Tsingtau und Japan 1914 bis 1920
Historisch-biographisches Projekt


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50 Jahre – ein Traum

von Johannes Barth

Der hier wiedergegebene Text von Johannes Barth handelt von seiner "Reise in die Vergangenheit", die er 1968 unternahm. Sie führte ihn in jene Gegend Japans, wo er von Ende 1914 bis Ende 1919 in Gefangenschaft war.

Bald nach seiner Entlassung ließ sich Barth in Japan nieder, gründete eine Firma und heiratete eine Japanerin. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er nach wieder nach Japan zurück und starb, fast neunzigjährig, in der ehrwürdigen Stadt Kamakura (südwestlich von Tokyo).

1968 war seine Sehfähigkeit bereits stark eingeschränkt, aber das hinderte ihn nicht, zu reisen, darüber zu berichten und an seiner Autobiografie zu arbeiten. Leben und Werk von Johannes Barth sind einer der schönsten Beweise für freundschaftliche Beziehungen zwischen den beiden Ländern, für die er sich zu allen Zeiten eingesetzt hat.

Die Anrede "Liebe Tsingtao-Kameraden" deutet auf den Adressatenkreis hin: Er sandte Kopien des Berichts an eine unbekannte Zahl von ehemaligen Mitgefangenen in Deutschland, die zu jener Zeit noch Kameradschaftstreffen veranstalteten; eine Teilnahme war ihm aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich.

Das hier verwendete Berichtsexemplar stammt von einem Sammler. Dem Redakteur gelang es nicht, mit den Nachkommen von Barth Verbindung aufzunehmen; er geht aber davon aus, dass Einwände gegen die Wiedergabe nicht bestehen, zumal eine größere Zahl von Exemplaren (z.B. im "Deutschen Haus" in Bando) und Kopien existiert.

Bei der Übertragung wurden Rechtschreibung und Zeichensetzung maßvoll modernisiert und zur besseren Lesbarkeit Zwischenüberschriften eingefügt sowie Anmerkungen in [ ] oder als Fußnoten hinzugesetzt. Die 39 vom Verfasser durchnummerierten Fotos wurden an den Schluss gestellt mitsamt den von Barth formulierten Legenden (im Original S. 14-16); bei den betreffenden Textpassagen wird auf die Fotos verlinkt und von dort zurück auf den Text.

Inhalt:
Vorspruch (im Original unpag.)
Einleitung (S. 1-2)
Takamatsu (S. 2-4)
Marugame (S. 4-5)
Tadotsi, Kochi (S. 5-7)
Tokushima (S. 7-9
Bando (S. 9-12)
Nochmals Tokushima (S. 12-13)
Echo und Nachtrag (im Original: hinter den Fotos)


Vorspruch

"EN SHO SHUKU EN"
schrieb der Abt des Hongan-ji [-Tempels] in Marugame in mein Buch und wollte damit wohl andeuten, in welch wundervoller Weise das buddhistische Karma, die Auswirkung guter (und böser) Taten, auch über weite Entfernungen wie zwischen Deutschland und Japan in Erscheinung tritt.


Einleitung

Liebe Tsingtao-Kameraden!

Seit vielen Jahren hatte ich den Wunsch, einmal die Stätten zu besuchen, an denen wir die in mancher Beziehung schweren, aber auch sorglosen Jahre als Kriegsgefangene des ersten Weltkrieges zubrachten.

Immer aber war noch Wichtigeres zu tun und die Jahre vergingen – bis jetzt, ein halbes Jahrhundert nach unserer Soldatenzeit, meine Absicht in die Tat umgesetzt werden konnte.

Vom 12.-18. Mai dieses Jahres [1968] machte ich eine Reise nach Shikoku, die mich nach Takamatsu und Marugame, dann nach Kochi und schließlich nach Tokushima und Bando führte. Sicherlich wird es Euch interessieren zu hören, was ich an den Stätten, an die sich für jeden von uns so viele Erinnerungen knüpfen, vorfand und erlebte. Der nachfolgende Bericht soll in Wort und Bild darüber Auskunft geben.

Leider konnte ich die Reise nicht nach Matsuyama ausdehnen. Das hätte zwei weitere Tage beansprucht und wäre etwas über unsere Kräfte gegangen. Auch verbinden mich ja keine persönlichen Erinnerungen mit Matsuyama. Der Ort und seine alte Burg sind allerdings gerade in den letzten Jahren durch ein ungewöhnlich populäres Fernsehspiel "O Hana han" in ganz Japan sehr bekannt geworden und mitsamt den heissen Quellen von Dogo seither von Touristen überschwemmt. Dogo onsen hat heute zahlreiche vielstöckige Hotels in Betonbau mit Tanzbars und Jazz-Musik, alles Dinge, die mich zu einem Besuch nicht verlocken konnten.

