Tsingtau und Japan 1914 bis 1920
Historisch-biographisches Projekt


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»Erinnerungen an die Belagerung Tsingtaus und an meinen Aufenthalt in der Gefangenschaft in Japan bis zur Heimreise«

von Rudolf Fischer

– Teil 1: Tsingtau 1914 –
 

Das Tagebuch des Feuerwerksoberleutnants Rudolf Fischer berichtet, wie der Titel angibt, über die Zeit vom Kriegsbeginn im August 1914 bis zur Rückkehr in die Heimat im Februar 1920.

Der hier vorgestellte erste Teil reicht bis zum Abtransport in die japanische Gefangenschaft und stellt verschiedene Kriegsereignisse aus der Perspektive eines für die Geschütze und die Munition zuständigen Fachoffiziers vor. Dieser relativ knappe Bericht wird ergänzt durch eine eingehendere Darstellung der »Armierung« Tsingtaus, die der Verfasser während der Gefangenschaft, d.h. im März 1915, zu Papier brachte. Diese Darstellung beinhaltet viele Details zur deutschen Artillerie, Munition usw., die in allen anderen uns bekannten Augenzeugenberichten fehlen.

Ausgangspunkt war ein mehr als hundertseitiges, handschriftliches Tagebuch, das von unbekannter Hand (einem Familienmitglied?) transkribiert wurde. Das Ergebnis, ein 48-seitiges Typoskript, wurde von einem Familienmitlied zur Verfügung gestellt – dafür herzlichen Dank!

Der Redakteur hat die Rechtschreibung maßvoll modernisiert, Abkürzungen aufgelöst und zugunsten der Übersichtlichkeit zusätzliche Überschriften und Absatzmarken eingefügt. Sachbezogene Anmerkungen stehen in [ ] oder in den Fußnoten.
 

Übersicht:

  1. Kampf um Tsingtau
  2. Die Armierung Tsingtaus
  3. Meine Tätigkeit während der Belagerung der Festung

 

1. Kampf um Tsingtau

Tsingtau, den 15. August 1914
Alles in der Welt ist vergänglich. Das sollten wir fröhlichen und friedlichen Tsingtauer auch an unserem eigenen Leibe erfahren.
Ich hatte mich so nett in Tsingtau eingelebt und träumte schon von der Heimreise, die ich im Frühjahr 1916 anzutreten gedachte, und zwar mit einem guten Spargroschen, der mir den Rücktritt in die heimischen Verhältnisse erleichtern sollte.
Da plötzlich, im herrlichsten Badeleben, erscholl der Kriegsruf aus der Heimat an unser Ohr. Mit einem Schlage war das Leben und Treiben am Strande und in der Stadt erloschen. Tsingtau glich in wenigen Tagen einer Totenstadt. Fast alle Männer waren Soldat geworden, und alle Ausländer hatten Tsingtau auf dem schnellsten Wege verlassen.
Viele Frauen und Kinder hatten vorgezogen, nach Peking, Tientsin und Shanghai zu fahren, um den bevorstehenden schweren Zeiten zu entgehen.1

25. August 1914
Das Ultimatum der Japaner, das am 23.8. abgelaufen war, hat der Gouverneur natürlich nicht beantwortet.2 Ein Bombardement der Stadt Tsingtau, womit wir am 23.8. gerechnet hatten, ist bisher nicht erfolgt.

30. August 1914
Hoffentlich verlebt meine liebe Mutter ihren heutigen Geburtstag in guter Stimmung. Ich habe den ganzen heutigen Tag an sie gedacht. Ich hoffe, dass ihr Kummer wegen mir der geringere ist, da ich unverheiratet bin, aber einen verheirateten Bruder und vier verheiratete Schwestern habe, von denen die Jüngste in Russland lebt.
Ein japanisches Geschwader hat die vor Tsingtau liegenden Inseln bereits beschossen und lächerlicherweise Flaggen darauf gesetzt. (Die Inseln sind nämlich nackte Felsen.) Ein japanischer Flieger hat uns auch schon beehrt, es war ein Wasserflugzeug.

5. September 1914
In der letzten Woche des Augusts und bis jetzt sind durch Regengüsse so enorme Wassermassen zur Erde gefallen, dass nicht nur die Japaner außerordentliche Schwierigkeiten bei der Herbeischaffung ihrer Geschütze gehabt haben werden, sondern auch wir hatten damit zu kämpfen; ganze Straßen wurden vom Wasser weggerissen. Durch den Umstand, dass wir noch genügend Chinesen in der Festung haben, lässt sich der Schaden leicht wieder ausbessern.
Der Flieger besucht uns jetzt öfter, auch lässt er stets einige Bomben fallen, die aber noch keinen Schaden angerichtet haben. Er wird mit Gewehren beschossen, die aber wahrscheinlich wegen der großen Höhe nicht wirken.
Ich stelle mit allen erdenklichen Hilfsmitteln Scheinwerfer und Maschinenanlagen an der Landfront auf.

28. September 1914
Heute sind wir von See aus, und zwar von den japanischen Schiffen Suwo und Tango und von dem englischen Linienschiff Triumph, zum erstenmal beschossen worden.
(Von den Gefechten im Vorgelände und von der Beschießung von Schatsykou erwähne ich absichtlich nichts, da ich selbst nicht dabei war.)
Die erste Beschießung von Tsingtau hat, wie ich feststellen konnte, tiefen Eindruck in den Gemütern einzelner Personen hinterlassen. Der Feind schoss nur aus 30,5- und 25,4-cm-Geschützen. Trotzdem es rund 100 Schuss waren, sind nur zwei Chinesen und drei Pferde zum Opfer gefallen.

15. Oktober 1914
Die feindlichen Schiffe beschießen uns fast täglich, meistens aber ohne Erfolg. Wir warten von Tag zu Tag, dass die Japaner mit Artillerie von Land aus zu schießen beginnen. Der zweite Regen Mitte September wird sie wohl gehindert haben, die Geschütze vorwärts zu bringen, auch lässt unsere Artillerie sie keine Stunde in Ruhe. Leider müssen wir mit unserer Munition sehr sparsam wirtschaften, damit für den Sturm [-Angriff] noch etwas übrig bleibt.

29. Oktober 1914
Für die Abwehr von Fliegern hatte man in Tsingtau keine Vorkehrungen getroffen, und zu Beginn des Krieges hatte man meiner Meinung nach auch gar nicht ernstlich an feindliche Flugzeuge gedacht, bis eines schönen Tages ein solches erschien.
Schnell wurden ein paar kleinkalibrige Geschütze vom österreichischen Kreuzer Kaiserin Elisabeth auf der Werft in Flugzeugabwehrgeschütze umgearbeitet, auch zwei Maschinengewehre wurden für diesen Zweck eingerichtet. Wir hätten uns ja furchtbar gefreut, wenn wir mit diesen Dingern einmal einen einzigen Flieger heruntergeholt hätten, aber so bescheiden wir auch sind, es ist uns bis heute noch nicht geglückt. Unser Flieger wird auch stets mit Schrapnells beschossen, aber trotz vieler Treffer in den Tragflächen ist er immer wohlbehalten zurückgekehrt. Demnach muss es außerordentlich schwer sein, Flugzeuge von der Erde aus abzuschießen. Unser Fesselballon ist dem japanischen Schrapnellfeuer zum Opfer gefallen, jedoch ohne Menschenverluste.
Mein kleiner Kanarienvogel, den ich am Fenster stehen hatte – ich wohnte während der Belagerung in der Bismarckkaseme, im Büro der 1. Kompanie, und die letzten 4 Tage im Bombenkeller – meldete mir morgens regelmäßig das Erscheinen der Flieger, indem er kläglich piepste und nach oben sah, er hielt sie wahrscheinlich für große Raubvögel. Eines Tages hätte er beinahe sein Leben eingebüßt: Bei der Beschießung des Bismarckberges flog eines Tages ein Sprengstück durch die Fensterscheibe dicht am Bauer vorbei. Aus Dankbarkeit für die Rettung ließ er sofort sein Lied erschallen (infolge des Klirrens der Fensterscheibe).

