Tsingtau und Japan 1914 bis 1920
Historisch-biographisches Projekt


Lager Kurume

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Kunst- und Gewerbe-Austellung in Kurume (1918)

— Tonkunst —
 

Im Ausstellungskatalog wurde auch ein Überblick zum Musikleben im Lager Kurume gegeben, das in seiner Vielfalt hinter dem des Lagers Bando nicht zurücksteht.1 Diese Tatsache ist umso mehr zu würdigen, als Kurume in beinahe jeder Beziehung als das "problematischste" Gefangenenlager galt.

Der Auszug aus dem Ausstellungskatalog (im Original S. 28a/28b) wird unverändert wiedergegeben. Abkürzungen werden ausgeschrieben, Dienstgradbezeichnungen weggelassen, Vornamen – soweit zur Identifizierung notwendig – ergänzt.
 

Orchester. Im Lager bestehen 2 Orchesterunternehmungen, die mit 13 Streichern besetzte "Lagerkapelle" unter Leitung des Hoboisten Lehmann, die hauptsächlich heitere und volkstümliche Musik pflegt, und das "Sinfonie-Orchester", das sich unter Beteiligung von Offizieren und anderen Kräften – mit der Lehmann'schen Kapelle als Stamm – aus kleinen Anfängen bis zur Stärke von etwa 40 Mann entwickelt hat. Erst ganz kürzlich sind Blechinstrumente beschafft, sodaß das Sinfonie-Orchester in folgender Besetzung auftreten kann:

9 erste, 8 zweite Violinen, 6 Bratschen, 6 Celli, 1 Kontrabaß, je 2 Flöten, Clarinetten, Hörner und Trompeten, 1 Baßtuba, Kesselpauken nebst 2 Klavieren und Harmonium.

Leiter des Sinfonie-Orchesters:

Sommer 1915 bis Sommer 1916 Freiherr Georg von Hertling, seit Dezember 1916 Karl Vogt, gelegentlich dirigierte Eduard Zeiss.

Die ausgestellten Programme geben eine Übersicht über die stattgehabten Konzerte; die Lagerkapelle, allsonntäglich auf der Bühne im Freien musizierend, hat kürzlich ihr 100. Konzert, das Sinfonie-Orchester mit etwa monatlich einer Aufführung 36 Konzerte veranstaltet.

Von größeren zur Aufführung gelangten Werken sind hervorzuheben:

Beethoven's Sinfonien Nr. 1, 5, 8 und 9;
Anton Bruckner's Sinfonie Nr 7;
Richard Wagner: Dritter Akt "Tannhäuser" mit Sologesang und Chor, Teile und Schlußszene der "Meistersinger, Waldweben und Schlußszene aus "Siegfried" zweiter Akt, Wotans Abschied und Schluß der "Walküre";
Mozart's Jupiter-Sinfonie;
die h-moll-Sinfonie Schubert's;
mehrere Haydn-Sinfonien;

in Vorbereitung für Weihnachten ist ein Richard-Strauß-Konzert mit "Tod und Verklärung".

Kammermusik. Wird hauptächlich unter Leitung von Eduard Will gepflegt.

Kompositionen. In der Kriegsgefangenschaft verfaßten und brachten zur Aufführung eigene Kompositionen die Herren Vogt, Freiherr von Hertling, Lehmann und Weissenborn. Dem Aufruf der Ausstellungsleitung folgend wurden einige Kompositionen von O. Fröbel2 eingereicht.

Unterricht. Harmonie- und allgemeine Musiklehre erteilte in mehreren Kursen Freiherr von Hertling; als Lehrkräfte betätigten sich ferner die Herren Zeiss und Vogt.
 

Anmerkungen

1.  Ausführlichere Informationen zum Musikleben in Kurume enthält der Bericht der Stadt Kurume, S. 15-19.

2.  Der einzige Kurume-Gefangene mit Namen Fröbel hieß Karl, was durch die von ihm versandte Post bestätigt wird. Möglicherweise ist das "O." ein Druckfehler.
 

©  Hans-Joachim Schmidt
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