Ich hatte nichts weiter vor, als einmal einen gemütlichen Rundgang durch ganz Shikoku zu machen und dabei vielleicht hier oder dort den einen oder anderen Japaner anzutreffen, der sich noch an die Zeit des ersten Weltkrieges und die deutschen Kriegsgefangenen erinnert. Aber es kam anders. Es wurde ein Festzug, beinahe ein Triumphzug daraus, der in Tokushima seinen Höhepunkt erreichte, und das kam so:

Bei einem Besuch in Nara hatten wir, meine Frau und ich, vor einiger Zeit dem Leiter des dortigen Deutsch-Japanischen Vereins und Abt des Daianji-Tempels, Kono Seiko, von unserer Absicht einer Reise nach Shikoku erzählt, und der freundliche Herr erklärte sich gleich bereit, uns bei Freunden in Tokushima einzuführen, die uns behilflich sein könnten. Er war vor einigen Jahren mit dem damaligen Gouverneur von Tokushima, Herrn Hara, in Deutschland gewesen und war darum in Tokushima gut bekannt. Als wir ihn jetzt auf dem Wege nach Shikoku wieder besuchten, gab er uns eine Telefonadresse in Marugame und stellte in Aussicht, dass er uns selber in Tokushima am Bahnhof in Empfang nehmen würde. Die uns von Herrn Kono gegebenen Einführungen wirkten sich dahin aus, dass unser Besuch in Shikoku überall bekannt wurde und wir an allen Plätzen, die wir besuchten, mit der größten Liebenswürdigkeit empfangen und als Gäste behandelt wurden.1

Takamatsu

In Nara fiel ein leichter Regen, aber das mächtige Gebäude des großen Buddha und die alte Pagode des Kofuku-ji hoben sich trotzdem eindrucksvoll wie immer gegen den Abendhimmel ab, als wir von unserem Hotel einen kurzen Spaziergang machten.[Foto 1] Als wir dann aber am nächsten Morgen, über Osaka und Okayama fahrend, im Hafen von Uno das große, bequeme Fährboot bestiegen, welches uns in einer Stunde nach Takamatsu bringen sollte, stand die Sonne am blauen Himmel über der fast unbewegten Inlandsee. [Foto 2] Von ebenso schönem Wetter waren wir auf der ganzen Reise begleitet, was zu deren Erfolg nicht wenig beitrug.

Im November 1914 wurden wir aus unserem Transportschiff in dem kleinen, etwas westlich von Takamatsu gelegenen Hafen Tadotsu ans Land gesetzt. Ich habe nie vergessen können, wie wir müden Helden damals den Weg nach Marugame durch eine Ehrenpforte aus frischem Grün und Blumen antraten, welche die dort wohnenden Japaner uns errichtet hatten, und über der ein freundlicher Willkommengruß in deutscher Sprache unsere Herzen belebte.

Takamatsu ist jetzt eine lebhafte, modern anmutende Stadt, das Zentrum des Touristenverkehrs in Shikoku, aber auch dieses Mal wurden wir bei der Landung ebenso freundlich empfangen wie damals. Vielleicht sahen wir etwas ratlos aus, als wir dem Fährboot entstiegen waren und uns das Weitere überlegten, denn prompt kam ein freundlicher Schutzmann auf uns zu und fragte, ob er uns helfen könne. Wir sagten ihm, was wir vorhatten, und er gab uns genaue und eingehende Erklärungen für den Weg zu den Orten, die wir an diesem Nachmittag besuchen wollten. Dann begleitete er uns zu einem Mietauto und gab dem Fahrer die nötigen Erklärungen mit der Weisung, uns bestens zu bedienen. Dieser Empfang in Shikoku überraschte und erfreute uns ebenso wie der Willkommengruß mich einst als Kriegsgefangener beeindruckte, aber im Laufe unserer weiteren Reise merkten wir, dass der freundliche Schutzmann nur ein typisches Beispiel seiner Landsleute war. Ähnlich liebenswürdige Menschen trafen wir viele auf unserer ganzen Reise in Shikoku.

Für den Besuch in Marugame (etwa 50 Minuten per Bahn von Takamatsu) war der nächste Tag vorgesehen, und so benutzten wir die uns verbleibenden Stunden des Nachmittags zu einer Fahrt in die landschaftlich schönen Hügel des Shiramine.2 Alle diese Hügel sind jetzt dicht mit Fruchtplantagen bedeckt, und im grünen Laub leuchteten große Natsu-mikan und die eben reifenden Biwa. Unser Weg führte uns zu dem Ort, an den als Vorspiel zur Kamakura-Zeit der Kaiser Sutoku verbannt wurde und dessen Grab in einer großen Tempelanlage noch heute, 800 Jahre nach seinem Tode, sorgfältig gepflegt ist.[Foto 3]

Dann fuhren wir weiter zum Zentsu-ji, dem Tempel, der dort erbaut wurde, wo Kobo Daishi [Kukai], der buddhistische Sektengründer, geboren wurde und schließlich zu dem uralten Heiligtum der Seefahrer, dem Kompira-san (Kotohira).[Foto 4] Am Kaisergrab und an dem Tempel des Kobo Daishi war abgesehen von den amtierenden Priestern keine Menschenseele zu sehen, und nach dem Trubel der Reise genossen wir die wohltuende Stille dieser heiligen Stätten. Zum Kompira-san aber wallfahren täglich Tausende von Menschen, und am Aufgang zu den 1060 Stufen, die zu dem Allerheiligsten hinaufführen, stehen heute riesenhafte moderne Hotels, um all die schau- und reiselustigen Menschen aufzunehmen.[Foto 5] Wir verzichteten allerdings darauf, die vielen Stufen hinauf zu steigen oder uns in einer Sänfte hinauftragen zu lassen, was noch anstrengender sein soll. Von unserem Hotel aber, dem alten traditionsreichen Toraya, setzten wir uns mit der uns aufgegebenen Telefonnummer in Marugame in Verbindung und trafen eine Verabredung für den nächsten Tag, 9 Uhr in der Autobus-Zentrale.