31. Oktober 1914
Gestern haben nun die Japaner endlich begonnen, die [Infanterie-]Werke [IW] zu beschießen, und fahren heute noch fort. Wenn früher – beim Schießen der Schiffe, die fast jeden Tag einige Anläufe machten – nur ab und zu eine Granate in die Stadt fiel, hagelt es jetzt schon etwas dichter.
Es wird nicht nur von See, sondern auch von Land ungeheuer geschossen. Meine Arbeiten an der Landfront werden durch diese Schießerei viel aufgehalten. Trotzdem muss ich versuchen, wenigstens den Scheinwerfer vom rechten Flügel fertig zu bekommen.
Als die Batterie XI gestern beschossen wurde, wurden auch die Petroleumtanks der Standard Oil Co. getroffen, die sofort explodierten und ein schaurig schönes Bild den Augen boten. Die Tanks brannten noch den ganzen 31. Oktober hindurch. Aus den undicht gewordenen Behältern floss das Petroleum schließlich heraus und setzte auch die Lagerschuppen, das Werkstattgebäude und das Wohnhaus in Brand. Das Maschinenhaus blieb dank des Scheinwerferpersonals unversehrt, nur die Kabel der Scheinwerfer verbrannten gänzlich.
Die Behälter der Asiatic Petroleum Co. wurden noch im Laufe des heutigen Tages in Brand geschossen, was wieder ein herrlicher, aber trauriger Anblick war. Die Scheinwerferkabel habe ich gestern nacht noch erneuert. Trotz heftigen Feuerns auf Batterie XI gelang es ohne Störung und Verluste.

6. November 1914 '
Gott sei Dank, dass der Scheinwerfer am rechten Flügel fertig ist. Desgleichen die beiden am linken Flügel (Scheinwerfer Nr. 6 bei Schützengraben 6c und Scheinwerfer Eisenbahndamm).
Die Werke leiden ungeheuer unter dem Feuer der Steilfeuergeschütze. Die Wege und Böschungen in den Werken sind wie umgeackert durch das Krepieren der Geschosse. Seit 30.10. wird unaufhörlich gefeuert, und einige Durchbrüche der feindlichen Infanterie sind zurückgeschlagen worden. An eine Gegenwehr ist kaum noch zu denken, da unsere Artilleriemunition ausgegangen ist. Wir bereiten das Sprengen der Geschütze vor, damit dem Feind so wenig wie möglich Kriegsmaterial in die Hände fällt.
In der Stadt schlagen fortwährend Granaten und Schrapnells ein und beschädigen sehr viele Häuser, aber Gott sei Dank keine Menschen.

8. November 1914
Gestern morgen hat der Feind die Linie der IW durchbrochen, nachdem die ganze Nacht hindurch gekämpft worden war. Der durchgebrochene Feind stürmte sofort weiter, die Zwischenstreichen und Schützengräben überrennend, nach den Iltisbergen, und zwar in so ungeheuren Massen, dass ein Widerstand unmöglich war. Der Beobachtungsposten auf der Punktkuppe, der aus 16 Mann bestand, wurde buchstäblich erschlagen.3
Die Japaner hatten 40.000 Mann in Schantung, davon 30.000 Mann vor Tsingtau. Diesen gegenüber standen im ganzen rund 4.000 Mann. Die Engländer hatten überdies auch 1.000 Mann dabei.
Die weiterstürmenden Feinde drangen in die Stadt und plünderten alle Wohnungen. Dies wurde noch durch den Umstand unterstützt, dass die Japaner sehr viele Offiziere beim Sturm verloren hatten.
6:20 Uhr morgens wurde auf Befehl des Gouverneurs die weiße Flagge gehisst.
Unsere Verluste sind außergewöhnlich gering. Sie betragen rund 180 Tote, darunter 7 Offiziere und rund 380 Verwundete. Die Verluste der Japaner sind größer, sie werden aber vom Feind verschwiegen. In den Vorgefechten bei Litsun sollen unsere Maschinengewehre einmal längere Zeit in dichte Kolonnen gehalten haben, was den Feind enorme Verluste gekostet haben soll.
Ich gehöre mit zu einer der Kommissionen, die dem Feind die Anlagen p.p. zu übergeben haben.

15. November 1914
Bei der formellen Übergabe der Festung war ich zugegen. Sie fand im Keller der Bismarckkaseme statt. Die Japaner waren vertreten durch einen General, einige Stabsoffiziere und einige Hauptleute. Ein Major von den Japanern sprach fließend deutsch. Von uns war anwesend der Gouverneur nebst Stab. Die Verhandlungen wurden in deutscher Sprache geführt. Die Japaner eröffneten die Verhandlungen mit der Mitteilung, dass der Mikado allen Offizieren Tsingtaus infolge der heldenhaften Verteidigung der Festung den Degen belassen habe.
Im Verlauf der Verhandlungen wurden die Japsen auch manchmal ruppig. So z.B. sagte der Major, als ihn Kapitän zu See Saxer nicht verstehen wollte: »Wenn Sie uns nicht verstehen wollen, führen wir die Verhandlungen in japanischer Sprache weiter, Sie müssen ja einen Dolmetscher haben. Wir sind die Sieger und können die Sprache bestimmen.« Ein anderes Mal wurde von unserer Seite eine Pause zum Mittagessen vorgeschlagen. Die Antwort lautete: »Ja, haben Sie denn Ihr Essen nicht bei sich? Sie sind doch Soldaten und müssen Ihre Rationen bei sich tragen.« Daraufhin öffneten sie ihre Ledertaschen, die sie immer bei sich tragen, entnahmen diesen eine Blechbüchse und ließen sich es, unbekümmert um uns, vortrefflich schmecken. Eine Pause wurde nicht eingelegt.
Bei der Übergabe der Werke und sonstigen Anlagen ging es sehr friedlich her. Die dazu kommandierten Stabsoffiziere und Hauptleute ließen sich die Werke p.p. oberflächlich zeigen. Sie bedauerten oft, dass sie uns, deren Freunde wir doch bisher gewesen seien, unter diesen Umständen begrüßen müssten. Sie setzten dann oft hinzu: »Nicht wahr, nun sind wir aber wieder Freunde.« Erstaunt waren sie aber, als sie die in den Forts von uns in die Luft gesprengten Geschütze sahen. In einigen Werken ist es wunderbar gelungen. Auch die zerstörten Werftanlagen haben sie ganz erstaunt angesehen. Dass wir die kleinen Kanonenboote und die übrigen Fahrzeuge versenkt haben, war ihnen absolut nicht recht. Sie fragten sogar: »Warum haben Sie das getan?«
Die Japsen haben sicher diesen Feldzug nur auf Drängen der Engländer unternommen.
Es schmerzt uns alle sehr, dass wir dieses schöne Stückchen Erde, wo alles, was der Fuß betrat und was das Auge erblickte, von deutschem Fleiß zeugte, dem Feinde überlassen mussten. Hoffentlich wird der Krieg in der Heimat glücklich enden, damit wir den Frieden diktieren können und auf diese Weise unser schönes Tsingtau zurückerhalten. – Siehe auch anliegende Büchlein »Der Kampf um Tsingtau« von Dr. Kurt Schultze-Jena und »Kriegstagebuch der Belagerung von Tsingtau 28. Juli bis 29. November 1914«.
Am 14. November bin ich mit noch 600 anderen als zweiter Trupp abgeführt worden. Als wir vor dem Artilleriedepot vorbeimarschierten, musste ich mit Mühe die Tränen zurückhalten; obendrein war es von den Engländern besetzt. Wir marschierten am 14. nur bis zu dem 5/4 Stunde von Tsingtau entfernten Chinesendorf Taitungtschen. Kein Deutscher hat je daran gedacht, einmal in diesem schmutzigen Dorfe wohnen zu müssen. Das genannte Dorf war außerdem so arg durch das Artilleriefeuer mitgenommen, dass kaum noch ein Haus heil war. In diesem Dorfe sind während des Kampfes mehrere hundert Chinesen umgekommen.4 Wir erhielten gruppenweise einen Häuserblock angewiesen, wo wir uns es bequem machen sollten. Es war rein zum Lachen. Zwei Kameraden und ich hatten es noch verhältnismäßig gut, wir hatten sogar einen Tisch und einige Schemel und konnten auf gekauften Strohmatten schlafen. Proviant und Decken hatten wir uns mitgenommen.
 

