Tsingtau und Japan 1914 bis 1920
Historisch-biographisches Projekt


Lager Kurume

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Turnen und Sport im Kriegsgefangenenlager Kurume 1915-1919

— Teil 2: Ballsport —
 

Bericht Trotz ungünstiger Rahmenbedingungen fanden im Lager Kurume zwischen 1915 und 1919 sehr viele Turn- und Sportveranstaltungen statt. Ein namentlich nicht bekannter Verfasser hat gegen Ende der Gefangenschaft einen handschriftlichen Bericht erstellt und im Lager drucken lassen, der hier in drei Teilen wiedergegeben wird.

Dem vorliegenden Text liegt ein Berichts-Exemplar aus dem Nachlass Peter Knecht zugrunde, das dem Redakteur dankenswerterweise zur Verfügung gestellt wurde. Der Redakteur hat die Rechtschreibung maßvoll modernisiert, Abkürzungen (auch bei Vornamen) aufgelöst und Anmerkungen in [ ] oder als Fußnote hinzugesetzt.
Eine erste, freilich fehlerbehaftete Transkription wurde von der Stadt Kurume um das Jahr 2000 vorgenommen und mit Korrekturen und Anmerkungen versehen; letztere werden hier in der Regel nicht berücksichtigt, Ausnahmen sind gekennzeichnet.
 

Gliederung:
   Allgemeine Übersicht. Turnen. (S. 1-12 des Originals)
   Sportwochen 1917 und 1919 (S. 13-28)
   Ballsport (S. 29-48)

Inhalt:

  1. Tennis
  2. Stockball
  3. Fußball
  4. Schlagball
  5. Faustball
 

[1] Tennis

A. Offiziersplatz
Im Juli 1915 wurde der zwischen den Offiziersbaracken gelegene Platz, der von Gräben durchzogen und mit Unkraut bewachsen war, unter Anleitung des Baumeisters Klein von Insassen des Lagers umgegraben, geebnet und mit Hilfe von Lehm, Sand und Schlacke zu einem recht guten, wenn auch im Auslauf reichlich beschränkten, Tennisplatz umgewandelt. Die Größe des Platzes betrug: 23,75 m mal 10,95 m; der Auslauf seitlich 1,40 m, hinter der Grundlinie 3,20 m. Ringsum mussten zum Schutz der Barackenfenster hohe Draht-, später Garnnetze gezogen werden, die immer kostspieliger Erneuerung bedurften.
Die Beteiligung, die anfangs 33 Mitglieder betrug, schwankte, bis sie nach der Versetzung von etwa 10 Herren nach anderen Lagern nachließ und die Eröffnung des Sportplatzes im Herbst 1918 andere Sportinteressen weckte. Durch gelegentliche Wettspiele wurde die Lust zum Tennisspiel wachgehalten und der Eifer angespornt. Bis zum April 1919 musste für Insassen der Mannschaftslagers jedesmalige Erlaubnis von den Japanern zum Spielen auf diesem Platz eingeholt werden; erst dann wurde sie grundsätzlich erteilt.
 

B. Mittelplatz
Solange hier nur Turnspiele und Barlauf gespielt wurden, dachte niemand an Tennis. Erst als die Pflege dieses Sports durch die Offiziere die alte Lust entfacht und neues Interesse geweckt hatte, begann man den Ball über eine Wäscheleine hin und her zu schlagen. Schließlich fand im Spätherbst 1915 die Anregung einiger Reservisten Anklang, einen richtigen Platz anzulegen. Die Größenverhältnisse waren: 23,70 m mal 10,95 m, Auslauf seitlich 2,60 m, hinter der Grundlinie 6,35 m resp. 7,10 m. Der Platz wurde, solange er nicht ausschließlich dem Tennisspiel diente, nicht geebnet. Erst als er im Herbst 1917 zur Abhaltung der Tennis-Wettspiele während der Sportwoche in Aussicht genommen war, wurde eine durchgreifende Umarbeitung durchgeführt, die so gründlich gelang, dass der Platz dadurch eben und in guter Verfassung blieb, obgleich später noch ein Jahr lang täglich 4-5 Stunden Stockball auf ihm gespielt wurden. Auch hier mussten außenherum Netze angebracht werden.
 