Marugame

Als wir pünktlich dort eintrafen,[Foto 6] wurden wir von einer Schar freundlicher Gesichter in Empfang genommen: Vertreter der Stadtverwaltung, des Kriegervereins und des Frauenvereins u.a. Bald saßen wir zusammen in ein lebhaftes Gespräch verwickelt. Herr Okada, der heute einen hohen Posten in der Stadtverwaltung hat, war damals ein junger Rekrut in der japanischen Armee und hatte oft am Tor unseres Tempellagers Wache gestanden. Begeistert erzählte Herr Mitani von den täglichen Turnübungen der deutschen Soldaten, denen er, damals 14 Jahre alt, mit Bewunderung zuschaute. Eine 80-jährige, immer noch recht gut aussehende Frau, die jetzt ebenso wie damals mit ihrem Bruder, Herrn Nakayama, vor dem Tempeleingang wohnt, erzählte mit aufleuchtenden Augen, wie sie heimlich die deutschen Soldaten bei ihren Ausmärschen beobachtet habe und was das alles für schmucke, sauber gekleidete Burschen gewesen seien. Als ob sie sich für diese Äußerung entschuldigen wollte, fügte sie hinzu, dass sie ja selber damals 26 Jahre alt gewesen sei.

Ich zeigte mein Marugame-Photoalbum und ein kleines Heft mit Handzeichnungen unserer Marugamer Künstler. Darin befindet sich auch eine Skizze des Grabes unseres in Marugame verstorbenen Kameraden Temme. Ich sagte, dass mein erster Weg in Marugame zu seinem Grab führen müsse, und von allen Anwesenden begleitet machten wir uns auf den Weg zum Soldatenfriedhof des 62. Regiments, welches in Marugame lag. Dort steht unter hohen Kiefern neben denen der japanischen Soldaten und in gleicher Größe und Form auch der gut gepflegte Grabstein des deutschen Tsingtao-Kämpfers.[Foto 7] Während wir in kurzer Andacht vor dem Grab standen und es mit ein paar Blumen schmückten, waren die Zeitungsphotographen von allen Seiten eifrig am Werk, diesen historischen Augenblick im Bilde festzuhalten.

Unser nächster Besuch galt dem Tempel, in dem wir die ersten zwei Jahre unserer Kriegsgefangenschaft zubrachten. Der Tempel als solcher stand noch genau so, wie ich ihn in der Erinnerung hatte, nur waren natürlich die Nebengebäude, die man damals für unseren Bedarf errichtet hatte – Küche, Badestube u.s.w. – verschwunden.[Foto 8][Foto 12] Auch die große Kiefer, welche sich über die eine Hälfte des freien Platzes vor dem Tempel ausbreitete und wohltuenden Schatten spendete, war nicht mehr da, und man hatte an ihrer Stelle ein paar junge Kiefern gepflanzt. Der Tempel, ein Zweig des Hongan-ji, wechselt nach den Regeln der Sekte alle drei Jahre seinen Abt, aber der jetzige Priester empfing uns mit freundlichen Worten und interessierte sich sehr für die Photographien des Tempels aus der Zeit der deutschen "Besetzung", die ich ihm zeigte. Er führte uns dann durch das ganze Gebäude, das wieder für seinen ursprünglichen Zweck in tadellosen Zustand versetzt worden ist,[Foto 10] und schrieb mir einen kurzen Spruch aus den heiligen Schriften in mein Buch, über dessen tieferen Sinn ich noch längere Zeit werde nachdenken müssen. Er lautet: "En sho shuku En", was in der Übersetzung etwa "Enge Beziehungen bestehen zwischen weit entfernten Orten" bedeutet, aber das letzte Wort "En" ist das buddhistische Karma, die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung, welches der Phrase einen über die einfache Verdeutschung hinausgehenden Sinn gibt. Lange Zeit noch unterhielt ich mich mit Herrn Nakayama,[Foto 11] dessen Wohnung vor dem Tempeltor, ebenso wie die ganze Strasse vor dem Tempel, noch ganz so war, wie ich sie in der Erinnerung hatte.[Foto 9] Überhaupt ist das Stadtbild von Marugame noch ganz das Gleiche wie vor 50 Jahren, und von allen Seiten blickt man auf den Turm der alten Burg, um die sich einst die Stadt bildete und der unser nächster Besuch galt.[Foto 13] Frau Yamazaki, die Leiterin des Frauenvereins im Regierungsbezirk Kagawa, führte uns und erklärte die historische Bedeutung dieser alten, gut gehaltenen und in einen Park verwandelten Anlage.

Tadutsu, Kochi

Nach einem gemeinsamen Mittagessen trennten wir uns von unseren Begleitern und fuhren nach Tadotsu, dem Hafen, an dem viele von uns zum ersten Mal japanischen Boden betraten.[Foto 14] Auch hier hatte sich nicht viel verändert, abgesehen davon, dass inzwischen gute Autostraßen gebaut wurden, die den kleinen, altertümlich anmutenden Hafen mit Marugame und anderen Orten der Umgegend verbinden. Auf einem Hügel dicht bei dem Hafen, der früher für militärische Zwecke gewisse Bedeutung hatte,[Foto 15] steht die Bronzestatue einer alten Frau, die nach der Legende von hier aus ihrem Sohn Worte der Mahnung und Ermunterung ("Itchi taro, yai!") zurief, als dieser in den russisch-japanischen Krieg zog. Um 15 Uhr bestiegen wir im Bahnhof Tadotsu den Schnellzug nach Kochi.