2. Die Armierung Tsingtaus

[1.] Einleitung
Die [Nachrichten betreffend] Sicherung, die drohende Kriegsgefahr und die Mobilmachung trafen unverzögert in Tsingtau ein und wurden vom Gouverneur sofort für die Festung befohlen.
Im Gegensatz zur Front wurde das militärische Personal beim Artilleriedepot [AD] nicht verstärkt, sondern die im Frieden als Munitionsaufseher zum AD kommandierten Matrosenartilleristen wurden gemäß den Mobilmachungs-Vorarbeiten von ihren Truppenteilen angefordert, wodurch das AD an seiner empfindlichsten Stelle (Personalmangel) getroffen wurde. Die Munitionskolonnen mussten dadurch manchmal länger warten, als es unbedingt nötig war. Das AD hatte sich im Frieden schon oft dagegen gewehrt, aber immer ohne Erfolg. Durch das Entgegenkommen des Artilleriekommandeurs der Landfront [Wittmann] kam das AD nach einigen Tagen wieder in den Besitz seiner Munitionsaufseher, so dass in dieser Beziehung keine weiteren Störungen in der Munitionsversorgung eintraten.
Der Feuerwerksleutnant a.D. Modde, der sich, aus Peking kommend, wieder zur Verfügung gestellt hatte, wurde auch nicht dem AD überwiesen, sondern wurde Batteriekommandeur von Batterie XI. Dagegen wurde dem AD die Verwaltung und der Abtransport des gesamten Petroleums aus den Öltanks und Ölschuppen, die in der Feuerlinie lagen, sowie die Versorgung sämtlicher Automobile mit Brennstoff übertragen, wodurch dem AD eine ungeheure Arbeit entstand. Ein Feuerwerksoffizier und ein Artilleriewart waren dadurch fast dauernd in Anspruch genommen.
Die vorhandenen Wagen und das Pferdematerial der Fuhrunternehmer entsprachen in keiner Weise den gestellten Anforderungen. Wäre der Feind schneller an die Festung herangekommen, dann hätten die Armierungsbatterien wohl kaum ihre beim AD lagernde Munition zur rechten Zeit erhalten.
Die Ausgabe des Materials beim AD war trotz des knappen Personals gut organisiert. Das Personal arbeitete tadellos, jeder Mann gab sein Bestes her. Der alte Karnuth, der seinerzeit das Depot mit gegründet hat, hatte sich, trotzdem er krank war und vor Beginn des Krieges für dienstuntauglich erklärt wurde, wieder zur Verfügung gestellt und übernahm die Ausgabe im Zeughaus, dessen Inhalte er von früher her noch sehr gut kannte.
Die Begeisterung in der ganzen Festung war groß und ließ auch nicht nach, als das Eingreifen Japans sicher war. Jeder wusste zwar sofort, dass damit das Schicksal Tsingtaus besiegelt war, aber der Feind sollte es wenigstens so teuer als möglich bezahlen. So hat Tsingtau dann ausgehalten, bis die Munition erschöpft war und der Feind nach starker Artillerievorbereitung in großen Massen unaufhaltsam durch unsere befestigte Linie brach. Die ganze Besatzung Tsingtaus betrug rund 4.500 Mann einschließlich der Beamten, des Lazarettpersonals, sämtlicher Ordonnanzen und Kraftfahrer und der sonstigen Funktionäre. Wenn man die Anzahl der Verteidiger mit der Länge der Landfront vergleicht (4,5 bis 5,0 km) und bedenkt, dass die Seefrontgeschütze auch besetzt waren, dann kann sofort jeder Laie beurteilen, dass sich die Besatzung nicht zu schämen braucht.
Der Belagerer – General Kamio – hat auch im Namen des Mikado in Anbetracht der heldenhaften Verteidigung allen Offizieren den Degen belassen. Der Führer der Blockadeflotte war Admiral Kato.

[1. Batterie Bismarckberg. Aus unbekanntem Grunde fehlt im Typoskript die Beschreibung dieser Batterie, die mit vier 28-cm-Haubitzen L/12 über die schwersten Kaliber auf deutscher Seite verfügte. In der zusammenfassenden Tabelle sind die Geschütze jedoch enthalten.]

