsteigen (Klasse 54, Lfd.Nr. 1 bis 24),
C. Einzelgehälter (Klasse 55, Lfd.Nr. 1 bis 49),
D. Gehälter für die Beamten der Preußichen Zentral-Genossenschaftskasse (Lfd.Nr. a bis k).
Der Ausdruck "A.50" verweist also auf die preußische Bes.-O. A Klasse 50.

Abkürzungen: DAE = Dienstaufwandsentschädigung; npf. = nichtpensionsfähig; pf. = pensionsfähig, St. = (Gehalts-)Stufe (bei aufsteigenden Gehältern); vglb. = vergleichbar; Zul. = Zulage; zzgl. = zuzüglich
 

2. Gehälter und Löhnung der Soldaten
Dienstliche Stellung/AufgabeGehaltZulageBes.-O.Bemerkungen
Gouverneur  18.000  12.000 Etat zzgl. Repräsentationszulage 10000;
zzgl. persönliche Zulage 10000
Anmerkung:
Durch die Gewährung der persönlichen Zulage wurde Gouverneur Meyer-Waldeck seinen Amtskollegen in den um ein vielfaches größeren Schutzgebieten Deutsch-Ostafrika und Deutsch-Südwestafrika finanziell gleichgestellt.
 
Offiziere
Dienstliche Stellung/AufgabeGehaltZulageBes.-O.Bemerkungen
Chef des Stabes = Kapitän zur See    8.772    6.000 III.B#15 Festgehalt; npf.Zulage 600
Kommandeur [des SB] = Oberstleutnant
Kommandeur [der MAK] = Fregattenkapitän
Artillerieoffizier vom Platz = Fregattenkapitän
Marine-Generaloberarzt
   6.552    5.400 III.B#12
III.B#12
III.B#12
III.B#11
Festgehalt; pf.Zulage 1150
Ingenieuroffizier vom Platz = Major
Marine-Oberstabsarzt
   6.552    5.400 III.A#8
III.B#11
Festgehalt
Marine-/Torpedo-Oberingenieur    5.200    n.v. III.B#6 Festgehalt
Kapitänleutnant    5.100    4.700 III.B#9 40% = 3400 (npf.Zul. 360), 40% = 4600 (npf.Zul. 300), 20% = 5100 (npf.Zul. 300)
Hauptmann
Feuerwerks-/Torpederkapitänleutnant
   5.100    4.700 III.B#7 1.-4. Jahr 3400, 5.-8. Jahr 4600, ab 9. Jahr 5100
Marine-Stabsarzt    5.100    4.700 III.B#8 40% = 3400, 40% = 4600, 20% = 5100
Marine-/Torpedo-Ingenieur    4.200    n.v. III.B#5 Festgehalt
Feuerwerksleutnant, -oberleutnant
Torpederleutnant, -oberleutnant
   3.100    4.000 III.B#4
III.B#4
1.-3. Jahr 2500, 4.-6. Jahr 2700, 7.-9. Jahr 2900, ab 10. Jahr 3100
Festungsbau-Leutnant, -Oberleutnant    3.100    4.000 III.A#5 1.-3. Jahr 2000, 4.-6. Jahr 2300, 7.-9. Jahr 2600, 10.-12. Jahr 2900, ab 13. Jahr 3100
Leutnant zur See, Oberleutnant zur See    2.400    4.000 III.B#3 1.-3. Jahr 1500, 4.-6. Jahr 1700, 7.-9. Jahr 1900, 10.-12. Jahr 2100, ab 13. Jahr 2400;
Zulage ab 7. Jahr 180
Marine-Assistenzarzt, -Oberassistenzarzt    2.400    4.000 III.B#2 1.-3. Jahr 1700, 4.-6. Jahr 2100, ab 7. Jahr 2400
Leutnant, Oberleutnant    2.400    4.000 III.B#1 1.-3. Jahr 1500, 4.-6. Jahr 1700, 7.-9. Jahr 1900, 10.-12. Jahr 2100, ab 13. Jahr 2400
Anmerkung:
Wie vielfach berichtet wird, reichten die Gehälter der Subalternoffiziere – unterhalb Kapitänleutnant/Hauptmann – nur knapp aus zur Führung eines "standesgemäßen" Lebens. Umso stärkeres Gewicht hatte die Kolonialzulage, die beim Leutnant das etwa 1,6-fache des Gehalts betrug.
 