Dass wir Kochi in unser Programm eingeschlossen hatten, obgleich ich diesen Platz vorher nicht kannte, hatte seinen besonderen Grund. Um die Mitte vorigen Jahres schrieb ein Herr Fukuda in der Asahi-Zeitung über die ehemaligen deutschen Kriegsgefangenen in Bando und über die wertvollen Beiträge, welche von diesen zur Entwicklung der Wirtschaft des Landes Tokushima geleistet wurden. Herr Fukuda ist im Büro für Forst- und Landwirtschaft tätig und hob in seinem Artikel besonders die Belehrungen hervor, welche von Fachleuten auf diesem Gebiet unter den Kriegsgefangenen erhalten wurden. Er selber, damals noch im Kindesalter, wohnte in Bando und hatte oft Gelegenheit, die deutschen Soldaten bei ihren Ausmärschen oder bei Arbeiten außerhalb des Lagers zu beobachten. Der Artikel war in so herzlichen und uns Deutsche lobenden Worten gehalten, dass ich glaubte, ihm dafür meinen besonderen Dank aussprechen zu müssen. Ich habe den Besuch in Kochi, einer schönen alten, am Stillen Ozean gelegenen Burgstadt nicht bedauert. Herr Fukuda erwartete uns am Bahnhof[Foto 16] und nahm sich den ganzen nächsten Tag die Zeit, uns zu allen Sehenswürdigkeiten der Stadt und ihrer Umgebung zu führen, der prächtigen Burg,[Foto 17] [Foto 18] einigen Tempeln[Foto 21][Foto 22] von historischer Bedeutung und einer Korallenschleiferei, für die Kochi gewisse Bedeutung hat. Die ganze felsige Küste bietet einen prächtigen Anblick. An den Felsen der Bucht von Urato[Foto 19] strandete 1595 das erste spanische Schiff "San Felipe", was den Anlass zum Beginn des christlichen Martyriums in Japan gab. Auch am nächsten Morgen noch sorgte er dafür, dass wir einen guten Platz in dem Schnellzug nach Tokushima bekamen, und wir nahmen mit aufrichtigem Bedauern von diesem so außergewöhnlich liebenswürdigen Mann Abschied.[Foto 20]

Außergewöhnlich ist im Falle von Kochi oder Shikoku wohl nicht der passende Ausdruck, denn ebenso liebenswürdig wurden wir von dem Bahnpersonal, den Schalterbeamten und dem am Bahnhof Wache haltenden Schutzmann betreut, so dass uns die Stadt Kochi und ihre Bewohner noch lange in guter Erinnerung bleiben werden.

Tokushima

Als unser Zug nach einer etwas über 3 Stunden dauernden Fahrt durch landschaftlich wundervolle Gebirgspartien einige Minuten nach Mittag in Tokushima einlief, wurden wir dort wieder von vielen freundlichen Gesichtern empfangen, unter denen sich auch Herr Kono befand, der eine Stunde vorher mit dem Flugzeug aus Nara eingetroffen war. Wie in einem Festzug führte man uns in das Gästehaus der Landesverwaltung, wo bereits alle Vorbereitungen für ein Bankett getroffen waren, mit dem wir empfangen werden sollten.[Foto 23] Der Gouverneur von Tokushima selber hatte dabei sein wollen, war aber an dem Tage in Tokyo. Herr Okamoto, der ebenfalls den früheren Provinzgouverneur Hara vor einigen Jahren nach Deutschland begleitet hatte und jetzt Leiter des Planungsamtes ist, begrüßte uns an seiner Stelle und war während unseres ganzen Aufenthaltes in Tokushima und Bando unser ständiger Begleiter und Helfer. Unter unseren Gastgebern waren die Herren des Deutsch-Japanischen Vereins in Tokushima, der Präsident der dortigen Handelskammer und andere. Schnell war eine äußerst lebhafte Unterhaltung im Gange, in der ich von den vergangenen Zeiten unserer Gefangenschaft sprach und unsere Gastgeber immer wieder erwähnten, wie große Vorteile die Bevölkerung von Tokushima durch die Anwesenheit tüchtiger Fachleute unter den deutschen Soldaten gehabt habe. Ich erzählte von unserem guten Verhältnis zu der Bevölkerung in der Umgebung des Lagers, von unserer Sehnsucht nach Freiheit und Betätigung und als Scherz auch von unseren Ausgängen nach der Stadt Tokushima, bei denen der uns begleitende kleine alte Schutzmann "Mister Potz, Potz" immer als erster betrunken war, so dass wir ihn in das Lager zurückbringen mussten. Wir hatten nur eben angefangen, von den uns vorgesetzten wirklich köstlichen Dingen zu kosten, als der Raum sich mit Zeitungsleuten und Photographen füllte, die uns befragten und Aufnahmen machten, die am gleichen Abend noch in den Fernsehnachrichten und am nächsten Morgen in allen Zeitungen erschienen. Ganz zufällig ergab sich im Gespräch, dass Professor Mori, ehemals Leiter der Augenklinik an der Universität Kyoto, der mich vor 30 Jahren operierte, in Tokushima lebt und noch seinen Sohn in der gleichen Tätigkeit tatkräftig unterstützt. Jemand telefonierte ihm und zu meiner großen Freude erschien 5 Minuten später Professor Mori, der trotz seiner 82 Jahre sich sofort bereit erklärt hatte, herüber zu kommen, und es gab ein überaus herzliches Wiedersehen zwischen dem genialen Arzt und seinem ehemaligen Patienten.