2. Batterie Huitschuenhuk, und zwar bestehend aus der A-Batterie und der B-Batterie. Die A-Batterie bestand aus drei 15-cm-Schnellfeuerkanonen L/40 mit einer Schussweite von 13.700 m. Die Geschütze standen in Drehtürmen, die eine Panzerkuppel aus Krupp'schem Nickelstahl von 150 mm Stärke trugen. Da die Rohre in Wiegelafetten lagen, konnte man den Kuppeln eine Minimalscharte geben. Die Munitionsausrüstung bestand aus 1.350 Schuß, darunter 350 Sprenggranaten. Die B-Batterie war mit zwei 24-cm-Kanonen L/35 armiert, die früher in Taku oder Schanghaikuan standen und im Jahre 1900 in unseren Besitz kamen. Die Schussweite dieser Geschütze betrug 14.300 m. Durch eine Änderung der Lafetten während der Belagerung wurde die Schussweite dem Aufsatz nach um einige hundert Meter [vergrößert]; ob sie in Wirklichkeit größer geworden ist, glaube ich kaum.5
Diese Geschütze hatten nur dünne Schutzschilde von 35 mm Stärke. Der Munitionsvorrat dieser Batterie betrug 500 Schuß, worunter sich 100 Stahlgranaten alter Art befanden, also ohne Sprengwirkung. Vom Gouvernement befohlene, vom AD jedoch von vornherein als erfolglos hingestellte Versuche, diese Stahlgranaten sowie eine Anzahl 21-cm-Stahlgranaten aus der Batterie Hsiauniwa mit Dynamit zu laden, wurden trotzdem unternommen. Es wurde mit 8,8-cm-Granaten in einer Abkommkanone versucht, natürlich mit negativem Erfolg – nämlich jedes Mal ein Rohrkrepierer. Die Geschosse mit Sprengladungspulver zu füllen, hätte keinen Erfolg gehabt, weil die Höhlung in der Stahlgranate zu klein ist, um die zum Zerlegen des Geschosses nötige Menge Pulver aufzunehmen.
Die A- und B-Batterie hatten je einen gepanzerten Kommandoturm. Der A-Stand war drehbar, der B-Stand war fest. Beide Batterien konnten zusammen aus jedem der beiden Kommandotürme und auch einzeln geleitet werden. Die Befehlsübermittlung erfolgt auf elektrischem Wege (Telephon und Feuerglocken). Die Entfernung wurde außer mit dem St.G. [?] noch mit einer provisorischen Langbasis-Messeinrichtung festgestellt. Die Basis war: Kommandoturm A–Paßkuppe.
Das ganze Werk Huitschuenhuk besaß elektrische Beleuchtung und elektrische Lüftung. Dem Werk stand nach See zu ein großer Scheinwerfer zur Verfügung. Das Werk hatte hierfür eine eigene Kraftstation mit einem 30-PS-, zwei 16-PS- Petroleummotoren und drei Dynamos.
3. Batterie Hsiauniwa war mit vier 21-cm-Kanonen L/35 armiert, die früher auch chinesisch waren. Die Schussweite der Geschütze betrug 13.500 m, die Schusszahl der Batterie 700, worunter auch 100 Stahlgranaten alter Art waren. Der feste Kommandoturm war gepanzert, die Geschütze hatten nur schwache Schutzschilde.
Die Befehlsübermittlung war sehr einfach. Sie bestand nur aus Sprachrohren und Feuerglocken. Ferner war eine provisorische Langbasis-Messeinrichtung vorhanden mit der Basis Hsiauniwa–Yunuisan, deren Apparate vollkommen ungeschützt waren. Elektrische Beleuchtung besaß die Batterie nicht.
4. Tsingtau-Batterie war eine offene Batterie und hatte eine Bestückung von zwei 15-m-Schnellfeuerkanonen L/40 und zwei 15-m-Kanonen L/35. Die Schnellfeuerkanonen schossen 12.500 m, die Kanonen 10.600 m weit. Alle vier Geschütze stammten aus chinesischen Beständen. Die Gesamtschusszahl der Batterie betrug 1.200. Die Granaten dieser Batterie sollten genauso, wie man schon in Huitschuenhuk mit den 15-cm-Granaten begonnen hatte, nach und nach durch Sprenggranaten ersetzt werden. Der Kommandeurstand war ein feststehender, schusssicherer Stand. Die einzige Befehlsübermittlung war eine Feuerglockenanlage.
5. Sperrbatterie Yunuisan war als offene Batterie gebaut und war mit vier 8,8-cm-Schnellfeuerkanonen L/30 ausgerüstet. Es waren ältere Geschütze mit einer Schussweite von nur 7.000 m. Die Konstruktion der Aufsätze gestatteten aber nur ein Zielen bis 4.500 m. Die Munitionsausrüstung bestand aus zusammen 1.200 Schuss (Sprenggranaten Zg. u. Kz. [?]). Zur Erleichterung der Befehlsübermittlung war eine provisorische Klingelanlage eingebaut.
>6. Molenkopfbatterie hatte drei 8,8-cm-Schnellfeuerkanonen L/30 mit 7.000 m Schussweite und 300 SPgr u. Kz. [?] Während der Belagerung wurden diese Geschütze abmontiert und am nördlichen Abhang des Bismarckberges eingebaut.

Als Zentrale für die Küstengeschütze diente der Küstenkommandeurstand. Er lag auf dem Hügel links von der Tsingtau-Batterie. Er war mit sämtlichen Küstenbatterien direkt telephonisch und telegraphisch verbunden.

Zur Landfront gehörten:
1. Batterie I auf der Passkuppe. Diese war mit sechs Feldkanonen C73/91 (8,7 cm) ausgerüstet. Die Schussweite dieser Geschütze betrug 6.400 m, Schusszahl 3.600, darunter mehr Schrapnells als Granaten.
2. Batterie II war eine Maschinenkanonenbatterie mit vier Maschinenkanonen und stand hinter Schützengraben 1a. Schussweite 3.000 m, Schusszahl 1.500.
3. Batterie III stand links von Infanteriewerk [IW] 1 und war mit vier Feldkanonen C/73/91 armiert. Schussweite wie bei Batterie I, Schusszahl 2.400. Die Geschütze wurden hauptsächlich in Schatsykou und auf Höhe 60 verwendet.
4. Batterie IV war Maschinenkanonenbatterie mit vier Maschinenkanonen und stand rechts von IW 2; sonst wie Batterie II.
5. Batterie V hatte ebenfalls vier Maschinenkanonen und stand zwischen Infanteriewerk III und IV; sonst wie Batterie II.
6. Batterie VI war mit sechs 12-cm-Bronzekanonen armiert, die eine Schussweite von 9.000 m hatten. Die Schusszahl betrug pro Geschütz 900, worunter Schrappnells vorherrschend waren. Die Batterie stand an der Nordostecke des Dorfes Taitungtschen.
7. Batterie VII, genau wie Batterie I, lag rechts am Nordausgang von Taitungtschen. Zwischen den Batterien VI und VII lag ein bombensicheres Munitionsmagazin.
Batterie VIII war nicht vorbereitet. Sie sollte von Feldgeschützen gebildet werden.
8. Batterie IX, genau wie Batterie II, stand rechts von IW 5.
9. Batterie X lag links von IW 5 und war auch der Batterie II gleich.
10. Batterie XI stand vor den Petroleumbehältern. Armierung usw. wie bei Batterie I. Zwei dieser Geschütze wurden später für den Sturm am Abhang des Moltkeberges aufgestellt.
Die oben genannten Landfrontenbatterien waren Feldstellungen, die schon im Frieden vorbereitet waren. Mannschaftsunterstände waren nicht vorhanden.
11. Batterie XII war eine ständige Batterie und lag am Nordostabhang des Bismarckberges. Sie hatte zwei 21-m-Kanonen L/30, die früher chinesisch waren und bis zum Jahre 1913 in Tapautau-Schuppen lagen. Für diese Batterie waren 360 Stahlschrappnells vorhanden. Die Schussweite betrug 10.900 m. Die Batterie hatte einen offenen Kommandeurstand, die Munitionsräume waren schusssicher eingedeckelt. Mannschaftsunterstände waren nicht vorhanden.
12. Die Obere-Iltisberg-Batterie bestand aus zwei 10,5-cm-Schnellfeuerkanonen L/35 mit einer Schussweite von 10.400 m. Jedes Geschütz hatte 600 Granatpatronen zur Verfügung. Diese beiden Geschütze waren früher chinesische 12-cm-Kanonen. Durch Einziehen einer neuen Seele wurden sie zu 10,5-cm-Schnellfeuerkanonen umgearbeitet. Diese Batterie hatte einen gepanzerten Kommandostand, der als Artilleriezentrale für die Landfront eingerichtet war.
13. Die Untere-Iltisberg-Batterie war mit sechs 12-cm-Bronzekanonen ausgerüstet wie Batterie VI.
Beide Iltisberg-Batterien hatten bombensicher eingedeckte Kasernen.

