Tsingtau und Japan 1914 bis 1920
Historisch-biographisches Projekt


Lager Nagoya

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Tätigkeit der Kriegsgefangenen außerhalb des Lagers Nagoya

von Leo Koenig mit Ergänzungen von Yoshio Menjo

Der Bericht von Leo Koenig wurde über Hermann Voigtländer mit Brief vom 21. Dezember 1919 dem deutschen Pfarrer Schroeder in Tokyo übermittelt. Ein Durchschlag des maschinengeschriebenen Originals wurde dankenswerterweise von der Familie Voigtländer zur Verfügung gestellt.

Unser japanischer Korrespondent Yoshio Menjo hat sich eingehend mit der Tätigkeit deutscher Gefangener in Betrieben in Nagoya und Umgebung befasst. In seinem 2008 publizierten Forschungsbericht nennt er die Namen vieler Gefangener, die er in Armeedokumenten aus der damaligen Zeit gefunden hat. Diese Namen sind nunmehr in den vorliegenden Text integriert worden. Ein besonderer Dank gilt auch Dirk van der Laan für seine Übersetzungshilfe.


Als sich im Laufe des Krieges immer deutlicher zeigte, dass kaum mit seiner schnellen Beendigung zu rechnen wäre, nahm die japanische Regierung die Frage auf, wie wohl durch der Hände Arbeit der Gesundheitszustand des Lagers in körperlicher wie geistiger Hinsicht gehoben werden könnte. Es wurde daher zunächst angeordnet, dass auf dem Exerzierplatz vor dem alten Schloss Nagoyas notwendige Planier-Arbeiten durch die Kriegsgefangenen ausgeführt werden sollten.

Diese begannen im Januar 1916. Ein Zahlmeister der Division führte die Aufsicht, morgens 7:30 Uhr wurden die Kriegsgefangenen unter ziemlich starker Posten-Bedeckung in dreiviertelstündigem Marsch nach dem Platz geführt, dort in Arbeitsgruppen eingeteilt. Sie arbeiteten bis mittags, dann wurde im Freien aus dem Lager mittlerweile herbeigeschafftes warmes Essen ausgegeben und die Arbeit von 1:00 bis 4:00 Uhr nachmittags fortgesetzt. Die notwendigen 100 Mann wechselten täglich entsprechend dem Alphabet, dazu kamen dann noch ein Sergeant und 4 Unteroffiziere sowie ein Dolmetscher. Die Löhnung war die im japanischen Heere derzeit für Extraarbeit Übliche: 4 Sen pro Tag. Höher gelegene Stellen des Geländes wurden mit der Pike gelockert, in Lorries geschaufelt, diese auf gelegten Schienen nach anderen Punkten gebracht und entleert. Die Beschäftigung dauerte bis zum Ende April 1916, an Regentagen blieb die Arbeit eingestellt. Auf ähnliche Art wurde im Frühjahr 1918 auch der große Schießplatz für einige Zeit behandelt.

In welcher Weise nun die industriellen Kreise für eine Einstellung von Kriegsgefangenen interessiert wurden, entzieht sich unserer Kenntnis. Wahrscheinlich ist seitens der Lagerbehörde die Lokalpresse dazu herangezogen worden. Vielleicht gab auch die sogenannte "Gummi-Bude" den Anstoß. Sie bestand zuerst aus einem Zelt, dann einer Lattenhütte. In ihr stellten einige geschickte Leute Spielzeug- und andere Modelle her, wie zum Beispiel elektrische Straßenbahn-Anlage, Funkenturm von Nauen, Motor-Modelle und anderes mehr. Im Anfang der Gefangenschaft waren Handarbeiten sowie der Ankauf irgendwelchen Handwerkszeugs überhaupt nicht erlaubt gewesen, später wurde man milder, und die Gummi-Bude war schließlich mit einer primitiven kleinen Drehbank, einem Gebläse, Löt-Vorrichtung und allen Werkzeugen versehen, die teils gekauft, teils von Fabriken leihweise hergegeben waren. So wurden im Lager auch Kofferbeschläge gearbeitet und Reparaturen jede Art ausgeführt.

Jedenfalls forderten von Februar 1917 ab einzelne Fabriken nacheinander Kriegsgefangene an, über deren Berufe und Handfertigkeiten das Lagerkommando vorher genaue Erhebungen angestellt hatte. Auf die einzelnen Fabriken und Industrien wird weiter unten eingegangen werden.

Vom Kriegsministerium war ein fester Lohnsatz aufgestellt worden, nämlich 60 Sen pro Arbeitstag, abzüglich 20% für die Regierung, so dass dem Manne 48 Sen ausgezahlt wurden. Die Auszahlung geschah monatlich postnumerando. Im Laufe der Zeit erfuhren die Löhne eine Erhöhung, zum Schluss betrugen sie 80 Sen bis 1 Yen (abzüglich 20%). Für besondere Leistungen wie für die Anfertigung von technischen Zeichnungen und Plänen wurden im Einverständnis mit dem Büro besondere Vergütungen gewährt. Mittagessen war von der Fabrik zu liefern, die vom Lagerbüro einen kleinen Zuschuss erhielt für die im Lager ersparte Mahlzeit, doch reichte dieser Zuschuss natürlich nicht aus, um die Kosten des vom Restaurant bezogenen europäischen Essens zu decken. Die Mehrkosten trug der Fabrikant. Auch sei hier gleich erwähnt, dass nach anfänglichen Schwierigkeiten in allen Fällen die Verpflegung ausreichend, in vielen Fällen sogar reichlich war und meist Tee oder Kaffee mit Butter und Brot sowie Obst extra und freiwillig gewährt wurden. Als in späterer Zeit der Kriegsgefangenschaft große Fabriken, zum Beispiel der Porzellanindustrie, auf einmal 50 bis 100 Mann verwandten, wurden seitens des Werkes besondere Küchen eingerichtet, die nach Überwindung erster Unzuträglichkeiten auch dem Appetit der jüngeren Aktiven gerecht wurden und gute Speisen lieferten.