C. Unteroffiziersplatz
Ende Juli 1916 wurde auf Anregung von 19 Reserveunteroffizieren der kleine freie Platz zwischen Baderaum und Baracke 9 zu einem Tennisplatz hergerichtet, dessen Größe von 23 m mal 8 m nur Einzelspiele gestattete. Sportlich einwandfreie Spiele konnten hier nicht gespielt werden, da seitlich überhaupt kein Auslauf war, die Netze also auf der Linie standen; hinterer Auslauf 2,20 m. Der Drang nach körperlicher Bewegung, der mit den bestehenden Möglichkeiten längst nicht befriedigt werden konnte, nahm jedoch diese Nachteile in Kauf. Mit der Freigabe des Sportplatzes musste das Spielen auf diesem Platz wieder eingestellt werden; von diesem Zeitpunkt an benutzten sämtliche Spieler des Mannschaftslagers gemeinsam den Mittelplatz.
 

D. Allgemeines
Die durch die Umstände bedingte schlechte Orientierung der Plätze, verbunden mit dem besonders grellen Licht, beeinträchtigte das Spiel für die meisten Stunden des Tages erheblich, wozu die außerordentlich störende Wirkung des schlechten Hintergrundes kam.
Trotz der mannigfachen Nachteile wurden erfreulicherweise Leistungen gezeigt, die sich auf heimatlichen Turnieren hätten sehen lassen können. Besonders denken wir hierbei an Bruno Fischer, dem es zweimal gelang, im Kampf um die Meisterschaft seinen schärfsten Gegner Limmer zu schlagen, nämlich in der Schlußrunde Herbst 1917 6:2, 6:4 und im Mai 1919 in der Vorrunde 6:4, 12:10. Auch gegen Lennartz hatte er keinen leichten Stand.
Der Höhepunkt aller Leistungen wurde in der ersten Sportwoche [1917] erreicht. Die Beteiligung war außerordentlich groß, besonders fielen die zahlreichen Nennungen aus den Kreisen der Mannschaften auf. Von diesen hatten einige, allem voran Lennartz, es in verhältnismäßig kurzer Zeit dahin gebracht, dass sie mit Erfolg in allen Klassen bis zur Meisterschaft antreten konnten. Außer den drei Genannten zeigten sich damals in ihrer besten Form: von Michalkowski, Scriba, Schwitzki, Merck, von Bobers, Richter, Eggerss, von Hertling, Rawengel.
Besonderer Dank gebührt Herrn Leutnant Merck für seine unermüdliche Mühewaltung und für seinen Eifer zur Förderung des Sports.
 

E. Endergebnisse der Wettspiele

l. Offiziersherbstturnier 1915
Meisterschaft: 20 Nennungen
Sieger: Trittel über Limmer 6:0, 6:2, 6:3, 3. Graf Praschma, von Bobers
Einzelspiel Kl. A mit Vorgabe: 19 Nennungen, Höchstbelastungen Limmer, Merck, Trittel, Rawengel je minus 40, von Bobers minus 30 3/6.
Sieger: Steitz (plus 4/6) über Trittel 6:2, 0:6, 7:5
Einzelspiel Kl. B mit Vorgabe: 17 Nennungen
Sieger Langenbach (plus 3/6) über Luyken (minus 15 1/6) 5:3 abgebrochen.
Doppelspiel mit Vorgabe: 16 Paare Nennungen.
Sieger: Buchenthaler–Graf Praschma (minus 15) über BoeslerOdermann (minus 15 3/6) 8:6, 6:3

2. Offiziersturnier Februar 1916
Doppelwettspiel mit Vorgabe unter Auslosung der Partner nach jeder Runde. 32 Nennungen
Sieger: ThibautSchulz (plus 30 l/6) über GutmannSteitz (±0) 6:0, 6:2

