Tsingtau und Japan 1914 bis 1920
Historisch-biographisches Projekt


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Deutsche Ärzte und Sanitäter in China 1914/1915

Inhalt
1. Übersicht zur Jahreswende 1914/15
2. Heimreise im Laufe des Jahres 1915
 

1. Übersicht zur Jahreswende 1914/15

Eine oft gestellte Frage ist die nach dem Verbleib der Nichtkombattanten, die sich im Herbst 1914 im Pachtgebiet bzw. in anderen Teilen Chinas befanden, aber nach Kriegsrecht nicht in die Gefangenschaft geführt wurden. Die zahlenmäßig bedeutendste Gruppe wird zweifellos von den Ärzten und Sanitätern gebildet. Weil nur wenige Unterlagen über diesen Personenkreis existieren, kann es als »Glücksfall« angesehen werden, dass in der Ausgabe 30 (Seite 6246) der Marine-Verlustlisten auch eine entsprechende Aufstellung enthalten ist. Das Veröffentlichungsdatum 6. Mai 1915 dürfte dabei den Stand um die Jahreswende 1914/15 wiedergeben.
 

Tabelle 1: In China verwendete Ärzte und Sanitäter (Stand: etwa Anfang 1915)
DienstgradZahlNamen1
Marineoberstabsärzte  5Huß, Praefcke, Wolff, Kittmann; Hoffmann2
Marinestabsärzte  7Weischer, Haltermann, Strauß, Schencke, Meye, Fuengling, Genzken
Marineoberassistenzärzte  2Walther, Lehmann
Assistenzarzt der Reserve  1Scheidemann
Unterärzte der Reserve  3Doerr, Glaß, Söntz [?]
Apotheker der Reserve  2Haeseler, Tischer
Lazarettbeamte  2Freise, Rauch
   22Zwischensumme Ärzte, Apotheker, Beamte
Sanitätsfeldwebel   12Stemmwedel, Dierks, Beinemann, Skupin, Altmann, Schulkowski, Klein, Wischolowski, Greffin, Bock, Biermann, Belusa
Sanitätsfeldwebel der Reserve  1Welkener
Sanitätsmaate  17Daul, Groth, Schwind, Hölzer, Obst, Witzelberger, Kinedt, Stormberg, Goßmann, Roth, Poethkow, Jentsch, Euler, Pensel, Albrecht, Malze, Poloczek
Sanitätsmaate der Reserve  4Janssen, Schulze, Teilheimer, Hildebrand
Sanitätspersonal  26Koell, Zagelmeyer, Hamm, Meyer, Limburg, Spachmann, Schneider, Schneeloch, Koch, Roehricht, Horn, Beichler, Hadeler, Schwartz, Ehlert, Adam, Gottschalk, Dorbritz, Heintzmann, Bühren, Rügemer, Moog, Meyer, Jentsch, Hack, Brom
Krankenwärter  15Küsters, Bückle, Rust, Büchner, Duhm, Lintermann, Bachschmidt, Ceglarek, Matczak, Bremann, Wanke, Stüber, Boetzsch, Steinacker, Szottock
Krankenwärter der Reserve  1Seidel
Lazarettwärter  1Jaehnchen
   77Zwischensumme Mannschaften
Krankenträger  69Musikkorps des III. Seebataillons, Handwerker, abkommandierte Soldaten
   168SUMME

 

2. Heimreise im Laufe des Jahres 1915

Die meisten der in der Aufstellung namentlich Genannten kehrten, wie anhand der Berichtigung in Verlustliste Nr. 45 vom 31.08.1915 nachzuverfolgen ist, im Laufe des Jahres 1915 in die Heimat zurück.

Wie die Heimreise vonstatten ging, bedarf noch der weiteren Klärung. So ist z.B. im tabellarischen Lebenslauf von Praefcke vermerkt: »29.11.1914-00.09.1915 Heimreise als Führer des 2. ostasiatischen Sanitätstranportes auf D[ampfer] Roon«.3 Dieses Schiff befand sich jedoch seit Herbst 1914 in einem Hafen in Niederländisch-Indien; ob es für den Heimtransport gechartet wurde, steht nicht eindeutig fest. Auch die angegebene Reisedauer von etwa 10 Monaten bedarf der Klärung.

Nach Berichten von Zeitzeugen ist jedenfalls ein Teil der Transporte über die USA nach Skandinavien erfolgt, von wo aus die Entlassung in die Heimat erfolgte. Möglicherweise kam es hierbei zu erheblichen zeitlichen Verzögerungen, denn anders lässt sich folgender Passus aus der "Vereinbarung über Kriegs- und Zivilgefangene zwischen der Deutschen und der Großbritannischen Regierung" vom 2.8.1917 nicht erklären:4

»§ 15. Die Großbritannische Regierung wird dem ursprünglich zur deutschen Garnison in Tsingtau gehörigen, jetzt in den Vereinigten Staaten von Amerika befindlichen deutschen Sanitätspersonal die Rückkehr nach Deutschland auf dem Seewege gestatten, falls die Regierung der Vereinigten Staaten diesem Personal die Rückkehr nach Deutschland gestatten wird.«

Hiervon betroffen waren unter anderem die Mitglieder des Musikkorps des III. Seebataillons, die sich seit 1915 in den USA befanden. Aus welchen Gründen deren Rückkehr nicht vor 1919 erfolgte, bleibt gleichfalls zu klären.
 

Anmerkungen

1. Die Schreibweise einiger Namen wurde in den Verlustlisten später berichtigt; in diesem Fall wurde die für korrekt erkannte Version berücksichtigt. Die Reihenfolge der Nennungen in den Rubriken folgt vermutlich dem Dienstalter und wurde hier nicht verändert.

2. Hoffmann ist nicht in der Original-Aufstellung enthalten, wird aber in der gleichen Ausgabe der Verlustlisten genannt; es war zunächst gemeldet worden, er wäre in Gefangenschaft geraten.

3. Hildebrand/Henriot, Deutschlands Admirale 1849-1945, Band 3, Osnabrück: Biblio 1990, S. 61.

4. Zitiert nach Scheidl, Die Kriegsgefangenschaft von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, Berlin: Ebering 1943, S. 114.
 

©  Hans-Joachim Schmidt
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