Die Kriegsgefangenen traten nach dem Frühstück vor dem Lagerbüro in Gruppen entsprechend den einzelnen Fabriken an, wurden in den Kontroll- und Lohnlisten namentlich notiert, einem oder bei größerer Anzahl mehreren Posten überwiesen und marschierten ab. Zu nahebei befindlichen Fabriken ging es zu Fuß, zu entfernter gelegenen Arbeitsstätten mit der Straßenbahn auf Kosten des Fabrikherrn. Den einzelnen Gruppen waren noch aus den Kreisen ehemaliger Japan-Residenten Dolmetscher beigegeben, später machen sich auch andere in eifrigen Studium mit der japanischen Sprache vertraut. Abends holten die Posten die Arbeiter wieder ab. Gleichzeitig mit den Posten begleiteten städtische Polizisten die Züge und suchten auch während der Arbeitszeit häufig die Werkstätten auf. Seit Sommer 1919 sah man von einer Begleitung durch Posten und Schutzleute ab, und die Arbeiter wurden von Zivilisten, zuverlässigen Angehörigen der Fabrik, in Empfang genommen und zurückgebracht. Seit Frühjahr 1919 wurde auch in außerhalb Nagoyas gelegenen Fabriken gearbeitet.

Die Vorschriften für die Kriegsgefangenen bzw. die Fabrikbesitzer waren ziemlich scharf: Es durfte außerhalb des Lagers zum Beispiel nichts gekauft werden, mündlicher Verkehr mit der Bevölkerung war verboten, den Kriegsgefangenen durften keine Zeitungen zugänglich gemacht werden, Verabfolgung bzw. Genuss von Alkohol war streng verboten und anderes mehr. Vorgekommene Übertretungen wurden mit Verhängung von schwerem Arrest geahndet.

In den Fabriken stand den Kriegsgefangenen fast immer Badegelegenheit zur Verfügung, von der gern und ausgiebig Gebrauch gemacht wurden. Das Verhältnis zu den japanischen Arbeitern war gut. Überlegene Leistungen der Deutschen wurden willig anerkannt, und eine Fülle kleiner Anekdoten über freundschaftliches Einvernehmen ließe sich anführen. (Es fanden bekanntlich in Nagoya ebenso wie in Tokyo und Osaka die sogenannten "Reis-Unruhen" statt, die sich unter anderem auch in Streiks der japanischen Arbeiterschaft äußerten. Lebhaft erkundigten sich die japanischen Arbeiter bei den Deutschen, wie wohl die deutsche Arbeiterschaft organisiert wäre. Einmal soll sogar ein Haufen von 600 streikenden Arbeitern nächtlicher Weile die Absicht gehegt haben, das Lager aufzusuchen, um die deutschen Freunde in Freiheit zu setzen. Schutzleute drängten sie indessen nach einer einer anderen Richtung hin ab.) Überhaupt war die Haltung der Bevölkerung Nagoyas eine wohlwollende und teilnehmende, zu irgendwelchen Differenzen ist es in den ganzen fünf Jahren niemals gekommen. Befanden sich die Arbeiter auf dem abendlichen Heimwege, warteten überall die Kinder, um zu grüßen: "Horyosen, o Kaeri". Die Jungens grüßten meist stramm militärisch oder liefen ein Endchen Weges mit, die Schüler morgens riefen richtig: "Guten Morgen!"

Indirekt wurde eine Beeinflussung in kultureller Hinsicht dadurch hervorgerufen, dass, wie weiter unten gezeigt wird, durch die Back-Tätigkeit von Kriegsgefangenen in den Mehlfabriken weiten Kreisen der Bevölkerung schmackhaftes Weizenbrot und europäische Konditor-Waren zugänglich gemacht wurden. Im Sommer herrschte eine starke Nachfrage nach Brot, das teilweise den teureren Reis ersetzte. Mit dem Eintreten der kalten Jahreszeit ließ der Bedarf aber nach, wie es hieß: weil jetzt ständig im Hause Kohlenfeuer (der Hibachi) brenne und warmer Reis bzw. heiße Kartoffeln wieder vorgezogen würden.

Ferner wurden in einigen der großen Industrie-Werke moderne Prinzipien eingeführt, zum Beispiel bei Neu-Anlagen wurde darauf hingearbeitet, einen ununterbrochen dahin strömenden Arbeitsgang einzuführen, dass zum Beispiel das Rohmaterial von einer Seite in die Fabrik eingeht, sie entsprechend den verschiedenen Arbeitsphasen nacheinander durchzieht und als fertiges Produkt am anderen Ende verlässt (Handa, Okazaki, siehe später).