3. Offiziersturnier Mai 1916
Meisterschaft 16 Nennungen
Sieger: Limmer über Rawengel 5:7, 8:6, 7:5, 6:0; 3. Scriba, Graf Praschma
Einzelspiel Klasse A mit Vergabe: 20 Nennungen
Sieger: Limmer (minus 30 3/6) über Will (minus 15 1/6) 6:3, 6:2
Einzelspiel Klasse B mit Vorgabe: 17 Nennungen
Sieger: Leist (plus 30) über von Borcke (minus 15 3/6) 10:8, 6:2
Doppelspiel mit Vorgabe. 20 Paare Nennungen
Belastungen: Limmer–Graf Praschma minus 50, Rawengel–Trittel und Will–Merck je minus 40 1/6, Heintzevon Klobucar minus 30 4/6, KleinOdermann minus 30 2/6
Sieger: Rawengel–Trittel über Limmer–Graf Praschma 6:2, 6:1

4. Turnier auf Offiziersplatz Herbst 1916 unter Mitwirkung von 5 Reservisten
Meisterschaft: 17 Nennungen
Sieger: Rawengel über Br. Fischer 2:6, 6:2, 2:6, 8:6, 6:4; 3. Limmer, von Hertling
Doppelspiel ohne Vorgabe: 8 Paare Nennungen
Sieger: Br. Fischer–Eggerss über Rawengel–Heintze 3:6, 6:4, 6:2, 7:5
Einzelspiel Klasse A mit Vorgabe: 16 Nennungen
Sieger Kolster (plus 2/6) über Limmer (minus 40) 6:2, 3:6, 7:5
Einzelspiel Klasse B mit Vorgabe: 9 Nennungen
Sieger Kopp ( minus 15) über Kuhr (plus 15) 6:2, 4.6, 6:0
Doppelspiel Klasse B mit Vorgabe: 8 Paare Nennungen.
Sieger: Kolster–Gutmann (minus 15 4/6) über RadkeFlorian (plus 15 2/6) 6:2, 6.3

5. Turnier auf dem Offiziersplatz Mai 1917. Reservisten gegen Offiziere
Spieler wurden gewählt und nach Wahl zusammengestellt. Im Doppel spielte jedes Paar gegen jedes andere Paar. Im Einzel spielte jeder gegen 2 feindliche Spieler nach Stärke. Teilnehmer: Limmer, von Hertling, Merck, Graf Praschma, Scriba, Trittel und Br. Fischer, Richter, Fr. Ortlepp, von Michalkowski, Eggersh, Lochte.
Ergebnisse
Einzelspiele: gewonnene Wettspiele Offz. 7, Res. 3); gewonnene Sätze Offz. 14, Res. 7
Doppelspiele: gewonnene Wettspiele Offz. 6, Res. 2; gewonnene Sätze Offz. 14, Res. 6

6. Turnier auf Offiziersplatz August 1919. Klasse A
Wettspiele in Paaren; einzelne Punktbewertung nach gewonnenen Sätzen. 16 N
Sieger: Rawengel 22, Lochte 21, Lennartz, Limmer, Br. Fischer je 18 Punkte

7. Turnier auf dem Offiziersplatz September 1919 Kl. B
Gleiche Bedingungen wie bei dem 6. Turnier, 16 N.
Sieger: Semmelhack 20, Avemarg, Zorn 19 Punkte.

1. Turnier auf dem Mittelplatz Juni 1917
Doppel mit Vorgabe: 27 Paare N.
Sieger: Geiswiller-Albers (-2le) über SchildHauser (plus 15 A/6) 6:3. 6:0 Einzelspiel Kl. A mit Vorgabe: 26 N. Höchstbelastungen Lennartz, Eggerss - 40, Herling, F. Ortlepp, Lochte, Trockle -30 2/6, Sieger: Pietzcker (-15 3/6) über Schulze (+0) 4.6, 6:3, 6:4
Einzelspiel Kl. B mit Vorgabe 30 N. Sieger: Hauer (+ 5/e) über Boerstling (-15) 6:2, 6:4