Darüber vergingen schnell einige Stunden, und der Rest des Nachmittags wurde durch die Besichtigung einiger Sehenswürdigkeiten der Stadt Tokushima ausgefüllt. Wir besuchten u.a. den einzigen in Japan noch lebenden Hersteller von Marionettenköpfen, einen echten Künstler alter Art, der in einem kleinen Landhaus ein schlichtes Leben führt und für den nur eins wichtig zu sein scheint: immer grössere Vollendung in seiner Kunst zu erlangen. Er arbeitet nur für das berühmte Puppentheater in Osaka, welches, glaube ich, kürzlich auch in Deutschland gastierte, und die Wirkung seiner Schöpfungen auf das Theater-Publikum zu beobachten, ist die ganze Freude seines Lebens. Wir besuchten auch einen Arzt, der etwas außerhalb der Stadt eine große Klinik hat und nebenbei eine wundervolle Sammlung alter Marionettenköpfe zusammengebracht und bei sich aufgestellt hat, die er uns, trotz hoher beruflicher Inanspruchnahme, in der liebenswürdigsten Weise zeigte und erklärte.[Foto 24]

Shikoku ist immer noch viel von weißgekleideten Pilgern besucht, die zu den sogenannten 88 heiligen Stätten auf der Insel wallfahren. Weit bekannt sind diese Pilger in ganz Japan durch ein Marionettenspiel, in welchem die Rolle der kleinen Pilgerin Otsuru alle Herzen ergreift und gleichzeitig als Muster der Kindesliebe betrachtet wird.3 In dem noch bestehenden Anwesen des Vaters der Otsuru, der nach den grausamen Sitten ehemaliger Zeit hier gekreuzigt wurde, hat man ihr und ihrer Mutter ein großes Denkmal gesetzt.[Foto 25] Als wir in den Abendstunden dieses alte Anwesen aufsuchten, war, wie alltäglich, eine große Anzahl von Pilgern und Pilgerinnen um das Denkmal versammelt, die aufmerksam der Erzählung eines Führers über die mittelalterliche Tragödie lauschten. Dann mussten wir ins Hotel zurück, um die Pläne für den nächsten Tag, den Besuch in Bando, zu besprechen.

Bando

Am 17.5. pünktlich 9 Uhr standen die Autos des Kencho (Provinzverwaltung) vor dem Hotel, um uns nach Bando, welches seit einiger Zeit unter dem Namen Oasa in den Naruto-Distrikt einbeschlossen ist, zu bringen. Damals haben wir die Fahrt oft in der altmodischen Kleinbahn gemacht, aber jetzt schien der Weg auf guten Autostraßen sehr viel kürzer zu sein. Bald kamen die Bäume des Oasa-Schreines in Sicht, und dann kletterten wir den Hügel hinauf zu dem kleinen Stausee, wo ehemals die Offiziersbaracke und das Lazarett standen. Beide Gebäude sind nicht mehr da, aber unten stehen noch 4 von den Mannschaftsbaracken, die längere Zeit dazu dienten, Nachkriegsflüchtlinge aus dem Ausland aufzunehmen, jetzt aber anscheinend unbewohnt sind.[Foto 27] Am Stausee erwartete uns eine Menschenmenge von etwa 50 Personen, die durch die seit einigen Tagen in den Tokushima-Zeitungen erscheinenden Artikel auf unser Kommen aufmerksam gemacht waren. Noch ein paar Schritte höher am Hügel steht ein einziger großer Grabstein, der die Ruhestätte unserer elf hier verstorbenen Kameraden kennzeichnet und ihre Namen trägt.[Foto 28] Wir alle sammelten uns um dieses Denkmal und standen in Andacht, während Abt Kono eine buddhistische Messe für die Toten las.[Foto 29] Dann legten wir einen Kranz am Grabe nieder, dessen Schleife auf Wunsch des Gouverneurs seinen Namen und den unsrigen trug. Zum Schluss dankte ich den Anwesenden für ihr Erscheinen und für alle uns in diesen Tagen erwiesenen Freundlichkeiten.[Foto 30] Ich sagte, dass es in jener Zeit sowohl in Deutschland wie auch in Japan die höchste Ehre war, im Kampf für das Vaterland zu fallen. Diese elf Kameraden waren nicht im Kampfe gefallen, und mancher mag ihren Tod in der Kriegsgefangenschaft als nutzlos und darum um so mehr bedauerlich angesehen haben. "Wenn ich aber heute an diesem Grabe stehe und die zahlreichen Beweise der mir und meinem Vaterland von Ihnen allen dargebrachten Freundschaft sehe, gewinne ich die Überzeugung, dass der Tod dieser Kameraden nicht nutzlos war. Wir, die sich noch an die Zeit erinnern, in der deutsche Soldaten hier als Kriegsgefangene lebten, werden bald nicht mehr sein, aber dieser Grabstein wird uns alle überdauern. Möge das Band der Freundschaft zwischen unseren Ländern für welches dieser Grabstein das Symbol ist, ebensolange bestehen bleiben."