Dass die japanischen Fabriken mit den Leistungen der Kriegsgefangenen zufrieden gewesen sind, zeigt die Herzlichkeit des Abschieds, der in den meisten Fabriken mit einem großen Essen gefeiert wurde. Zahlreiche Geschenke wurden verteilt und stellenweise formelle Anerkennungen ausgegeben, die, wenn auch nicht so ernst wie in Deutschland zu nehmen, doch immerhin zeigen, dass die Fabriken nicht zu klagen hatten. So lautet das Zeugnis der Nihon Toki Kabushiki Kaisha:

DANKESSCHREIBEN
Liebe deutsche Freunden!
Wir danken Ihrer Hilfe und Arbeitleistung während der zwei letzten gefangenen Jahre. Sie zeigten Ihre musterhafte Operation mit dem großen Körperbau und ausdauernder Seele. Hiermit sind wir auch sehr dankbar und ist uns eine gute Erinnerung für immer. Wir wünschen von ganzem Herzen die schnelle Wiederherstellung Deutschlands durch die Tatkraft Ihrer Treue und Tapferkeit. Deutschland ist der wertvolle Lehrer von Japan, nicht nur durch ihre Fabrikation, sondern in allem Wissen und Können. Wir wünschen Ihnen alle die Gesundheit und eine gute innige Freundschaft mit uns zu schliessen.
"Leben sie wohl"
Ihr treuer Freund
Ise Motoichiro, Direktor der Nippon Keramischen Aktiengesellschaft

Erfreulich war, dass man in den Fabriken durchweg auf Anerkennung über vorhandene deutsche Maschinen traf. Es sind durch den Krieg eine ganze Anzahl ursprünglich Deutschland zugedachter Aufträge in das Ausland gegangen, teilweise auch Maschinen nachgebaut worden. Eine Reihe Aufträge steht für Deutschland in Aussicht. Aus der Nachfrage in einigen Fabriken Nagoyas, über deren Absichten wir unterrichtet sind, lässt sich wohl schließen, dass Japan, sobald und wenn Deutschland wieder liefern kann, gern neue Aufträge an Deutschland vergibt. Mangel an Raum verbietet es hier, näher darauf einzugehen.

Ein Bäcker, zwei Kaufleute und ein Ingenieur sowie ein Techniker traten nach ihrer Entlassung in japanischen Firmen ein.

Eine Reihe seitens Spezial-Fabriken ergangener Anfragen nach deutschem Arbeiterpersonal blieb unerledigt, da die verlangten Berufe unter den Kriegsgefangenen nicht vertreten waren.

Bei der Kürze der dem Schreiber dieser Zeilen zur Verfügung gestellten Zeit ist ein genaues Eingehen auf Einzelheiten der nachstehend skizzierten japanischen Betriebe nicht möglich. In vielem musste er sich auf die Mitteilungen anderer verlassen, oder es fielen die Mitteilungen der betreffenden Fachleute aus gewissen Gründen (Geschäftsinteressen, Fabrikgeheimnisse) etwas mager aus. Immerhin dürfte das Gebotene ein ungefähres Bild der vielseitigen Gebiete, auf denen sich die deutschen Kriegsgefangenen betätigten, ergeben. Dass seitens der außerhalb des Lagers arbeitenden Leute immer wieder nachdrücklichst auf deutsche Erfindungen, deutsche Maschinen, deutsche industrielle Unternehmungen, auf die Notwendigkeit von Übersicht und Kontrolle und Ordnung innerhalb der Fabrik, besonders auf eine liebevollere Pflege der Maschinen hingewiesen wurde, ist wohl selbstverständlich.

OKAMOTO BROS., Nagoya, Fahrradfabrik (Leistung: 30.000 Stück pro Jahr),
arbeitet außer für den japanischen Markt auch nach China und Indien. Seit Februar 1917 bis 1918 hinein waren hier zwei Techniker beschäftigt, einer speziell für die Automobilbranche (Umbau alter kleiner Modelle, Anmontieren und Inbetriebsetzen kleiner Fahrrad-Motoren nach Smith, Umwandlung eines amerikanischen Motor-Fahrrads in ein kleines Automobil). Ferner 12 bis 15 Mann anderes Personal wie Dreher, Feiler, die im Werke benutzte Lehren anfertigten, Rad-Teile herstellten oder Fahrräder aufmontierten. Drei Mann arbeiteten in der Vernickelungs- und Verkupferungs-Anstalt der Fabrik.

In dem Betrieb waren 1917 folgende Gefangene tätig:
als Dolmetscher: Leo Koenig, Wilhelm Senkbeil;
an der Drehbank: Wilhelm Becker, Richard Höpfner, Josef Jung, Karl Laufenberg;
in der Reparaturwerkstatt: Heinrich Becker, August Lingner;
in der Endmontage: Wilhelm Breuer;
bei der Vernickelung: Paul Ebert, Heinrich Huben, Karl Lenzen;
als Konstrukteur: Paul Knibbe
bei der Energieversorgung: Heinrich Hammer, Alwin Weber, Josef Gass

Wäscherei KAI, Nagoya,
der auf dem Submissionswege das lukrative Geschäft des Reinigens der Lagerwäsche zugefallen war, liess sich 1917 durch Kriegsgefangene verschiedene von einem der Deutschen gezeichnete Wäsche-Maschinen bauen, so eine Waschtrommel, einen Kochkessel, eine Zentrifuge, die sich im Preise trotz des in Japan enorm gestiegenen Rohmaterials weit billiger als die entsprechende amerikanische Importware stellten. Sie arbeiteten zur vollsten Zufriedenheit des Bestellers.
Der Inhaber der Wäscherei versuchte kurz vor Weihnachten 1918 mit einigen deutschen Gerbern Kaninchenfelle zu Halskragen herzurichten, doch es kam nur zu – allerdings gelungenen – Versuchen, da die zum Betrieb im Großen benötigten Werkzeuge nicht ohne weiteres zu beschaffen waren und die Felle für die Wintersaison 1918/19 nicht fertig geworden wären.
Für die Waschanstalt wurden eine kurze Zeit lang in 1919 Erdarbeiten auf einem Grundstück ausgeführt.

