Tsingtau und Japan 1914 bis 1920
Historisch-biographisches Projekt


Lager Kurume

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Kunst- und Gewerbe-Ausstellung in Kurume (1918)

— Ausstellungskatalog —
 

Katalog Die am 29.11.1918 um 8:30 Uhr eröffnete dritte Ausstellung war die größte in der Geschichte des Lagers Kurume; sie endete am 4.12.1918.1 Dazu wurde ein Katalog gedruckt, in dessen Hauptteil die Exponate in den verschiedenen "Abteilungen" nachgewiesen sind; darüber hinaus enthält er einige Sonder-Kapitel sowie eine Beilage.

   Vorwort (S. 1-2 des Originals)
   Öffnungszeiten, Verkauf (S. 3-4)
   Abteilung Holzbildkunst mit 79 Exponaten (S. 5-8)
   Abteilung Metallarbeiten mit 68 Exponaten (S. 9-14)
   Abteilung Bildende Kunst mit 274 Exponaten (S. 15-20)
   Abteilung Verschiedenes mit 54 Exponaten (S. 21-24)
   Abteilung Abteilung Dichtkunst/Theater (S. 25-27)
   Abteilung Abteilung Tonkunst (S. 28a-28b)
   Gebrauchsgegenstände (S. 29-30)
   Ausstellerverzeichnis (S. 31-32)
   Nachtrag (S. 33-34, Exponate oben eingerechnet)
   Impressum und Motto (S. 35-36)
   Veranstaltungen [Beilage]

Die im Folgenden in [ ] gesetzten Überschriften usw. sind nicht Teil des Originals, sondern wurden vom Redakteur eingefügt. Die Dienstgrade wurden bei Namensnennungen weggelassen.

 

[Vorwort der Ausstellungsleitung]

[Die Ausstellungsleitung bestand aus Arthur Bieber, Max Bauer, Fritz Niepert, Hajo Ibben, Walther Uhlenhuth, Alexander Spann und Richard Boerstling.]

Im Februar des Jahres wurde beschlossen, die 3te Kunst- und Gewerbe-Ausstellung nach fast vierjähriger Kriegsgefangenschaft im Lager zu Kurume zu veranstalten.

Wir verfolgten den Zweck, denjenigen Kameraden, welche Lust und Liebe zu irgend einem Handwerke hatten, die drückende Eintönigkeit zu vertreiben. Berichte aus anderen Lagern, die Erfahrungen der früheren Lager-Ausstellungen legen Zeugnis davon ab, welchen Einfluß eine derartige Veranstaltung auf die geistige Betätigung übt, und welche Anregung dadurch zur Anfertigung von Kunst- und gewerblichen Gegenständen gegeben wird.

Dieser Zweck ist, wie wir zu unserer Freude aussprechen können. im Laufe der letzten Monate in vollem Maße erreicht worden. Mancher unter uns hat zweifellos Anregungen für die Zukunft empfangen und hat sich in seinen Beruf wieder einarbeiten können, um nach Friedensschluß mit Freude und Zuversicht an die Arbeit zu gehen.

Umfangreiche Geldunterstützungen ermöglichten es, die Ausstellung im Gegensatze zur ersten im Herbste 1915 und zur zweiten im Herbste 1916 in größerem Umfang abzuhalten.2 Unserer besonderer Dank sei an die folgenden gerichtet:
   An den Hilfsausschuss Kobe
   An den Hilfsausschuss Tokyo
   An den Hilfsausschuss Yokohama
   An den Verein Deutscher Ingenieure, Schanghai
   An Herrn E. Kocher und Frau, Schanghai
   An Herrn G. Korndoerfer, Schanghai
   An Herrn F. Bergmann, Schanghai

Die Arbeitsfreudigkeit wurde angespornt durch Erleichterungen im Einkaufe von Materialien, Beschaffung des nötigen Handwerkszeuges, Erlangung von Arbeitsräumen.3

Die Herren der Firma Siemens-Schuckert, Tokyo, übernahmen in entgegenkommender Weise den Einkauf des größten Teiles von Materialien und Handwerkszeug.4 Auch ihnen sei unser Dank, neben allen, die durch ihre Mitarbeit zum Zustandekommen der Ausstellung beitrugen.
 

[Öffnungszeiten, Verkauf]

Die Ausstellung ist geöffnet täglich von 9-12 und von 1-4 Uhr.
Im Ausstellungsraum ist das Rauchen zu unterlassen.
Die ausgestellten Gegenstände sind nach Möglichkeit nicht zu berühren.
[...]