Anschließend besuchten einige von uns den Schrein des Oasa jinja,[Foto 31] in dessen stillen Gehölz wir Kriegsgefangene damals so manche genussreiche Stunden der Erholung zubringen durften. Vor allen Dingen wollte ich mir dort auch die Steinbrücken ansehen, die unsere Pioniere damals bauten und die, wie ich bald feststellen konnte, die 50 Jahre überdauerten, ohne das geringste Zeichen einer Altersschwäche zu zeigen.[Foto 33][Foto 34][Foto 35] [Foto 36] Schon am Wege zu diesem Schrein stand an einem Seitenweg ein großer Wegweiser mit der Aufschrift "Grab der deutschen Soldaten",[Foto 26] und an der Steinbrücke stehen, ebenfalls in Stein eingehauen, auf deutsch und japanisch die Worte "Deutsche Brücke".[Foto 32] Am Jahresende und besonders in den Neujahrstagen wird dieser Schrein von unzähligen Menschen aus der näheren und weiteren Umgebung aufgesucht, und diese beiden Inschriften haben sicher viel dazu beigetragen, die Erinnerung an die deutschen Soldaten aufrecht zu erhalten und die Freundschaft zwischen den beiden Ländern zu stärken. Jetzt sollen in Kürze die baufällig gewordenen Baracken abgerissen werden, aber auf dem frei werdenden Platz dicht beim Grab der elf und des Oasa jinja will man eine Gedenkhalle erbauen, die allen Zwecken internationaler Freundschaft und besonders den Beziehungen zwischen Deutschland und Japan dienen soll. Man möchte das Haus im "deutschen" Stil halten und bat mich, dafür Vorlagen zu besorgen. Für die finanzielle Seite wird die Tokushima-Provinzverwaltung Sorge tragen.

In einem nahen Restaurant, dem "Kambaiso" (Pflaumenblütengarten), waren wir mit zahlreichen anderen Gästen zum Mittagessen eingeladen.[Foto 37] Das wundervolle, ganz im japanischen Stil gehaltene Gasthaus bestand zur Zeit unserer Kriegsgefangenschaft noch nicht. Die Pflaumenblüte war natürlich längst vorüber, aber auch so entzückten uns Haus und Garten, die man hier in so schöner Harmonie anzulegen versteht. Einer der an der Festtafel Teilnehmenden schickte mir später ein Gedicht, in welchem er seine Gefühle beim Blick auf den Garten zum Ausdruck brachte: Kambaiso, Ki no ka jukashiya, kase kaonu. "Im Kambaiso, der wundervolle Duft des Waldes erfüllt die Luft." An der großen Festtafel saßen uns gegenüber mehrere bejahrte, aber noch sehr rüstige Leute aus der Umgegend, die damals irgendwelche Beziehungen zu den deutschen Kriegsgefangenen hatten. Da waren die Besitzer einer Rinder- und Schweinefarm, welche Kamerad Claußnitzer damals ins Leben rief, da war der Brotlieferant, der jeden Tag ins Lager kam und mit Heinz van der Laan verhandelte. Von deutschen Bäckern unter den Kriegsgefangenen hatte er neue Methoden des Brotbackens erlernt. Ein anderer erzählte, dass er sah, wie die deutschen Soldaten selbst gezogene Tomaten aßen. Er versuchte es auch, fand aber, dass sie zu sehr nach "Seife" schmeckten; trotzdem kam der Tomatenanbau in Tokushima in Schwung, und heute ist es eine gute Quelle der Einkunft für die hiesige Landwirtschaft. Andere waren unter den Wachtposten des Lagers gewesen und erzählten so manche kleine Anekdote aus der damaligen Zeit.

Ein Thema ergab das andere, und obgleich alle an dem Gespräch Beteiligten im Alter von ungefähr 80 Jahren waren, wurde dasselbe immer lebhafter. Wir fühlten uns ganz in frühere Zeiten versetzt und unterhielten uns wie alte Freunde. Ein Herr Takeguchi, der jetzt mit 74 Jahren noch die Freiübungen des Rundfunks in Tokushima leitet, war eigens gekommen, um folgende Geschichte zu erzählen. Er war auf dem Weg von Bando nach Tokushima und hatte in dem vollbesetzten Fährboot Platz genommen, welches man damals benutzen musste, um den Yoshino gawa vor Tokushima zu überqueren. Durch die Regenfälle der letzten Tage war der Fluss angeschwollen, und drüben angekommen konnte das Boot nicht anlegen. Es blieben zwischen Boot und trocknem Land noch 5 m seichtes Wasser. Unter den Fahrgästen waren 3 deutsche Soldaten aus dem Bando-Lager, die wegen der heissen Sommerzeit Kniehosen trugen und stämmige Burschen waren. Als die Fahrgäste des Bootes sich ratlos umblickten, sprangen die drei ins Wasser und trugen einen Fahrgast nach dem anderen auf dem Rücken ans trockne Land. Es sind diese kleinen Zwischenfälle, die dazu beigetragen haben, den Ruf der deutschen Kriegsgefangenen und des Deutschtums überhaupt in Tokushima in solch erstaunlicher Weise zu heben. Anwesend an der Festtafel war auch der frühere Bürgermeister von Bando, Herr Hashino, und natürlich Frau Takahashi Harue, die gleich neben meiner Frau saß und uns später in einer privaten Unterhaltung strahlend den aus Deutschland erhaltenen Orden zeigte.4

Nochmals Tokushima

Wir alle bedauerten nur, dass die Stunden dieses Zusammenseins so schnell verstrichen waren und wir nach Tokushima zurückfahren mussten, um unsere Verabredung mit dem Gouverneur, Herrn Takeichi, einhalten zu können.[Foto 38] Er war eben von seiner Tokyo-Reise zurückgekehrt. Obgleich er anscheinend von mehreren Personen zu einer Besprechung erwartet wurde, empfing er uns sehr liebenswürdig. Ich dankte ihm für die mir in Tokushima gewährte Unterstützung und auch dafür, dass er als Vorsitzender des Deutsch-Japanischen Vereins in Tokushima sich die Pflege der Beziehung zwischen unseren Ländern zur besonderen Aufgabe gemacht hat. Später vom Hotel aus telefonierte ich auch mit Herrn Hara, dem früheren Gouverneur, der immer ein großer Freund Deutschlands war. Er hat leider vor kurzem einen Schlaganfall erlitten, und obgleich er sich weitgehend wieder erholt hat, wurde mir doch geraten, ihn nicht aufzusuchen, sondern nur anzurufen.