Alle aufgeführten Werke und Batterien der See- und Landfront – mit Ausnahme der Maschinenkanonen-Batterien, also der Batterien II, IV, V, IX und X sowie der Batterie XI und der Molenkopfbatterie – waren an das unterirdische Telephonnetz, mit der Hauptzentrale in der Bismarckkaserne, angeschlossen.

Außer den genannten Batterien waren noch bei der Marine-Feld-Batterie vorhanden: eine reitende und eine fahrende Batterie mit je sechs Feldgeschützen 96 neuer Ausführung. Diese Geschütze hatten eine Schußweite 6.900 m, die Munitionsausrüstung betrug zusammen 6.000 Patronen. Verwendet wurden diese Geschütze zuerst im Vorgelände. Später wurden vier als bespannte Batterie innerhalb Tsingtaus verwendet, die übrigen acht wurden als Zwischenstreichen wie folgt eingebaut:
Zwischenstreiche 1 auf der Taubenkuppe = 2 Geschütze
Zwischenstreiche 2 auf der Tempelkuppe = 2 Geschütze
Zwischenstreiche 3 hinter IW 3 = 2 Geschütze
Zwischenstreiche 4 im Vorgelände rechts von Batterie VI = 2 Geschütze

Bei Ausbruch des Krieges wurden noch folgende Batterien aufgestellt:
1. Die Batterie Iltishuk mit zwei 8,8-cm-Schnellfeuerkanonen L/30 von den Kanonenbooten mit ungefähr 400 Schuss.
2. Batterie Ia mit zwei 5-cm-Schnellfeuerkanonen L/40 vom Torpedoboot Taku mit ungefähr 300 Schuss Diese Batterie stand links von der vorher genannten Batterie, in der Nähe der amerikanischen Mission.
Links vom Iltispassweg auf dem Iltisberg wurde ferner die Batteriestellung Ib gebaut, die aber nicht bestückt wurde, sondern als Reservestellung diente.
3. Batterie Ic mit zwei 8,8-cm-Schnellfeuerkanonen L/30. Sie befand sich auf dem Iltisberg links von der Stellung Ib. Die Geschütze stammten von den Kanonenbooten, die Schusszahl betrug ungefähr 300.
4. Batterie XIII wurde am Nordabhang des Bismarckberges errichtet und und mit den drei 8,8-cm-Schnellfeuerkanonen L/30 der Molenkopfbatterie armiert.
5. Batterie XIV, am Nordabhang des Moltkeberges, bestand aus zwei 8,8-cm-Kanonen L/30, die auch von den Kanonenbooten heruntergenommen waren. Schusszahl ungefähr 300.
6. Batterie XV entstand am Krähenpassweg in der Nahe der Moltkekasemen. Es waren zwei 15-cm-Schnellfeuerkanonen L/35 von dem österreichischen Kreuzer Kaiserin Elisabeth. Diese Geschütze schossen indirekt und sollen sehr gut gewirkt haben. Diese Batterie sollte durch eine dritte 15-cm-Schnellfeuerkanone L/40 von der Tsingtau-Batterie verstärkt werden, die Zeit reichte aber zur Ausführung nicht mehr aus. Das Geschütz kam noch bis zur Stellung, konnte aber nicht mehr aufgestellt werden. Es wurde dort vor der Übergabe gesprengt.
7. Die Batterie Seebach wurde an der Nordwestecke von Taitungtschen errichtet. Sie war mit vier 4,7-cm-Geschützen von der Kaiserin Elisabeth bestückt. Diese Batterie hat den Feind im Vorgelände sehr beunruhigt und wurde deshalb auch bald vom Feind zerstört.
8. Batterie Aye stand auf der Punktkuppe. Das waren vier 6-cm-Bootskanonen L/21 vom Kreuzergeschwader, die eine Schussweite von 1.500 m hatten und über 1.000 Schuss Munition verfügten.
9. Die Feldhaubitzbatterie war eine weitere wichtige Batterie. Es waren drei 15-cm-schwere Feldhaubitzen, die in der Batterie Tschungtschiawa standen, später aber dauernd ihre Stellung wechselten, um dem feindlichen Feuer nach Möglichkeit zu entgehen. Die Haubitzen stammten von der Gesandtschaftswache in Peking und hatten eine Munitionsausrüstung von 960 Schuss.
10. Die Eisenbahnbatterie war für den Sturm vorgesehen. Sie bestand aus zwei 8,8-cm-Schnellfeuerkanonen L/30, die auf zwei offenen Eisenbahnwagen aufgestellt waren. Sie konnten bis zur Petroleummole vorgefahren werden und versahen den Dienst einer Zwischenstreiche. Die Geschütze stammten von den Kanonenbooten und hatten ungefähr 200 Schuss zur Verfügung.
11. Als Fliegerabwehrgeschütze wurden zwei kleinkalibrige Geschütze der Kaiserin Elisabeth von der Werft umgeändert. Ein Geschütz stand auf der Werft, das andere auf dem Observatoriumhügel.
12. Als Werftschutz dienten ferner zwei Maschinenkanonen.
13. Weitere sechs Maschinenkanonen wurden in Schatsykou verwendet.
Ferner ist noch die Batterie IIa mit vier Maschinenkanonen errichtet worden.

In der Festung waren mithin vorhanden:
1. Deutsche Geschütze:
428-cm-Haubitzen L/12
224-cm-Kanonen L/35
421-cm-Kanonen L/35
221-cm-Kanonen L/30
315-cm-Schnellfeuerkanonen L/40
215-cm-leichte Schnellfeuerkanonen L/40
215-cm-Kanonen L/35
315-cm-schwere Feldhaubitzen
1212-cm-schwere Bronzekanonen
210,5-cm-Schnellfeuerkanonen [L/35]
158,8-cm-Schnellfeuerkanonen L/30]
22[9-cm-] Feldkanonen C73/91
12[7,7-cm-] Feldkanonen 96
46-cm-Schnellfeuer-Bootskanonen L/21
25-cm-Schnellfeuerkanonen L/40
32[3,7-cm-] Maschinenkanonen
2. Österreichische Geschütze:
215-cm-Schnellfeuerkanonen L/35
44,7-cm-Schnellfeuerkanonen
2[7-cm-] Fliegerabwehrgeschütze
131Summe Geschütze

Den IW und der Maschinengewehrkompanie standen außerdem 56 Maschinengewehre zur Verfügung, wofür eine größere Menge Munition vorhanden war. Die meisten dieser Maschinengewehre sind bei der Mobilmachung von Tsingtauer Großfirmen gekauft worden.
 