Anordnung über Verkauf und Bezahlung von Ausstellungsgegenständen
Leitung: Jaehnert, Vertreter: Voskamp
Die in der Ausstellung gekauften Gegenstände werden den Käufern erst nach Schluß der Ausstellung zugestellt.
Lieferung von solchen Gegenständen, die nach einem Muster zur Nachanfertigung bestellt sind, erfolgt sobald wie möglich.
Zwecks Ankauf eines Gegenstandes oder Nachbestellung auf ein Muster bitten wir, sich allein an die Kameraden zu wenden, die weiße Armbinden mit den Buchstaben der betreffenden Abteilungen tragen.
Diese nehmen die Bestellungen auf und händigen den Bestellern Bestellscheine aus. Diesen Schein bitten wir an der Kasse im Vorraume der Ausstellungs-Baracke abzugeben und hier ausschließlich Zahlung für Käufe zu leisten. Die Kasse händigt hierfür eine Quittung aus.
 

Namentliches Verzeichnis der Aussteller

Avemarg E. — Bauer M. — Beckendorf W. — Becker F. — Becker H. — Berthold A. — Bieber A. — Billau M. — Birnbaum O. — Böhm K. — v. Borcke H. — Born L. — Bührer A. — Bunge O. — Clemens E. — Cordes A. — Diers R. — Donat W. — Eckert W. — Ehrenreich W. — Finster G. — Fischer H. — Fischesser F. — Friebel F. — Gladrow A. — Gress A. — Grießer J. — Grube M. — Guse K. — Hamann K. — Hallier H. — Happel R. — Hauer H. — Häusle A. — Heinrich A. — Hellersberg L. — Helmers J. — Hirsch E. — Hopp A. — Huber P. — Hunte K. — Jahn M. — Jaehnert F. — Janell P. — Jock A. — Kaminski G. — Kesselheim N. — Koch W. — König J. — Korte W. — Krabbel H. — Kröhling A. — Kuhlmann F. — Kuschick P. — Manitzky W. — Maus K. — Meie A. — Meienborn E. — Meier Th. — Merck K. — Mersiowsky A. — Müller B. — Müller G. — Müller L. — Narloch J. — Niemitz E. — Niepert F. — Ortlepp Th. — Paulsen A. — Perkucin X. — Peuten H. — Pfeiffer M. — Planert W. — Rentsch A. — v. Riedlstein H. — Roßbander B. — Sartori H. — Schaum J. — Schawe W. — Schmidt L. — Schmidt R. — Schöttler L. — Schröder W. — Schubert W. — Schulz W. — Schramm R. — Schwarm R. — Seiffert R. — Selbach C. — Sieber B. — Sonntag J. — Sprich J. — Stamm R. — Steinbach W. — Steinbrück H. — Steitz W. — Stopsack H. — Thielsch A. — Tjardes H. — Tostmann H. — Uhlenhuth W.T. — Uhlmann A. — Ulbrich E. — Unverzagt F. — Vieweg F. — Vockerodt E. — Vogt B. — Wachsmann H. — Wagner M. — Warmholz L. — Weber F. — Weber O. — Welzel R. — Wilke W. — Wolf L. — Wolkenhauer G. — Wünsch A. — Zillich O.
 

[Motto und Impressum]

Motto (links): "Wer sich viel zutraut, der wird viel leisten."5 Signatur: Holstein, Kurume, 1918.

Impressum (rechts): "Schrift und Druck auf Stein ausgeführt im Lager von Holstein, Gefr. d. R. unter Mitwirkung von Sprich, Uffz. u. Schulz, Sees. d. R."


 

Anmerkungen

1.  Anfangsdatum nach Kolster, Enddatum nach dem übersetzten Bericht der Stadt Kurume (S. 66).

2.  Im Bericht der Stadt Kurume heißt es (S. 21): "Die erste Ausstellung für Kunst und Gewerbe fand am 1. September 1918 statt, die zweite am 8. September 1919." Es muss jedoch "1915" bzw. "1916" heißen (siehe S. 47 und 51). Die Zahl der Exponate bei der dritten Ausstellung wird einmal mit "500" angegeben (S. 21), ein anderes Mal mit "5.000" (S. 66); letzteres ist ein Schreibfehler.

3.  Eine Danksagung an die Lagerleitung, die – vermutlich wegen der konfliktreichen Lagergeschichte – recht zurückhaltend formuliert ist.

4.  Im Bericht der Stadt Kurume (S. 21) heißt es: "Die Kosten für diese Ausstellung in Höhe von 500 Yen sind übrigens zweimal von Hans Drenkhahn von der Firma Siemens in Form einer Spende getragen worden."

5.  Das Motto ist identisch mit dem Titel eines Buches von Orison Swett Marden, dessen deutsche Erstausgabe 1910 bei Engelhardt in Stuttgart erschien (Original: "He can who thinks he can", and other papers on success in life, New York 1908, übersetzt von Max Christlieb; mehrere Neuauflagen bis heute!) – Das Buch befand sich vermutlich im Besitz eines Gefangenen.
 

©  Hans-Joachim Schmidt
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