Tsingtau und Japan 1914 bis 1920
Historisch-biographisches Projekt


Musterkolonie Tsingtau

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Verkehrsanbindung des Pachtgebiets

  1. Kiautschou und Schantung
  2. Landweg von und nach Europa
  3. Seewege von und nach Europa

 

I. Kiautschou und Schantung

Karte 1 (Grundlage: Karte in der Kiautschou-Denkschrift für 1908 S. 94) zeigt die wichtigsten Strecken, die das Pachtgebiet mit dem Inneren Chinas verbinden.
 

 
a) Von ausschlaggebender Bedeutung ist dabei die Schantung-Bahn (grün eingezeichnet), die über die Kohlenfelder von Fangtse und Hungschan (im Original schwarz eingezeichnet) bis zur Provinzhauptstadt Tsinanfu führt. Der amtliche Fahrplan vom 01.06.1914 gibt für den Schnellzug 08:30 Uhr ab Tsingtau folgende Entfernungen und Zeiten an:
Nükukou  28an 09:10Weihsien196an 12:57
Kiautschou  81an 10:15Tsingtschoufu255an 14:14
Kaumi107an 10:53Tschangtien302an 15:12
Fangtse183an 12:34Tsinanfu-West412an 17:59

b) In Tsinanfu trifft die Schantung-Bahn auf die Tientsin-Pukou-Bahn; diese führt (gelbe Pfeile) nach Norden bis nach Tientsin (ab Tsinanfu: 335 km), wo Anschluss nach Peking besteht, nach Süden bis Pukou bei Nanking (ab Tsinanfu 1085 km).

c) In Weihsien soll ein Anschluß an die Bahn (blau eingezeichnet) hergestellt werden, die demnächst über Laitschoufu (ab Weihsien 103 km) und Huanghsien (179 km) bis zur Hafenstadt Tschifu führt (258 km, außerhalb der Karte liegend).

d) Projektiert ist ferner eine Bahnverbindung (blau) von Tsingtau in die nördlich gelegene chinesische Kreishauptstadt Tsimo (43,4 km von Tsingtau-Mitte entfernt und innerhalb der 50-km-Zone gelegen).
 


II. Landweg von und nach Europa

Im Jahr 1905 war der 1891 begonnene Bau der russischen »Transibirischen Eisenbahn« so weit gediehen, dass man von einer Bahnverbindung zwischen Berlin und Tsingtau sprechen konnte. Hierauf nimmt Karte 2 Bezug, deren (unbekannter) Zeichner den letzten Streckenabschnitt recht unbekümmert direkt von Irkutsk nach Peking, d.h. quer durch die Mongolei, führte.
 

 
Im Mohr'schen Handbuch (S. 474) wird von Tientsin aus eine andere Route (siehe gepunktete Linie in der Karte) angegeben, nämlich über Mukden und Harbin nach Irkutsk (Baikalsee). Dafür werden folgende Entfernungen ab Tsingtau genannt: Tientsin 752 km — Mukden 1.428 km — Harbin 1.968 km — Manchuria 2.893 km — Irkutsk 4.412 km — Tscheljabinsk 7.664 km — Moskau 9.862 km — Berlin 11.794 km.
Die Reise nach Mukden verkürzt sich um etwa 400 km, wenn man per Schiff nach Tschifu und von dort nach Dalny (Port Arthur) reist. An der Gesamtreisezeit von etwa 14 Tagen ändert sich dadurch nicht viel.

Die Gesamtkosten der Reise (über Dalny) werden, je nach Zug und Klasse, mit 350 bis 750 Mark angegeben (Behme/Krieger S. 8, Weicker S. 224 f.).
 


III. Seewege von und nach Europa

Der gewöhnliche Weg aus der Heimat nach Tsingtau, den zwischen 1898 und 1914 etwa 25.000 Soldaten (ohne das Expeditonskorps beim »Boxerkrieg« 1900/1901) zurückgelegt haben, führt per Schiff über Gibraltar, Suezkanal, Colombo, Singapur und Shanghai. Transportdauer: etwa 6 Wochen; siehe die Tabelle und die Reisebeschreibung von Weicker (S. 213-225).

Etwa eine Woche können Reisende sparen, wenn sie per Bahn zunächst nach Genua oder Neapel fahren und dort einen Dampfer nach Ostasien nehmen. Der Fahrpeis von Hamburg bis Shanghai beträgt in der billigsten (III.) Klasse etwa 500 Mark, in der II. bzw. I. Klasse das Zwei- bzw. Dreifache.

Eine zeitsparende, jedoch finanziell aufwendigere Möglichkeit, nach Ostasien zu reisen, eröffnet der kombinierte See-Land-Weg über Nordamerika: von Europa per Schiff nach New York (nach Behme/Krieger S. 10: etwa 6 Tage), von dort mit der Eisenbahn nach San Francisco (etwa 5 Tage), von dort per Schiff nach Schanghai/Tsingtau (etwa 20 Tage).
 

Literatur:


 

©  Hans-Joachim Schmidt
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