3. Meine Tätigkeit während der Belagerung der Festung

Zu der im Vorstehenden aufgeführten Munition kam noch ein Teil von der zweiten Ausrüstung des Kreuzergeschwaders, hauptsächlich 21-cm-, 15-cm- und 10,5-cm-Munition. Diese Munition musste natürlich erst umgearbeitet werden, da die Pulverladungen der Schiffsmunition größer waren als die der Tsingtau-Munition. Bei der 10,5-cm-Munition, bei der Geschoss und Pulverladung zu einer Patrone vereinigt sind, war das Umarbeiten besonders zeitraubend. Die Patronen mussten erst zerlegt, die Hülsen kalibriert, die Pulverladungen verkleinert und die Teile wieder zu Patronen zusammengesetzt werden. Für die Verhältnisse beim Artillerie-Depot [AD] Tsingtau immerhin eine gute Leistung. Die Arbeit war aber auch nicht umsonst, denn der Munitionsbestand der Oberen-Iltisberg-Batterie wurde dadurch um mehr als 1.000 Schuss vermehrt. Bei der 21-cm-Munition passten sogar die Geschosse nicht, sodass bei diesen mit vieler Mühe die Führungsringe etwas abgefeilt werden mussten; später wurden sie in der Brauerei abgedreht. Ein großer Erfolg ist mit der 21-cm-Schiffsmunition nicht erzielt worden, was auch vorauszusehen war. Die Geschosse hatten eine ganz andere Länge als die der Tsingtauer 21-cm-Geschütze. Die ballistischen Eigenschaften waren unberechenbar und entsprechende Schusstafeln waren nicht vorhanden. Wie ja bekannt ist, wurde in einer Nacht von Hsiauniwa aus unglücklicherweise IW 4 beschossen, wobei ein Unteroffizier schwer verwundet wurde.

Eine weitere Tätigkeit des AD, die ich speziell zu verrichten hatte, war das Aufstellen neuer Scheinwerfer und der dazu erforderlichen Kraftstationen sowie das Versorgen dieser Stationen und derjenigen der Werke mit Brennstoff.

Außer den 21 Walllampen der Infanteriewerke besaß Tsingtau zu Beginn des Krieges vier Scheinwerfer, und zwar zwei für die Seefront und zwei für die Landfront. Die zwei für die Seefront standen in Huitschuenhuk und Yunuisan. Diese Scheinwerfer hatten einen Spiegeldurchmesser von 1,50 m, also eine ganz ansehnliche Größe. Sie entwickelten eine Lichtstärke von 80.000.000 Kerzen. Sie standen auf Fahrstühlen, die ein Versenken der Scheinwerfer bei Nichtgebrauch gestatteten. Die Fahrstühle waren durch Gegengewichte so ausbalanciert, dass sie mit geringer Kraftanstrengung auf- und abbewegt werden konnten. Unten konnten die Scheinwerfer in bombensichere Unterstände gefahren werden. Bevor dieses aber ausgeführt wurde, mussten die Fahrstühle durch Riegel gesichert werden, da die Fahrstühle sonst infolge der Gewichtserleichterung durch die Gegengewichte in die Höhe geschleudert wurden. Trotz ausgiebigster Instruktion vergaß die Bedienungsmannschaft in Huitschuenhuk eines Tages das Sichern. Die Folge davon war, dass einer meiner Leute dieses Vergessen mit dem Leben bezahlen musste. Der Heizer Ufermann stürzte durch das Emporschnellen des Fahrstuhles, auf dem er stand, so unglücklich, dass er mit dem Kopf zwischen Schacht und Fahrstuhl geriet. Der Kopf wurde ihm fast abgerissen, was den sofortigen Tod zur Folge hatte.
Die Kraftstationen dieser beiden Scheinwerfer bestanden aus je einem 30-PS-Petroleummotor, die stündlich je 15 kg Petroleum verbrauchten.

Die zwei anderen Scheinwerfer hatten einen Spiegeldurchmesser von 0,90 m und eine Kerzenstärke von 30.000.000. Sie waren fahrbar und hatten je als Kraftquelle auf einem besonderen Wagen (Beleuchtungswagen) einen 25-PS-Benzinmotor. Diese Scheinwerfer besaßen je 400 m Lichtkabel und 300 m Kabel für den Fernlenkapparat. Bei Ausbruch des Krieges wurde der eine dieser Scheinwerfer auf Mole I aufgestellt, der dort zur Unterstützung der Molenkopfbatterie dienen sollte. Der zweite wurde innerhalb des Werkes Huitschuenhuk aufgestellt, weil man zu Beginn des Krieges mit dem Durchbrechen feindlicher Torpedoboote durch die Sperre rechnete.

Für die Landfront waren also vorläufig keine Scheinwerfer vorhanden. Durch die Unterstützung des Vertreters der Siemens-Schuckert-Werke in Tsingtau wurden bei derselben Firma in Japan und Shanghai zwei Scheinwerfer G.60 und G.35 bestellt. In der Voraussetzung, dass die Scheinwerfer eintreffen würden, wurde der Beleuchtungswagen des Scheinwerfers G. 90 auf der Mole I weggenommen, um dadurch eine Kraftstation für einen der bestellten Scheinwerfer zu gewinnen. Bemerken muß ich hier, dass die Vorbereitungen zu den jetzt folgenden technischen Arbeiten sehr zeitraubend waren und ferner ein fortgesetztes Suchen und Konstruieren erforderlich war, um in den Besitz der erforderlichen Maschinen, Kabel und Instrumente zu gelangen.

Durch die Fortnahme des Beleuchtungswagens von Mole I musste der Scheinwerfer an die Elektrizitätswerk[EW]-Leitung angeschlossen werden, was sehr viel Schwierigkeiten bereitete. Zuerst musste die Lichtleitung bis zum Molenkopf verlegt werden. Der sich einstellende Spannungsverlust musste durch größere Querschnitte der Leitungsdrähte ausgeglichen werden. Da bei normalem Betrieb schon 70 mm² pro Draht erforderlich waren, wurden für diese Leitung nicht weniger als 3.000 kg Kupferdraht verbraucht. Ferner musste der Wechselstrom des EW in Gleichstrom verwandelt werden, da die Scheinwerfer auf Gleichstrom gebaut sind. Es wurde für diesen Zweck aus einem Dynamo von der Werft und einem elektrischen Motor von der Hochschule ein Umformer konstruiert und dieser in einem Güterwagen auf der Mole eingebaut. Die Messinstrumente stammten auch von der Hochschule.

Mittlerweile war der zweite Scheinwerfer in Huitschuenhuk entbehrlich geworden, sodass er für die Landfront verfügbar gemacht werden konnte. Er wurde auf der Tempelkuppe bei Zwischenstreiche 2 aufgestellt. Später erhielt er sowohl als auch der Beleuchtungswagen einen bombensicheren Unterstand.

Für den inzwischen aus Japan eingetroffenen Scheinwerfer G.60, der auf Wunsch des Landfrontenkommandeurs bei Schützengraben 6r aufgestellt werden sollte, fehlten Motor, Dynamo und auch das Kabel. Nach tagelangem Suchen war schließlich alles ausfindig gemacht. Kabel von der Werft und von den Siemens-Schuckert-Werken, der Motor von der Standard Oil Co. Und der Dynamo von der Seidenspinnerei Tsangkou. Der Dynamo wurden im Maschinenhaus der Standard Oil Co., wo der Motor ja schon stand, eingebaut, und die Kraftstation war fertig. Der zweite aus Japan eingetroffene G.35 war für das Gelände zwischen IW 5 und Batterie VII und der Signalscheinwerfer G.45 vom Signalberg, auf den man inzwischen aufmerksam geworden war, für das Vorgelände vor Batterie VI und VII bestimmt.