2. Mittelplatzturnier in den ersten Sportwoche Herbst 1917 Offiziere und Mannschaftslager
Meisterschaft 20 N. Sieger: Br. Fischer über Limmer 6:2, 6.4. Dritte: Lennartz, von Michalkowski.
Meisterschaft Doppel: 10 Paare N. Sieger: von Hertling–Lennartz über ScribaSchwitzki 6:1, 3.6, 8:6, 3. Kolster–F.Ortlepp, von Bobers–von Michalkowski.
Einzel Kl. A ohne Vorgabe 17 N. Sieger: E. Schmidt über Geiswiller 7:5, 8:6 ,
Einzel Kl. B ohne Vorgabe 18 N. Sieger: Winterscheidt über Böhmer, H. 7:5, 6:3,
Einzel Kl. C mit Vorgabe 17 N. Sieger: Albers (+4/6) über Hauer (-15 4/6) 6:3, 6:0
Doppel Kl. A ohne Vorgabe: 12 Paare N. Sieger: Geiswiller–Skrebba über BoerstlingHelmers 6:2, 9:7,
Doppel Kl. B, mit Vorgabe 13 N. Sieger: SchildZorn (-15 76) über Hafels–C.Meyer (-76) 6:4, 5:7, 6:4

3. Mittelplatzturnier Spiel - Mai 1919 Offizier- und Mannschaftslager
Meisterschaft 20 N. Sieger: Br. Fischer über Richter 6:4, 6:4, 3. Eggerss - Boerstling
Einzel Kl. A mit Vorgabe 17 N. Sieger: Kluge (-15 3/6) über Kuhr (-3/6) 6:3, 6:2
Einzel Kl. B mit Vorgabe 16 N. Sieger: Hager (-15 3/6) über Jachnert (-4/6) 4:6, 6:2, 8:6
Einzel Kl. C mit Vorgabe ? N. Sieger: Heutzenroder (+.0) über Süchting (+0) (4:6, 6:0, 6:1)
Doppel Kl. A mit Vorgabe. 8 Paare N. Sieger: Will-Nolten (-2/6) über Wilke-Lochte (±0) 6:4, 6:2,
Doppel Kl. B mit Vorgabe, 10 Paare N. Sieger: Helmers-Semmelhack (-3/e) über Kuhr-Bormann (-2/6) 6:1, 6.2.
Doppel Kl. C mit Vorgabe. 11 Paare N. Sieger: H. Ortlepp-C. Fischer (-15) über Wagner-Kortstadt (+0) 6:4, 6:4

2. Sportwoche Herbst 1919
Es wurden nur Schauturnierspiele abgehalten. Br. Fischer schlägt Limmer 6:2, 6:2. Lennartz schlägt Limmer 6.1, 6.0 Das Spiel Br. Fischer–Lennartz konnte infolge einer Verletzung, die sich Lennartz zuzog, nicht gespielt werden.
Br. Fischer-Eggerss schlagen Limmer-von Hertling 6:2, 6:8, 6.2, 6.2. Merck-von Hertling schlagen von Bobers-Boerstling 6.4, 15:13. von Bobers-Eggerss schlagen Merck-Boerstling 6.3, 6:4, Schwitzki-Trockle schlagen Will-Nolten 7:5, 6;4. Schulze-Zorn schlagen Klein-Lochte 6:1, 6:2
 

E. Übersicht über die Unkosten (in Yen)
 Offz.-Pl. Mittelpl. UOffz.-Pl.
Kosten der ersten Platzumarbeitung170,00 35,00 77,00
Kosten der einmaligen großen Erneuerung50,00 80,00 45,00
Monatliche Unterhaltungskosten9,00 9,00 10,00
  Res.Mann.UOffz. 
Monatliche Beiträge2,502,000,100,402,00
Eintrittsgeld3,000,501,004,00
Mitglieder3340184024

  JapanischeSlazenger oder amerikanische
  anfangsspäteranfangsspäter
Bälle (per Dutzend)7 Y10 Y12 Y16 Y / 18 Y
Schlägerenglische und amerikanische 25–30 Y, japanische 7 Y
Netzesämtlich im Lager angefertigt
Mittelnetze 12 Yen pro Stück, Seitennetze je nach Größe
Walzen2 Stück im Lager hergestellt, 20 Y pro Stück

 

