Tsingtau und Japan 1914 bis 1920
Historisch-biographisches Projekt


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Erinnerungsblatt »Unseren Landsleuten in Ostasien« (1919)
 


GedenkblattThema und Anlass

Manche Soldaten, die 1920 aus japanischer Gefangenschaft entlassen wurden, führten unter den mitgenommenen Dokumenten und Fotos auch das links abgebildete Blatt mit sich mit der Inschrift: »UNSERN LANDSLEUTEN IN OSTASIEN widmen wir, die ehemalige Besatzung Tsingtaus, dies Erinnerungsblatt als Ausdruck innigen Dankes für treue Hilfe 1914 Japan 1919«.

Unter dem Widmungstext stehen die Unterschriften der obersten Offiziere:
Meyer-Waldeck (Gouverneur und Oberbefehlshaber) — Makoviz (Kommandant Kaiserin Elisabeth),
gefolgt von den Lagerältesten der sechs zuletzt vorhandenen Lager:
Von Kessinger (Nagoya) — Drachenthal (Aonogahara) — Kleemann (Bando)
Saxer (Narashino) — Anders (Kurume) — Hass (Ninoshima)

Mit »unsere Landsleute« sind alle deutschen und österreichisch-ungarischen Staatsangehörigen gemeint, welche in den Jahren 1914 bis 1919 Geld- oder Sachleistungen für die Lager-Insassen erbracht oder ihnen auf andere Art und Weise beigestanden haben:
– die »Hilfsausschüsse« in Tokyo, Yokohama und Kobe
– die »Hilfsfonds« in Peking, Tientsin und Shanghai
– die in Japan und China und den angrenzenden Ländern verbliebenen Landsleute, die sich außerhalb der erwähnten Organisationen für die Gefangenen engagierten.

Um den Umfang der finanziellen Hilfe zu zeigen, sei daran erinnert, dass allein der Hilfsfonds Shanghai bis zum 30.9.1918 über 400.000 Dollar zusammenbringen konnte. Viele ehemalige Gefangene haben vermerkt, dass der insgesamt zufriedenstellende Gesundheitzustand, in dem sie 1920 nach Haus zurückkehrten, auch den Spenden der Ostasiendeutschen zu verdanken war.


Hinweise zur Blattgestaltung

  1. Mein eigenes Exemplar des Blattes ist einfarbig (schwarz-weiß), 336 mm hoch, 232 mm breit und auf Karton gezogen. (Die obige Abbildung ist an den Rändern beschnitten.) Am unteren Rand ist links der Name des Zeichners Steitz eingedruckt, rechts der Name von dessen Lager Kurume (beides in der Abbildung fehlend). – Vermutlich existieren auch andere Formate bis hinunter zur Postkartengröße, vielleicht auch kolorierte Stücke. (Für Hinweise ist der Redakteur dankbar.)
  2. Widmung und Unterschriften sind links und rechts eingefasst von einer stilisierten Dornenhecke; die Zeichnung darüber stellt die Lagerumzäunung (mit Wachtturm) des Lagers Kurume dar. Dieses Motiv – mit freigelassenem Textfenster – ist im Postkartenformat aus dem Lager Kurume bekannt, wurde nach Darstellung von Seitz (S. 179) aber auch in anderen Lagern benutzt. Ob und wann entsprechende Druckvorlagen aus Kurume an die anderen Lager versandt wurden, ist nicht bekannt.
  3. Unterhalb der Unterschriften und der folgenden Zeile »Im Besonderen zugeeignet:« wurde Raum für einen Eintrag freigelassen, d.h. hier konnte eingetragen werden, wer sich besonders um die Gefangenen verdient gemacht hatte.
     

    ©  Hans-Joachim Schmidt
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