Auch die hier auftauchende Frage der Kraftstationen wurde bald gelöst. Beim Durchstöbern der Maschinenhalle in der Hochschule wurde ein Petroleummotor entdeckt, der sich eignete, den zweiten aus der Seidenspinnerei Tsangkou stammenden Dynamo zu treiben. Für diese Maschinen wurde schnell ein Holzhaus links vom Nordausgang des Dorfes Taitungtschen errichtet, in dem auch die Bedienungsmannschaften untergebracht wurden. Die fehlende Kühlung für den Motor wurde durch Legen einer Wasserleitung geschaffen. Als sie aber fertig war, fiel mir ein, dass sie beim Ausfall der Wasserwerke auch versagen würde. Es wurde daher davon ausgegangen, eine Grube auszuschachten und dahinein einen Wassertank für 5 m³ Inhalt zu mauern; er half später über alle Sorgen hinweg.
Die Kabel für die Leitungen nach den beiden Scheinwerfern stammten zum Teil von den Siemens-Schuckert-Werken, zum Teil von der Werft und dem EW. Das Maschinenhaus wurde später noch vor der Frontseite durch einen Erdwall geschützt, und die Bedienungsmannschaften haben sich einen splittersicheren Unterstand geschaffen.

Da der Feind keinen Versuch machte, die Sperren und den inneren Hafen zu barrieren, und da die im Hafen liegenden Schiffe und das große Schwimmdock doch gesprengt werden sollten, sah man ein, dass die Molenkopfbatterie und der dort befindliche Scheinwerfer G.90 überflüssig waren. Die Batterie wurde deshalb abmontiert und am Nordhang des Bismarckberges als Batterie XIII aufgestellt. Der Scheinwerfer erhielt seinen Standort bei Zwischenstreiche 3, der dazugehörige Beleuchtungswagen wurde in einer Rawine 180 m entfernt aufgestellt. Beide Teile hatten während der Regengüsse Ende August und Mitte September viel zu leiden.

Da der bestellte Scheinwerfer G.60 aus Japan nicht eintraf, wurde ein alter Projektionsapparat, der bei der Hochschule als Modell diente, zu einem Scheinwerfer umgebaut und auf der Taubenkuppe eingebaut. Für die Tagstellung erhielt er einen bombensicheren Unterstand. Die Kraftquelle bestand aus einem Dynamo von der Eierkonservenfabrik früher Karl Ehlers und einer Lokomobile von der Firma F. H. Schmidt. Die Maschinen wurden in den Abhang einer Rawine eingebaut und erhielten eine splittersichere Abdeckung. Der Raum diente zugleich als Wohnraum für die Bedienungsmannschaften. Eine große Schwierigkeit bereitete der Transport der Maschinen dorthin. Da kein Fahrweg vorhanden war, musste der Forst an den betreffenden Stellen abgeholzt, der Boden befestigt und mehrere Gräben überbrückt werden. Eine weitere und dauernde Schwierigkeit bereitete mir die Wasserversorgung für die Lokomobile, da in der Nahe kein Brunnen war und die Lokomobile stündlich ½ m³ Wasser verbrauchte. Es wurden deshalb große eiserne Tanks herbeigeschafft und eine provisorische Wasserleitung nach dem Iltisberg angelegt, mit deren Hilfe das Wasser, das sich täglich in 2 Zisternen ansammelte, hinabgeleitet wurde. Da das aber noch nicht reichte, hatte ich noch ein paar fahrbare eiserne Kübel vom AD dorthin bringen lassen, mit denen die Chinesen dauernd Wasser herbeischafften. Die Kabel musste ich mir aus lauter Stücken zusammenflicken. Die richtigen Stärken waren auch nicht vorhanden.

In der zweiten Hälfte des Oktobers erhielt das Gouvernement zwei Scheinwerfer vom österreichischen Kreuzer Kaiserin Elisabeth, und zwar einen G.60 und einen G.35. Der G.35 wurde an Stelle des Scheinwerfers bei Schützengraben 6r aufgestellt, und der dort befindliche G.60 wurde fahrbar auf dem Eisenbahndamm aufgestellt. Für diesen musste ein neues Kabel gelegt werden, und da er von verschiedenen Stellen aus leuchten sollte, wurden an fünf verschiedenen Stellen Anschlüsse hergestellt, die wiederum infolge der verschiedenen Kabellängen mit je einem Widerstand versehen werden mussten. Die Widerstände sowie viele andere kleine Hilfsmittel waren natürlich nicht vorhanden, sondern mussten von dem vorhandenen Personal erst angefertigt werden. Die Speisung des Scheinwerfers geschah durch den Dynamo, der im Maschinenhaus der Standard Oil Co. für den Scheinwerfer bei Schützengraben 6S aufgestellt war. Als die Anlage fertig war, wurden die Öltanks der beiden Petroleumgesellschaften in Brand geschossen, sodass alle Gebäude mit verbrannten mit Ausnahme des Maschinenhauses, dessen Erhaltung dem Maschinenpersonal der Scheinwerferanlage zu verdanken ist. Es ist diesen Leuten durch außerordentliche Ausdauer gelungen, das Feuer von diesem Gebäude fernzuhalten. Die Scheinwerferkabel verbrannten bis zum Bahndamm mit, sodass diese erst wieder erneuert werden mussten. Da zufällig neue Kabel, die für eine andere zu errichtende Anlage bestimmt waren, zurzeit nicht gebraucht wurden, konnte die Leitung in einer Nacht trotz heftiger Beschießung der davorliegenden Batterie XI wieder in Ordnung gebracht werden. Die bisher eingebauten Scheinwerfer erhielten die Nr. 1-6 vom rechten Flügel an gerechnet, und zwar: Scheinwerfer Taubenkuppe Nr. 1, Scheinwerfer Tempelkuppe Nr. 2, Scheinwerfer hinter IW 3 Nr. 3, Scheinwerfer im Vorgelände vor Batterie VI und VII Nr. 4, Scheinwerfer im Gelände zwischen IW 5 und Batterie VII Nr. 5, Scheinwerfer bei Schützengraben 6c Nr. 6. Der fahrbare Scheinwerfer auf dem Eisenbahndamm erhielt die Bezeichnung: Scheinwerfer Eisenbahndamm.

Der große Scheinwerfer G.60 von der Kaiserin Elisabeth wurde bei Blockhaus 2 am Strande bei der Stellung der Kompanie 6 aufgestellt und zwar in der Zeit vom 25.10. bis 5.11. Dieser Scheinwerfer wurde auf ein Feldbahnwagengestell gesetzt, sodass er am Tage in den Verbindungsgraben zwischen Blockhaus und Rawine gefahren werden konnte. Leutnant der Reserve Solger hat sich hierbei sehr eifrig betätigt, indem er mir den Unterstand für die Kraftstation, das Feldbahngeleis sowie das Wasserbassin für die Kühlung des Motors in denkbar kürzester Zeit eingebaut hat. Die Kraftstation bestand aus dem Benzinmotor (65 PS) aus der Gouvernement-Barkasse und einem Dynamo, der zu Anfang der Belagerung zu dem Umformer auf Mole I benutzt wurde. Während des Baus dieser Anlage wurden zugleich im Haupthindernis dieses Abschnittes von meinen Leuten 14 elektrische Lampen in zwei Gruppen eingebaut, die die Hindernismauer beleuchten sollten. Die eine Gruppe konnte vom Blockhaus 1 aus und die andere weiter links von einem Postenstand im Schützengraben aus geschaltet werden. Sie wurden von derselben Kraftstation gespeist, die dem Scheinwerfer den Strom lieferte. Die Lampen sollen sich, wie ich aus dem Vortrag des Leutnants der Reserve Leist hörte, gut bewährt haben.