In dem Betrieb waren folgende Gefangene tätig:
als Konstrukteur: Paul Knibbe
als Schmiede: August Lingner, Josef Gass
in der Gerberei: Carl Born
in der Wäscherei: Fritz Bass, Friedrich Dübert, Hans Mester

NAGOYA DENTETSU K.K., Nagoya, elektrische Straßenbahn,
beschäftigte von April 1917 bis Dezember 1917 drei Mann. In der Hauptsache wurden Reparaturen an deutschen Siemens-Schuckert-Motoren und der Einbau von amerikanischen Luftbremsen ausgeführt. Laut Aussage der Japaner dort haben sich die Siemens-Schuckert-Motoren im Betriebe den Erzeugnissen der Westinghouse Co. und der General Electric Co., Schenectady, sowie den japanischen Motoren gegenüber als überlegen erwiesen.

In dem Betrieb waren folgende Gefangene tätig: Karl Lenzen, August Franke, David Bradl.

TAKAOKA SEISAKUJO, Nagoya, Motoren- und Transformatorenfabrik:
Von Oktober bis Schluss (Dezember 1919) arbeiteten hier zusammen sechs Mann, zwei für Motorbau, zwei für Montage von Werkzeugmaschinen, zwei für Fabrikaktion von Isolationslack. Letzterer wurde bisher zu teurerem Preise von außerhalb bezogen; es gelang dem deutschen Pharmazeuten, ein erstklassiges, allen Anforderungen genügendes Fabrikat herzustellen.

In dem Betrieb waren folgende Gefangene tätig: Karl Lenzen und Friedrich Reiser.

ASAHI MEKKI K.K., Nagoya
stellt billigen Frauenschmuck, Nadeln etc., doch auch bessere Sachen her, die auf galvanischem Wege vernickelt, verkupfert, versilbert und vergoldet werden. Einem hier tätigen Kriegsgefangenen, Dr. chem., gelang es, ein Auftragsmittel für Porzellangold herzustellen, das vorher aus Amerika bezogen werden mußte. Es wird nunmehr in Nagoya aus deutschen und einheimischen Chemikalien hergestellt. Das Verfahren wurde patentiert. Von Frühjahr 1918 bis Dezember 1919 waren hier zwei bis drei Mann.

In dem Betrieb waren folgende Gefangene tätig: Max Milde, Karl Lenzen.

MITSUBOSHI MEKKI K.K., Nagoya:
Im Mai und Juni 1919 war hier ein Mann eingestellt. Die Firma befasste sich ebenfalls mit galvanischer Vernickelung, Verkupferung, Versilberung und Vergoldung.

NIHON SHARYO KAISHA, Nagoya,
beschäftigte von November 1918 bis Dezember 1919 einen Ingenieur und vier Mann, namentlich in der Abteilung Reparatur und Automobil-Montage. Es wurden ferner technische Übersetzungen angefertigt und die Konstruktion von Automobilen, Automobil-Motoren und Härteöfen ausgeführt. Die Fabrik ist bekannt wegen ihres Baues von Eisenbahn-Waggons für die japanische, chinesische und andere Regierungen.

HATTORI ORIMONO K.K., Nagoya:
Dieses Werk hatte einige Jahre vor Ausbruch des Krieges eine 200-PS-Heißdampf-Lanz-Lokomobile erworben, mit der man infolge der nicht ganz sachgemässen Behandlung einige Schwierigkeiten hatte. Da der technische Vertreter von Heinrich Lanz, Mannheim, für Japan sich als Kriegsgefangener in Kurume befand, wurde er auf Antrag der Firma Hattori nach Nagoya versetzt, um von Mai 1917 ab dort zu arbeiten. Zunächst wurde die Lokomobile prompt in Ordnung gebracht, dann kamen Neukonstruktionen aller Art an die Reihe, wie denn auch im Allgemeinen eine größere Übersichtlichkeit des Betriebes und Verbesserungen in der Organisation angestrebt wurden. Unter anderem wurden ein Elevator, ein Trockenapparat, Pumpen, Transmissionsteile und Fabrikpläne angefertigt, ferner Manometer-Kontrollapparate, Siederohr-Ausblase-Vorrichtung, Rückkühlanlage. Dem betreffenden Ingenieur standen im Laufe der Zeit sieben weitere Kriegsgefangene zur Seite (Klempner, Schlosser, Schmiede, Rohrleger, Elektromonteur etc.), die unter seiner Leitung alle in einem großen Werk vorkommenden Arbeiten erledigten, wie Neueinrichtung von Fabrikbauten, Rohrleitungen, Transmissionen, elektrischen Licht- und Kraftanlagen etc.

Bei dem erwähnten Ingenieur handelt es sich um Karl Weis.