Deckoffiziere und Waffenspezialisten
Dienstliche Stellung/AufgabeGehaltZulageBes.-O.Bemerkungen
Oberdeckoffizier [z.B. Oberfeuerwerker]    2.580    2.600 IV.B#15 Festgehalt
Deckoffizier [z.B. Feuerwerker]    2.100    2.600 IV.B#14 Festgehalt
Obermusikmeister oder Musikmeister [SB]    2.460    2.600 IV.B#12 1.-3. Jahr 1260, [...], ab 22. Jahr 2460
Artilleriewart    2.126    2.200 IV.B#11 1.-3. Jahr 1476, [...}, ab 22. Jahr 2126; pf. Zuschuss als Panzerturmwärter 100-400 je nach Dienstzeit
Festungsbaufeldwebel    1.800    2.600 IV.A#10 1.-3. Jahr 1300, 4.-6. Jahr 1550, ab 7. Jahr 1800
Anmerkung: –
Unteroffiziere
Dienstliche Stellung/AufgabeGehaltZulageBes.-O.Bemerkungen
Feldwebel (Registrator)    900    1.750 ? zzgl. pf.Zul. 1500-2400 je nach Dienstzeit
Feldwebel, Wachtmeister [außer SB]
Sanitätsfeldwebel
   900    1.750 IV.B#10
IV.B#10
 
Feldwebel, Wachtmeister [SB]    792    1.750 IV.B#4 zzgl. freie Bekleidung
Fähnrich zur See [außer SB]    835    n.v. IV.B#9 einschl. Kleidergeld 360
Vizefeldwebel, Vizewachtmeister [außer SB]    792    1.750 IV.B#7 einschl. Kleidergeld 108
Vizefeldwebel, Vizewachtmeister [SB]    612    1.750 IV.B#3 zzgl. freie Bekleidung
Obermaat, Oberartilleristenmaat, Obersanitätsmaat    792    1.750 IV.B#6 einschl. Kleidergeld 108
Sergeant nach 9 Dienstjahren [SB]    612    ? IV.B#4 zzgl. freie Bekleidung
Maat, Artilleristenmaat, Sanitätsmaat    583    ? IV.B#5 einschl. Kleidergeld 108
Sergeant mit weniger als 9 Dienstjahren [SB]
Unteroffizier nach 5,5 Dienstjahren [SB]
   522    ? IV.B#2 zzgl. freie Bekleidung
Unteroffizier mit weniger als 5,5 Dienstjahren [SB]    349    ? IV.B#1  
Anmerkung:
Die Soldaten dieser Gruppe sind Löhnungsempfänger. Sie haben Anspruch auf Unterkunft oder Servis und erhalten neben der Löhnung noch Naturalverpflegungsgebührnisse.
Mannschaften
Dienstliche Stellung/AufgabeGehaltZulageBes.-O.Bemerkungen
Obermatrosenartillerist
Gemeiner mit Obermatrosenrang
Obersanitätsgast
   280   Etat  
Gemeiner [Matrosen- und Werftdivision]
Matrosenartillerist
Sanitätsgast, Marine-Krankenwärter
   262   Etat  
Gefreiter [SB]    172   Etat  
Gemeiner [SB]    154   Etat  
Anmerkung:
Sämtliche Mannschaften haben Anspruch auf freie Unterkunft, Bekleidung und Naturalverpflegung.
 