Anscheinend machte ihm mein Anruf tatsächlich Freude, denn er schien ganz gerührt zu sein von dem, was ich ihm über das Telefon von meinen Erlebnissen erzählen konnte. Um 18:30 Uhr wurden wir im Hotel abgeholt, um uns zu einer Fernsehaufnahme zu stellen, die 5 Minuten dauern sollte. Mit den Vorbereitungen und allem was dazu gehört, Schminken u.s.w., wurden allerdings 2 Stunden gebraucht, um die Aufnahme zu machen, die am nächsten Morgen in den Nachrichten erschien und Bilder von unserem Besuch in Bando brachte.

In Tokushima geht man anscheinend früh schlafen, denn als wir kurz vor 21 Uhr in das Hotel zurückkehrten, war dort der Speisesaal bereits geschlossen. Das gleiche war bei einigen Restaurants der Fall, an die wir telefonieren ließen. So konnten wir unsere Freunde nur zu einem Sushi-Essen mitnehmen, das uns nach den Strapazen des Tages aber ausgezeichnet mundete. Spät abends wieder im Hotel zurück, zeigte uns Herr Okamoto noch einen Film, den er selber drehte, als er mit den Herren Hara und Kono in Deutschland war. Was mich an dem vorzüglich aufgenommenen und zusammengestellten Film besonders interessierte, war die in der ganzen Länge deutlich zum Ausdruck kommende Freude des Verfassers über die auf der ganzen Reise erlebte freundliche Aufnahme, die er und seine Mitreisenden in Deutschland fanden. Er hatte in Deutschland ganz die gleichen Erfahrungen gemacht wie ich bei meiner diesmaligen Reise in Shikoku, die mir eine unvergesslich schöne Erinnerung sein wird.

Als wir am nächsten Morgen in Komatsushima, dem Hafen von Tokushima, das Boot bestiegen hatten, welches uns in 4 Stunden nach Kobe bringen sollte, gaben uns viele unserer neu gewonnenen Freunde das Geleit, und wir hielten die Papierstreifen in den Händen, bis sie in dem leicht zu rieseln beginnenden Regen zerrissen, als der Dampfer sich vom Anleger entfernte.[Foto 39]

Echo und Nachtrag

In Kamakura zurück erhielt ich viele Briefe von denen, die wir in Marugame, Bando und anderen Orten angetroffen und kennen gelernt hatten. Alle drückten ihr Bedauern darüber aus, dass die Zeit meines Besuches so kurz bemessen war, sodass eine erschöpfende Aussprache nicht möglich war. Sichtlich erfreut waren alle, dass unser Besuch der deutsch-japanischen Freundschaft neuen Auftrieb gab und mancherlei Anregungen brachte. Gerade weil ich nicht als Vertreter einer deutschen Behörde oder eines Verbandes, sondern ganz persönlich als ehemals einfacher Soldat und Kriegsgefangener kam, hat mir die Leute in Shikoku anscheinend besonders nahegebracht. Herr Deguchi, ehemals Soldat unserer Lagerwache in Bando, schreibt: "Ich habe das Gefühl, dass wir wirklich gute Freunde geworden sind und betrachte dies als eine Ehre für mich und mein Land."

Frau Takahashi in Bando bat mich in ihrem Schreiben, Herrn Leipold in Coburg zu grüssen, dem sie sehr zu Dank verpflichtet sei. Ich hoffe, das Kamerad Leipold, dessen Name auch bei meinem Besuch in Tokushima oft erwähnt wurde, diese Zeilen zu Gesicht bekommen wird. Fast alle Briefschreiber bringen zum Ausdruck, dass die letzten 50 Jahre vergangen sind wie ein Traum und dass es ihnen in ihrem vorgerückten Alter eine besondere Freude war, dass sich einer der ehemaligen Kriegsgefangenen nach so langer Zeit noch ihrer erinnerte.

Als eben dieser Bericht und die Photos fertiggestellt waren, erhielt ich ein Schreiben von einem Schriftsteller namens Saigami in Matsuyama, der sagte, dass er sich dort mit dem Geschehen und dem Erleben der deutschen Kriegsgefangenen beschäftige und in Kürze die Ergebnisse seiner Forschungen im Druck erscheinen lassen will.5 Wenn ich davon gewusst hätte, bevor ich die Reise antrat, hatte ich mich vielleicht doch entschlossen, auch Matsuyama in mein Reiseprogramm einzuschliessen, denn eine Aussprache hätte Herrn Saigami vielleicht noch etwas zusätzliches Material bringen können.