TOYODA ORIMONO K.K., Nagoya:
Auch hier befand sich eine Lanz-Lokomobile, die durch den eben erwähnten Vertreter von Lanz in Stand gesetzt werden musste, da alle andere Hülfe versagt hatte.

Mit dem Vertreter ist vermutlich Karl Weis gemeint. Längere Zeit hat Peter Niesen in dieser Firma gearbeitet.

AICHI TRUST CO. (MARURORI K.), Nagoya und HATTORI BOSEKI K.K., Nagoya:
Von Juli 1918 bis Februar 1919 bzw. von Juni 1919 bis Dezember 1919 nahmen zwei Techniker die Montage von Weberei- und Spinnerei-Maschinen an obigen neuen Fabriken vor. Die Spinnerei-Maschinen sind des Krieges wegen ausschließlich von Amerika bezogen worden, doch war man nicht zufrieden, weil die amerikanischen Maschinen zu roh gearbeitet waren. Spätere Bestellungen dürften nach England und Deutschland gehen.

AICHI BUSSAN KAISHA, Nagoya,
bat zwei in Nagoya befindliche Färberei-Techniker um technische Unterstützung. Die Betreffenden waren dort vom 1. Juni 1919 bis 31. August 1919 tätig. Die mit den neuesten europäischen Maschinen ausgestattete und ganz modern gebaute Fabrik befasst sich mit der Weberei, Bleicherei, Mercerisation und Appretur von Baumwoll- und Wollwaren. Bemerkenswert ist ihre 30 Meter lange, in Japan nach deutschem Muster gebaute Stück-Mercerisier-Maschine, aus welcher Tatsache sich der gewaltige Fortschritt, den die Maschinenindustrie in Japan während des Krieges gemacht hat, am besten erkennen lässt. Auch die Appretur von baumwollener Weißware, im Osten unter dem Namen Shirting und Sheeting bekannt, ist recht gut eingerichtet. Schließlich wäre noch die letzthin eingerichtete Stückfärberei von Paranitranilinrot zu erwähnen. (Dieser Farbstoff wird jetzt ebenfalls in Japan hergestellt.)

Bei den Gefangenen handelte es sich um Josef Koralewski und Walter Schultz.

SUMI GOMEI KAISHA, Okoshi bei Ichinomiya:
Die beiden Obenerwähnten waren vom 1. Oktober 1919 bis Dezember auch hier tätig. Die betreffende Fabrik ist eine der wenigen, welche in Japan Stückfärberei und Appretur von wollenen Herren- und Damenstoffen betreiben. Sie ist modern gebaut und mit guten Maschinen ausgerüstet. Was die Färberei anbelangt, so werden ausschließlich lichtechte Farbstoffe verwendet. Die Appretur von Herrenstoffen lässt insofern noch etwas zu wünschen übrig, als die Anwendung der Scheermaschine durch Absengen ersetzt wird, wobei die Ware nicht genügend eingewalkt werden kann und zum Schluss stets etwas faserig bleibt. Da die Fabrik im "Inaka" (auf dem Lande) liegt, so hat sie trotz gleich hoher Löhne wie in der Stadt mit Arbeitermangel zu kämpfen. Am Orte selbst sind die Löhne während des Krieges um das Dreifache gestiegen.

Gemeint sind wiederum Josef Koralewski und Walter Schultz.

SAITO SANGO SHOKAI, Nagoya:
Von 1917 bis zum Schluss waren in dieser Eisengießerei und Maschinenfabrik mehrere Techniker und Schlosser, Dreher, Schmiede etc. tätig. Es wurden von den Technikern entworfene Werkzeuge und andere Maschinen durch die deutschen Arbeiter (durchschnittlich 3 bis 6) ausgeführt.

In dem Betrieb war auch der Gefangene Paul Deneke tätig.

MATSUI IRON WORKS, Nagoya
hatte in 1918 für kurze Zeit einen Techniker engagiert in Fragen des Eisengusses.

Bei dem Gefangenen handelte es sich um Max Milde.

KATO Kuchenbäckerei, Nagoya:
In der Lagerkantine wurde japanischer Kuchen verkauft, fand aber keinen großen Anklang. Da entschloss sich in 1917 der Lieferant, Kuchen nach deutschen Rezepten von einem Kriegsgefangenen herstellen zu lassen. Die neue Ware fand großen Absatz, auch in Nagoya unter der japanischen Bevölkerung. Leider störten Differenzen der beiden japanischen Teilnehmer und eine erfolgende Trennung die Entwicklung des Geschäfts, so dass der betreffende deutsche Bäcker ein anderweitig gemachtes Angebot annahm.

In dem Betrieb waren folgende Gefangene tätig: 1917 Heinrich Freundlieb, später Karl Sprenger und Walter Sutter

YAMAMOTO Kuchenbäckerei, Nagoya:
Hier arbeitete in 1919 ein gelernter Konditor, der in ausgezeichneter Weise Pfannkuchen, Schnecken, Torten, Stollen etc. herstellte. Nur wurde der Umsatz etwas durch die Höhe des Preises gehindert: Pfannkuchen und Schnecken 5 Sen, Tortenschnitten 7-8 Sen. Der Preis wurde wieder durch die hohen Auslagen für Butter (1,50 Yen per lb.), Zucker (52 Sen), Eier (10 Sen pro Stück) pro Stück bedingt. Die Bäckerei lieferte auch Kuchen in die Stadt, an die Hotels, zu Festlichkeiten etc. Es wurden auch kleine Mengen Brötchen gebacken.