3. Gehälter und Löhne der Beamten
Dienstliche Stellung/AufgabeGehaltZulageBes.-O.Bemerkungen
Beamte der Rangklasse 3 und höher
Zivilkommissar
Oberrichter
   9.300    6.000 vglb. A.50 ab 6300
Direktor der Werft    7.200    5.400 I.59 ab 4200 (5 St.);
zzgl. pf.Zul. 1200; zzgl. DAE 3000
Baudirektor
Intendant
   7.200    5.400 I.59 ab 4200 (5 St.);
zzgl. pf.Zul. 1200
Beamte der Rangklasse 4
Direktor des Observatoriums
Intendanturrat
Intendantur- und Baurat
   7.200    4.700 I.59 ab 4200 (5 St.);
zzgl. pf.Zul. 600
Regierungsrat
(als ständiger Hilfarbeiter des Zivilkommissars)
   7.200    4.700 I.59 ab 4200 (5 St.)
Bezirksamtmann (zugleich Kriegsgerichtsrat)
Richter
Gouvernementoberförster
Betriebsleiter [Hafenbau/Tiefbau]
Baumeister für Schiff- oder Maschinenbau
   7.200    4.700 I.57 ab 3000 (7 St.)
Direktor der Lehranstalt    7.200    4.700 A.44 ab 4800 (4 St.);
zzgl. pf.Zul. 400
Dozent an der Hochschule (als Leiter der Gesamtanstalt)    7.200    4.700 A.41 ab 3000 (7 St.);
zzgl. npf.Zuschuss 2000
Dozent an der Hochschule (als Leiter der Übersetzungsanstalt)    7.200    4.700 A.41 ab 3000 (7 St.);
zzgl. npf.Zuschuss 1200
Dozenten an der Hochschule    7.200    4.700 A.41 ab 3000 (7 St.);
zzgl. npf.Zul. 900-1200
Oberlehrer an der Lehranstalt    7.200    4.700 A.40 ab 2700 (7 St.)
Gouvernementspfarrer    6.600    4.700 I.52 ab 3000 (6 St.)
Indendanturassessor    4.200    4.700 I.32 ab 3000 (3 St.)
Oberveterinär    3.200    4.700 I.19 ab 2400 (3 St.)
Beamte der Rangklasse 5
Vorstand des Kajenbetriebs    6.600    4.000 I.52 ab 3000 (6 St.)
Dolmetscher    6.000    4.000 I.48 ab 3000 (5 St.)
Gouvernementtierarzt    5.550    4.000 ? ab 3450
Marine-Stabszahlmeister    5.500    4.000 I.46 ab 4800 (2 St.)
Polizeichef    5.400    4.000 A.29 ab 4200 (3 St.)
Marine-Stabsapotheker    4.500    4.000 I.37 ab 2700 (3 St.)
Beamte der Rangklasse 6
Garnisonverwaltungsdirektor    5.550    3.600 I.45b ab 4400 (3 St.)
Konstruktionssekretär [Werft]    5.000    3.600 I.43b ab 3200 (4 St.)
Vorstand des Landamts    4.800    3.600 I.39 ab 2700 (6 St.)
Sekretär der Landesverwaltung
Technischer Sekretär
Intendanturbausekretär
Betriebsingenieur [E-Werk]
   4.500    3.600 I.35b ab 2100 (6 St.)
Intendantur-Sekretär, Ober-I.-S.    4.500    3.600 I.35a ab 2100 (7 St.)
Gerichtsschreiber    4.500    3.600 I.34 ab 1800 (8 St.)
Marine-Zahlmeister, -oberzahlmeister    4.200    3.600 I.30 ab 2500 (6 St.)
Beamte der Rangklasse 7
Lehrer an der Lehranstalt    4.200    3.300 A.19 ab 1800 (9 St.)
Werkmeister    4.000    3.300 I.27 ab 2000 (6 St.)
Garnisonverwaltungsinspektor
Inspektor bei den Lehranstalten
   3.600    3.300 I.24 ab 2000 (7 St.)
Baupolizeiassistent
Werftbuchführer
Betriebsführer [Wasserwerk, Kanalisation, Straßen]
   3.300    3.300 I.21 ab 1800 (7 St.)
Katasterzeichner als Sekretär beim Landamt    3.300    3.300 A.13a ab 1650 (7 St.)
Hafenmeister    3.200    3.300 I.18 ab 1800 (7 St.)
Revierförster, Förster    2.600    3.300 I.15 ab 1500 (7 St.)
Beamte der Rangklasse 8 und darunter
Polizeioberwachtmeister    2.700    2.600 A.11c ab 1650 (4 St.)
Bureaugehilfe
Polizeiwachtmeister
Hafenamtsschreiber
Bauschreiber
Verwalter, Maschinenmeister [Schlachthof]
Maschinenmeister [Wasserwerk, Kanalisation]
   2.300    2.600 I.13
A.9
ab 1650 (5 St.)
Marine-Zahlmeisteraspirant    2.100    2.600 ? Festgehalt
Waffenmeister    2.200    2.200 I.12 ab 1600 (6 St.)
Polizeiwachtmann
Gefängnisoberaufseher
Waschmeister
Hallenmeister [Schlachthof]
Magazinaufseher
   2.100    2.200 vglb. A.8 ab 1400 (6 St.)
Gefängnisaufseher
Trichinenschauer [Schlachthof]
   1.200    1.700 I.6a ab 1200 (7 St.)
 

4. Zum Vergleich

Um einschätzen zu können, ob Gehälter und Löhne der im Pachtgebiet wohnenden Soldaten und Zivilbediensteten auskömmlich waren oder sogar die Bildung von Rücklagen (Ersparnissen) ermöglichten, müsste man Genaueres über die Lebenshaltungskosten wissen; hierzu stehen jedoch keine Daten zur Verfügung.

Immerhin kann man einen Vergleich ziehen zum Arbeitseinkommen unselbständiger Erwerbstätiger in der Heimat, das von Wehler (Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Band III. München: Beck 1995, S. 778) für das Jahr 1913 in sechs Industriebranchen wie folgt angegeben wird:
1. Metallerzeugung1.513 Mark
2. Steinkohlenbergbau1.496 Mark
3. Druckgewerbe1.493 Mark
4. Baugewerbe1.446 Mark
5. Metallverarbeitung1.417 Mark
6. Textilindustrie   786 Mark

Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass der Stundenlohn für ungelernte Arbeiter sehr viel niedriger war als für Facharbeiter (Beispiel Bergbau: 35,9 zu 81,1 Pfennig je Stunde)! Was die regelmäßige Wochenarbeitszeit betrifft, so lag sie in der Heimat bei etwa 55 Stunden und dürfte im Pachtgebiet annähernd gleich gewesen sein.

Für Offiziere und Beamte dürfte die Kolonial- bzw. Auslandszulage durchaus ein Motiv gewesen sein, für eine mehrjährige Tätigkeit im Pachtgebiet zu optieren. Dies ergibt sich auch aus der insoweit sehr optimistischen Darstellung von Bodecker.
 

©  Hans-Joachim Schmidt
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