Die elektrische Beleuchtung der Kaserne der Kompanie 6 ist nicht mehr fertig geworden. Der Einbau dieser Scheinwerferanlage war die schwierigste Arbeit von allen, da sie in die Zeit der endgültigen Beschießung Tsingtaus fiel. Besonders nachts wurde die Arbeit sehr durch Schrapnellfeuer gestört. Auch die feindlichen Flieger beehrten uns sehr oft mit ihrem Besuch. Zweimal befand ich mich in gefährlicher Nähe explodierender Bomben, bin aber jedes Mal glücklich der Gefahr entronnen. Hier geschah es auch, als am 30.10. die Stellungen in der Nähe der Küste von den Schiffen beschossen wurden und ich mich mit Oberleutnant Buttersack an dem Rande der Rawine bei Tschantschan stand, dass ein Sprengstück von 3-4 kg Schwere einen Meter von uns entfernt in das Erdreich schlug. Wir hatten zu spät erkannt, dass der Feind nicht nur den Iltisberg beschoss, wie er es täglich tat, sondern die ganze Küstengegend mit den schwersten Schiffsgeschützen unregelmäßig bestrich. Wir waren von da ab vorsichtiger und nutzten zum Arbeiten die Feuerpausen mit allen Kräften aus.

Sämtliche von mir eingebauten Kraftstationen hatten nach den Scheinwerfern und nach den Werken oder Batterien, zu deren Bereich sie gehörten, telephonische Verbindung.

Die Beschaffung der Kohlenstifte für die Scheinwerferlampen ging auch nicht so glatt, wie ich es mir dachte. Besonderen Kummer hat mir die Versorgung der Walllampen in den IW gemacht. Da mir bei der Übernahme der elektrischen Einrichtungen der IW im Dezember 1913 die Reserve an Kohlestiften zu gering erschien, hatte ich in Deutschland sofort 4.000 Paar bestellt. Der Dampfer Yorck hatte die Sendung an Bord, konnte aber damit Tsingtau nicht mehr erreichen.6 Durch Zufall entdeckten der Maschinist Schlichtiger und ich in der Seidenspinnerei Tsangkou, als wir die Dynamos requirierten, Kohlenstifte für Bogenlampen, die sich zu Kohlen für Walllampen verarbeiten ließen. Es ist uns auch gelungen, 3000 Paar nach und nach anzufertigen und damit die ungeduldigen Werkkommandanten zufriedenzustellen.

Da ich jetzt mit der Schilderung der neugebauten Anlagen zu Ende bin, muss ich noch hervorheben, dass der Vertreter der Siemens-Schuckert-Werke in Tsingtau, Herr Schlichtiger, der als Maschinistenmaat der Reserve eingezogen und später zum Maschinisten der Reserve befördert wurde, mir bei meinen Arbeiten außerordentliche Dienste geleistet hat. Ich habe in ihm einen ausgezeichneten Fachmann und klugen Menschen kennen gelernt.

Während der Belagerung Tsingtaus mussten von mir außerdem alle Kraftstationen sämtlicher Werke und Scheinwerfer mit Brennstoff versehen werden. Die nachfolgenden Zahlen beweisen, dass diese Arbeit nicht zu unterschätzen war. Die Maschinen in Huitschuenhuk und Yunuisan verbrauchten täglich 420 kg Petroleum, sämtliche IW und die übrigen Scheinwerferstationen zusammen täglich 540 kg Petroleum oder Benzin, macht einen täglichen Verbrauch von 960 kg. Hierzu kam noch der Vorrat für drei Monate, der bei allen Kraftstationen aufgestapelt werden musste. Der große Mangel an Wagen und die abgeschossenen Gäule machten das Geschäft bei den großen Entfernungen und dem hügeligen Gelände besonders schwierig. Zu all den täglichen Arbeiten kamen noch die Reparaturen an den Fernsprechleitungen sowie das Legen ganz neuer Leitungen, die in den Bereich des Friedens-Telephonnetzes fielen. Kabelbeschädigungen durch Artilleriegeschosse waren an der Tagesordnung. Wenn es auch manchmal harte Worte und Auseinandersetzungen gab, so bin ich doch mit dem an Zahl geringen Personal, das mir zur Verfügung stand, allen Anforderungen gerecht geworden.

Nachdem ich nun während der Belagerung Tsingtaus die Wirkungen der Artilleriegeschosse kennen gelernt habe, muss ich mich über die Anlage der elektrischen Leitungen, besonders über das flache Verlegen der Kabel in der Nähe der Werke wundern. Bei der Verwendung der heutigen modernen Artillerie müssten alle elektrischen Kabel, die schon im Frieden eingebaut werden, wenn ihnen ein Schutz gegen Artilleriegeschosse zugedacht ist, tief in den Wällen liegen, und vor der Einführung in das Werk müssten sie in einer gewissen Zone einen ganz besonderen Schutz haben. Niemals aber dürfen Kabel durch den Hof eines Werkes geführt werden, da sich dort das ganze feindliche Feuer konzentriert. Beispiel: In der Batterie Huitschuenhuk wurde gleich bei der ersten Beschießung ein 1 ½ m tief liegendes Kabel durch ein Geschoss mittleren Kalibers beschädigt Der Trichter war kaum 1 ½ m tief, aber das Kabel war durch den Druck plattgedrückt, sodass Kurzschluß entstand. In den IW, in denen die Kabel 1 bis 1 ½ m tief lagen, waren Kabelbeschädigungen an der Tagesordnung. In IW 5 wurden sämtliche Kabel derartig zerschossen, dass dieses Werk von jeglichem Verkehr abgeschnitten war. An eine Reparatur war nicht zu denken, da ein Granattrichter neben dem anderen lag und sich außerdem kein Mensch in dieser Hölle aufhalten konnte.

Während der Übergabe der Festung gehörte ich der Militärkommission an und hatte die Armierung der Seefrontwerke zu übergeben. Mit Genugtuung konnte ich aber nur Trümmer ehemaliger Geschütze übergeben, denn die Batteriekommandeure hatten nur zu gut gesprengt. Besonders in Hsiauniwa machten die Herren Japsen große Augen, denn dort waren die Geschützrohre und Lafetten tatsächlich in Stücke gerissen und in alle Winde zerstreut.
 

Anmerkungen

1.  Sie folgten damit der dringenden Empfehlung des Gouverneurs, die im Amtsblatt vom #.#.# bekanntgemacht wurde.

2.  Da das Ultimatum an die Reichsleitung (Berlin) gerichtet war, gab es für den Gouverneur nichts zu antworten oder gar zu entscheiden.

3.  Auf der Punktkuppe befand sich die Batterie Aye (siehe oben), deren Bedienung (einschließlich des Kommandeurs) im Handgemenge einer Überzahl von Feinden erlag.

4.  Hiervon berichten nur wenige Augenzeugen. Die Zahl der chinesischen Opfer ist niemals ermittelt worden.

5.  Die Erhöhung scheint immerhin ausgereicht zu haben, um jenen berühmten Treffer auf Triumph zu erzielen.

6.  Yorck war am 4.8.1914 aus Yokohama ausgelaufen mit dem Befehl, sich dem in der Südsee befindlichen Kreuzergeschwader anzuschließen.
 

©  Hans-Joachim Schmidt (für diese Fassung)
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