Der Konditor war Otto Pfluger; Heinrich Ahlers dolmetschte.

NISSHIN SEIFUN K.K., Nagoya:
Eine der größeren Weizenmühlen Japans mit einer Leistung von 5000 Sack Mehl pro 24 Stunden in der Nagoya-Fabrik (1 Sack = brutto 6 Kwamme, netto 5,9 Kwamme; 1 Kwamme = 3,75 Kilogramm). Sie nahm in 1918 zunächst in kleinem Maßstabe die Herstellung von Weizenbrot auf, wahrscheinlich auf Anregung der Regierung, um anstelle des enorm gestiegenen Reises der Bevölkerung Ersatz zu bieten (Reis vor dem Kriege pro 1 Sho = 1,8 Liter 18-20 Sen gegen 60 Sen in 1919). Das von einem deutschen Bäcker hergestellte Brot wurde gern gekauft, es wog zu verschiedenen Zeiten 110 oder 90 oder 100 Momme (100 Momme = 375 Gramm). Der Preis stieg von anfänglich 10 Sen auf 15 Sen. Zunächst wurde mit einem nach Angaben des Bäckers hergestellten Ofen, der pro Schub ca. 50 Stücke genannter Brote fasste, gearbeitet. Im Winter 1918/19 wurde dann mit dem Bau eines großen Ofens begonnen, der ca. 250 Brote auf einmal fasste und mit dem dann täglich ca. 1200 bis 1500 Brote gebacken wurden.
An diesem Ofen, der von Kriegsgefangenen entworfen und gemauert wurde, buken nach seiner Fertigstellung im Frühjahr 1919 bis Ende drei Deutsche, welche auch das japanische Personal in der Hefebereitung und im Handwerk unterwiesen. Nach dem Weggang der Kriegsgefangenen arbeiten zur Zeit ca. 16 Japaner in der Bäckerei. Es wurden auch noch weitere Backofenprojekte für andere Fabriken der Gesellschaft ausgearbeitet.
Für kurze Zeit waren auch drei Müller in der Mühle tätig. Von ihnen vorgeschlagene Änderungen und Verbesserungen konnten infolge Mangels an Reserveteilen und Sieben nicht ausgeführt werden.
Die Nagoya-Fabrik enthält zur Hälfte amerikanische Maschinen (Allis-Chalmers) und zur Hälfte deutsche (Amme, Giesecke & Konegen, Braunschweig). Letztere haben sich trotz Überlastung und unausgesetzter Inanspruchnahme gut bewährt, so dass die Gesellschaft sich bereits um den Ankauf weiterer deutscher Maschinen für eine Neuanlage bemüht. Zwei der deutschen Stühle wurden nachgeahmt, doch scheint der Erfolg nicht groß gewesen zu sein.

SHIKISHIMAYA, Handa (1 1/2-stündige Bahnfahrt von Nagoya):
Diese mit amerikanischen Maschinen ausgerüstete Weizenmühle ist kleiner als die Nisshin, sie stellt 3000 Sack her. Im Februar 1919 wurde hier ein ebenfalls von Deutschen entworfener Ofen von zwei deutschen Maurern erbaut, dessen Fassung ca. 180 Brote der früher genannten Größe beträgt. An ihm wurde bis Dezember 1919 von zwei deutschen Bäckern gearbeitet, die nach und nach das für die Zukunft notwendige japanische Personal ausbildeten. Das hergestellte Brot wurde teils am Orte selbst verbraucht (mehrere Hundert kleine und gesüßte Brötchen gingen täglich an eine Mädchenschule), teils wurde es an das Eisenbahnpersonal der in der Nähe belegenen Stationen geliefert. Ferner fanden Lieferungen nach Nagoya oder nach Provinzstädtchen wie Toyohashi statt, ebenso wie seitens der Nisshin. Zur Zeit baut die Shikishimaya einen neuen großen Ofen in Nagoya; sie hat für ihren Betrieb einen kriegsgefangenen deutschen Bäckermeister für drei Jahre engagiert.1
Die Handa-Fabrik entnahm ihre Betriebskraft einer 120-PS-Sauggas-Anlage von Deutz, an der während der Kriegsgefangenschaft die Zündung zu Beanstandungen Anlass gab, da sie bei einer vorgenommenen Reinigung der Anlage nicht richtig wieder eingestellt worden war. Dem Übelstand konnte leicht abgeholfen werden, denn im Nagoya-Lager befand sich zufällig ein Techniker der Bosch-Werke, Stuttgart. Bei dieser Gelegenheit wurde die gesamte Sauggas-Anlage gründlich überholt, die Fabrik ist mit ihr außerordentlich zufrieden. Das Handa-Werk, dem auch eine kleine "Udon"-Fabrik eingegliedert ist (japanische Nudeln), zeichnet sich durch große Ordnung und Zuverlässigkeit aus.

In dem Betrieb waren folgende Gefangene tätig:
als Dolmetscher: Leo Koenig
als Ziegeleiarbeiter: Paul Richter, Leo Thoma
als Konstrukteur des Brotbackofens: Josef Bröhl.