Anschließend an den obigen Bericht möchte ich noch ein weiteres Foto hinzufügen, welches ich erst jetzt erhielt.
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Es ist ein Bild, aufgenommen zur Erinnerung an das Bankett im Kambaiso, und zeigt um meine Frau und mich die Teilnehmer, die ich hiermit vorstellen möchte. Bei den untenstehend nicht Genannten handelt es sich meist um alte Freunde, die bereits zur Zeit unserer Gefangenschaft in der Nähe des Lagers lebten oder als Soldaten vor demselben Wache schoben.
1. Herr Takeguchi, Leiter des Rundfunk-Sportes in Tokushima.
2. Herr Hashino, ehemals Bürgermeister von Oasa.
3. Herr Okamoto, Leiter des Planungsamtes in der Provinzbehörde und Vertreter des Gouverneurs.
4. Herr Yamaki, Vorstandsmitglied der Deutsch-Japanischen Gesellschaft [D.J.G.].
5. Abt Kono, Vorsitzender der D.J.G. in Nara.
6. Frau Takahashi.
7. Herr Mori, ehemals stellvertretender Bürgermeister von Oasa.
8. Herr Tatsishi, stellvertretender Bürgermeister von Naruto.
9. Herr Uchara, Vorsitzender der D.J.G. in Tokushima.
10. Herr Yoshida, Vorstandsmitglied der D.J.G.
11. Herr Matsuda, Vorstandsmitglied der D.J.G.

Fotos Nr. 1 bis 39

Die nachfolgenden Bilder zeigen:

1. Die Pagode des Kofuku-ji, Nara, im Abendregen.
01

2. Bei der Fahrt über die Inland-See lachte die Sonne.
02

3. Das Mausoleum des Kaisers Sutoku bei Takamatsu.
03

 

4. Die Statue des Kobo Daishi im Tempel Zentsu-ji, seinem Geburtsort.
04

5. Der Aufgang zu den tausend Stufen des Kompira-Heiligtums.
05

6. Blick auf die Stadt Marugame und auf die Salzfelder.
06

 

7 Am Grabmal des Kameraden Temme. Neben mir der Friedhofsgärtner, Frau Yamazaki, Herr Mitani und Herr Okada.
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8. Die breite Veranda des Hongan-ji-Tempels in Marugame, unter der ich mir eine Studentenbude eingebaut hatte.
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9. Das Tempeltor und die Strasse vor dem Tempel.
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10. Die Haupthalle des Tempels.
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11. Im Gespräch mit Herrn Nakayama.
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12. Ein anderer, uns Marugame-Kriegsgefangenen gut bekannter Teil des Tempels: der Übergang zu den Nebenräumen, unter dem sich die Unteroffiziersmesse befand.
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13. Das große Tor zu der Burg in Marugame.
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14. Der kleine Hafen von Tadotsu.
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15. Noch ein Blick auf den Hafen unserer Landung in Japan.
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16. Tadotsu-Bahnhof.
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17. Das Eingangstor zu der Burg von Kochi.
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18. Der Turmbau (Tenshu-kaku) der prächtigen Burg von Kochi.
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19. Die Urado-Bucht in Kochi, an der 1595 das erste spanische Schiff in Japan, die "San Felipe", strandete.
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20. Das populäre Volkslied in Kochi "Yosakoi bushi" handelt von einem Mönch, der gesehen wurde, als er einen Haarpfeil kaufte. In dem Park Godai-san kann man sich als der Mönch und seine Geliebte photographieren lassen. Herr Fukuda übernahm mutig die Rolle der Letzteren.
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21. Vor dem Chikurin-ji6, dessen junge Äbtissin sich über uns köstlich amüsierte.
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22. Im Gyuko-ji, wo der Abt uns über das Wesen des Zen aufklärte.
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23. Bei dem Empfangsbankett in Tokushima.
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24. Marionettenköpfe aus der Sammlung des Dr. Nakanishi.
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25. Das Denkmal der Shikoku-Pilgerin Otsuru und ihrer Mutter.
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26. Der Wegweiser zum Grab der elf deutschen Soldaten in Bando.
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27. Die alten Mannschaftsbaracken, deren Holzwerk recht morsch geworden ist.
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28. Am Grabmal unserer Kriegskameraden.
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29. Abt Kono Seiko hält eine Messe für die Verstorbenen.
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30. Meine Dankworte an die Anwesenden.
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31. Der Oasa-Schrein.
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32. Das Steindenkmal "Deutsche Brücke".
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33. Die gut erhaltene deutsche Brücke, die auf allen Touristenkarten von Tokushima als Sehenswürdigkeit verzeichnet ist.
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34. Die Brücke zeigte keinerlei Anzeichen Altersschwäche.
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35. Die zweite von den deutschen Pionieren gebaute Brücke, die sog. "megane bashi" (Brillen-Brücke).
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36. Mit den Herren des Deutsch-Japanischen Vereins und dem Priester des Schreines auf der Doppelbrücke, unter der klares Wasser sprudelt.
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37. Im Kambaiso.
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38. Beim Abschiedsbesuch im Tokushima Kencho (Provinzverwaltung).
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39. Zurück in Kobe [mit Abt Kono].
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Anmerkungen

1.  Der Redakteur kann das aus eigener Erfahrung (2005) nur bestätigen!

2.  Der Shiramine ist ein 357 m hoher Berg westlich der Stadt.

3.  Das berühmte Stück wurde erstmals 1768 unter dem Titel "Keisei awa no Naruto" aufgeführt; heute gibt es tägliche Vorstellungen im Awa-Puppentheater in Tokushima.

4.  Frau Takahashi hatte den Gedenkstein in den 1950er Jahren entdeckt und seitdem gepflegt. Nachdem dies in Deutschland bekannt geworden war, wurde ihr 1964 das Bundesverdienstkreuz verliehen.

5.  Das Buch von Saigami Tokio erschien ein Jahr später (1969); siehe den von Kurt Meißner übersetzten Auszug.

6.  Im Original als "Nonnentempel" bezeichnet; Dank für die Korrektur an unseren Korrespondenten Seto Takehiko.
 

©  Hans-Joachim Schmidt
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