CHIKUSA SEITO KAISHA, Nagoya:
Fabrik für billiges Porzellan und Massenartikel, zum Beispiel Porzellanbecher zum Auffangen des Gummisaftes in Gummiplantagen, Export nach Südamerika, Indien, Australien. Von Ende September 1918 bis zum Schluss arbeiteten hier durchschnittlich 30 Mann, die zum Füllen und Leeren der Öfen, zum Anfertigen von Formen, auch zum Anfertigen des Porzellans, kurz zu allen Arbeiten herangezogen wurden. Die Maschinen waren veraltet, die Öfen alten (viereckigen) Systems, der Betrieb primitiv. Wie in allen ähnlichen Fabriken machte sich bald nach Überwindung des ersten Ungewohnten die körperliche Überlegenheit geltend, auch arbeiteten im Allgemeinen die Deutschen sorgfältiger. Gegen Schluss wurden auch Akkordarbeiten übernommen; trotz kürzerer Arbeitszeit erhielten die deutschen Arbeiter die gleiche bzw. höhere Leistung als die Japaner.

SAJI SEITOJO, Nagoya:
Stellt Wandplatten und Fliesen, bemalt und unbemalt, in verschiedenen Größen und Formen her. In der vor ca. zwei Jahren gegründeten Fabrik sind etwa 260 Arbeiter beschäftigt. Absatzgebiet: China und Japan. Die Tätigkeit der Kriegsgefangenen begann November 1918 mit zehn Mann, deren Anzahl sich später verdoppelte. Die Hälfte der Leute wurde zur Herstellung der Platten an hydraulischen und Handpressen angelernt; nach zwei bis drei Wochen war der Mann so weit, dass er das gleiche Quantum ablieferte wie der Japaner. Letztere arbeiteten im Akkordlohn und daher teurer als die Deutschen. Diese Geschicklichkeit wurde aber nicht von allen erworben, doch hatte die Fabrik den Vorteil, dass bei dem herrschenden Arbeitermangel ihre sämtlichen Maschinen besetzt waren, was ohne die Kriegsgefangenen nicht möglich gewesen wäre. In der Press-Abteilung arbeiteten schließlich bis zwölf Mann. Eine Abteilung von sechs Mann befand sich in der Chamotte-Formerei, in den Chamotteformen werden die Platten nachher im Ofen gebrannt. Im Formen mit der Hand waren die Japaner die geschickteren, wogegen die Deutschen sich besser mit den Handpressen abfanden, so dass diese zum Schluss nur von Kriegsgefangenen bedient wurden.

Zwei bis drei Mann arbeiteten in der NIPPON JINZO KENCHI K.K., Tsu (Mis-Ken, drei Stunden Bahnfahrt von Nagoya),
Fabrik für Künstliche Seide. Während zweier Tage besuchten zwei Färberei-Chemiker, von denen der eine Sachverständiger für Kunstseide war, im November 1919 diese seit einem Jahr bestehende Fabrik (ein anderes Werk in Yokohama), welche sachgemäß eingerichtet und gut aufgezogen war. Das Verfahren ist das gleiche wie bei den Elberfelder Glanzstoff-Fabriken, nämlich das sogenannte Kupferhypooxyd-Verfahren. Der empfundene Übelstand, Schwäche des Fadens, wurde durch den Sachverständigen auf zu starke Behandlung der Baumwollfaser zurückgeführt (Mercerisieren und Bleichen), ferner einige andere technische Änderungen empfohlen. Zur gleichen Zeit wurden erfolgreiche Färbe-Experimente ausgeführt.

HATTORI Giesserei, Okazaki (1 1/2 Stunden Bahnfahrt):
Aus Nagoya bezogene Drehbankspäne und ähnlicher Abfall wird in einem Kupol-Ofen mit Holzkohle niedergeschmolzen, aus dem gewonnenen Material werden Pfannen von den kleinsten bis zu den größten Dimensionen gegossen. Viele werden exportiert, z.B. eine ganz flache schüsselartige Sorte für die Eingeborenen nach den Marianen und Karolinen. Die bei dem Schmelzen entstehenden Gase werden zum Heizen eines Dampfkessels verwendet. Letzterer liefert den notwendigen Dampf für eine kleine 25-pferdige japanische Dampfmaschine, die ihrerseits eine englische Gebläsemaschine für den Kupolofen betreibt.
Diese Fabrik soll nun mit einem beträchtlichen Kostenaufwand vergrößert werden, der Vergrößerungsplan wurde von einem deutschen Ingenieur nach wiederholten Besuchen an Ort und Stelle entsprechend modernsten Prinzipien durchgearbeitet, fand auch in Regierungskreisen großen Beifall und wird, wenn so ausgeführt wie geplant, eine Muster-Anlage in Japan schaffen.

NIHON TOKI K.K., Nagoya:
Ca. 70 Mann arbeiteten hier von Mai 1918 bis Dezember 1919, und zwar an den Brennöfen, im Porzellan-Mischraum, in der Steinklopferei, als Schlosser, Maurer, Chamotte-Fahrer und an den Formpressen. Der Lohn betrug in 1918 48 Sen netto und stieg langsam bis 75 Sen bei achtstündiger Arbeitszeit. Die Maschinen in der bedeutenden Fabrik, die meist europäisches Porzellan herstellt, sind größtenteils deutsche aus Oberlind, Sachsen-Meiningen. Bis zum Kriege wurde auch meist deutsches Rohmaterial verwandt. Die Gesamtanzahl der Arbeiter beträgt 5000.
[Hier fehlt ein kleiner Teil des Textes!] ... in der Steinklopferei, eine vierte Abteilung mischte und knetete die Porzellanmasse, eine Arbeit, die besondere körperliche Anstrengung erfordert, so dass die platzierten drei Mann der Fabrik besonders nützlich waren. Im Juli 1919 wurden einige neue Öfen erbaut und zu deren Betrieb 15 weitere Mann angestellt, so dass die Gesamtzahl nun 35 erreichte. Allmählich aber wurden wieder japanische Arbeiter angenommen und eine Anzahl Deutsche entlassen, zumal der Betrieb nicht mehr mit Hochdruck arbeitete. Die Beziehungen der Japaner zu den Deutschen waren auch hier durchweg gute.

NAGOYA SEITOJO:
Die Arbeit begann im März 1918 mit acht bis zehn Mann, die Anzahl bewegte sich schließlich ständig zwischen 20 und 30 Köpfen. Im Anfang wurde eine Löhnung von 48 Sen netto ausgezahlt, die Ofenarbeiter erhielten 60 Sen und zwei Paar Tabis (japanische Strumpfschuhe) geliefert, von Juni 1919 ab wurde der Lohn auf alle auf 70 Sen netto erhöht.

NAGOYA RUTSUBU KAISHA, Nagoya:
Zunächst hatte der hier vom Juni 1919 ab beschäftigte Techniker einen Brennofen zum Brennen von Ton- und Graphit-Tiegeln zu entwerfen, später eine Handpresse und einen Kollergang. Zum Bau des Brennofens wurden nachher zwei Maurer herangezogen. Der gebaute Ofen hat bereits zufriedenstellend arbeitet, die Herstellung der Presse ist in Angriff genommen. Der betreffende Techniker führte des weiteren verschiedene Ton-Analysen an.

NAGOYA SEIKOJO, Nagoya:
Fabriziert Spindeln und und Ringe für Spinnerei-Maschinen. Von Anfang September an waren hier zwei Dreher, zwei Schleifer engagiert, später kamen noch zwei Techniker zum Anfertigen von Zeichnungen hinzu. Die ersten Arbeiter waren, wie wohl auch manchmal in der einen oder anderen Fabrik, etwas zu Reklamezwecken angenommen – die Gesellschaft war vergrößert worden und sollte in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden, weshalb Interessenten sehr häufig die Fabrik besuchten. Die Techniker konstruierten Schleifbänke, auf denen gleichzeitig zwei bzw. vier Spindeln geschliffen werden konnten.

KATO & CO., VIOLIN KAISHA, Nagoya:
Ein kleiner Betrieb, in dem Violinbögen, Frösche und andere Violinteile mit ziemlich einfachen Maschinen hergestellt wurden. Einige wenige Kriegsgefangene arbeiteten hier kurze Zeit.

In dem Betrieb waren die Gefangenen Walter Wroblensky und Maximilian Krüsel tätig. Die Firma lautet in den japanischen Dokumenten "Nihon Gakki Seizou Gousikaisya" (= Nihon Gakki Seizou & Co.).

Städtisches Schlachthaus, Nagoya:
Ein gelernter Schlachter war am Schlachthaus seit Januar 1919 tätig bzw. trat nach einiger Zeit zu dem Schlächtermeister Senda über. Er hatte in der Hauptsache Wurst anzufertigen, die teils nach dem Kriegsgefangenenlager, aber auch – besonders nach der Ausstellung im Juni 1919 – an Japaner geliefert wurde. Die Ware ging außer nach Nagoya auch nach Osaka, Tokyo, Yokohama usw. Verschiedentlich war der japanische Militär-Fiskus Abnehmer. Die Bevölkerung scheint Wurst ganz gern zu essen, stößt sich jedoch meist an dem hohen Preise. Etwas Räucherwaren wie Speck und Schinken und geräucherte Wurst wurden ebenfalls gelegentlich angefertigt.
Der Betrieb war sehr primitiv, doch beabsichtigt der genannte Schlächtermeister später eine kleine Fleischwarenfabrik nach deutschem Muster mit deutschen Maschinen und Werkzeugen einzurichten.


Eine vom Lagerbüro aufgestellte Übersicht ergibt, dass
  in 1917 4.002  Arbeitstage den Kriegsgefangenen 2.503,55 Yen
  in 1918 22.568  Arbeitstage den Kriegsgefangenen 13.858,45 Yen
  in 1919 16.700  Arbeitstage den Kriegsgefangenen 10.658,90 Yen

als Löhnung einbrachten. Die 16.700 Tage umfassen aber nur die Zeit bis Ende Mai, so dass die Beträge für 1919 in toto über 20.000 Yen hinausgehen.


Weitere Betriebe, bei denen Yoshio Menjo einen Zusammenhang mit deutschen Gefangenen nachweisen konnte:


 

Anmerkungen

1.  Hinweis Menjo: Die Vermutung, dass es sich bei dem Bäckermeister um Heinrich Freundlieb handelte, konnte nicht bestätigt werden; erwiesen ist jedoch, dass dieser nach der Entlassung dort einen Vertrag erhielt.

2.  Hinweis Menjo: Die Firma ITO hatte beantragt, den drei Gefangenen zu gestatten, Musikunterricht zu erteilen. Dieser Antrag wurde jedoch von der zuständigen Stelle der Armee abgelehnt.
 

©  Hans-Joachim Schmidt
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