[2] Stockball

Wohl jeder von uns besinnt sich noch auf das eigenartige Bild, als eines Tages – es war im März 1916 – 12 mit Hockeyschlägern bewaffnete Gestalten den Mittelplatz betraten, um Hockey zu spielen. Ein Jahr lang hatte es gedauert, bis überhaupt erst jemand (es war Herr Helm) auf die Idee kam, auf dem ziemlich wüst aussehenden Platz von der Größe eines normalen Tennisplatzes das Hockey-Spiel zu versuchen. So war es anfangs nur der kleine Kreis von 17 unentwegten Sportanfängern, die sich zur Gründung des Kurumer Hockeyklubs – so nannte er sich zuerst – zusammenfanden.
Schon gespielt unter diesen hatten nur die Herren von Michalkowski, Alfes, F. Ortlepp, Boerstling, die auch für lange Zeit die Grenzstütze des Vereins bleiben. Dass unter diesen Umständen das sportliche Niveau kein sehr hohes war, leuchtet wohl ohne weiteres ein, denn den 4 alten Spielern war es bei allem Eifer mit aller Mühe, die sie sich gaben, natürlich unmoglich, die 13 Anfänger, zu denen bald weitere 10 hinzukamen, in kurzer Zeit zu brauchbaren Kräften herauszubilden.
Ursprünglich war auch der sportliche Gesichtspunkt gar nicht von großer Bedeutung; jeder wollte nur seine Bewegung haben. So fand weder eine Einteilung in Klassen noch in Mannschaften statt. Gespielt wurde in beliebiger Aufstellung, anfangs zu 6, spater zu 5 Mann auf jeder Seite.

Erst mit Gründung des Hockeyklubs aktiver Mannschaften im Juli 1917 wurde auch im Reservisten-Stockballverein, wie er sich jetzt nannte, durch die aufkommende Konkurrenz der sportliche Ehrgeiz geweckt, eine Einteilung in Mannschaften vorgenommen und ein Spielausschuss eingesetzt.
Wie nötig diese Maßnahmen waren, zeigte sich sehr bald, da der Hockeyklub aktiver Mannschaften [H.a.M.], in verhältnismäßig kurzer Zeit ein sehr gefährlicher Gegner wurde. Zwar konnte dieser auf keinen einzigen alten Hockeyspieler zurückgreifen, dafür aber umsomehr alte Fußballspieler (ich erinnere mich an die Herren Schmalz, Avemarg, Kaiser, Motz, Kaminski, Lennartz usw.), die bei ihrer sportlichen Begabung und ihrem Verständnis für Kombinationsspiel, unterstützt durch ihre ersten Anweisungen von Seiten der Herren von Michalkowski und Alfes, es sehr bald zu guten Hockey-Spielern brachten, so dass schon im Herbst 1917 anläßlich der Sportwoche unter 4 innerhalb der besten Vereine aufgestellten gleichstarken Mannschaften (jeder Verein stellte 2) eine Mannschaft des H.a.M., bestehend aus den Herren Motz, Kaminski, Avemarg, Schmalz, Socher, die beste wurde.

Auch nach der Sportwoche fanden regelmäßig Wettspiele zwischen den beiden Vereinen statt, von denen namentlich die Spiele der ersten Mannschaften reges Interesse im ganzen Lager erweckten.
Die Folge war, dass sich sehr bald der Stockball-Betrieb um einen weiteren Verein vermehrte. Im Februar 1918 gründeten in erster Linie Mitglieder der Marine einen dritten Verein, unter dem Namen Kurume-Stockball-Verein. Der Gründungsvorgang und die erste Entwicklung nahmen einen ähnlichen Verlauf wie beim H.a.M. Auch hier standen keine alten Stockballspieler dem Verein zur Verfügung, dafür aber eine größere Anzahl alter Faustballspieler, so in erster Linie die Herren Wilke, Schneeweiß, Schwabe, Schmidt A. usw.
Die sportlichen Erfolge setzten bei diesem Verein fast noch schneller als beim H.a.M. ein, so dass der Verein schon nach wenigen Wochen in der Lage war, spielfähige Mannschaften aufzustellen. Mit der Konkurrenzfähigkeit dieses dritten Vereins war die Basis für Verbandsspiele gegeben, die im Mai 1918 zum ersten Mal zum Austrag kamen und nach schönen Kämpfen den H.a.M. als Sieger sahen. So blieb auch das Stärke-Verhältnis auf dem Mittelplatz in Zukunft namentlich in den ersten Mannschaften, so dass die ersten Fünfer des H.a.M., bestehend aus den Herren Avemarg, Schmalz, Kaiser, Lennartz, Künne, Sieg auf Sieg für ihren Verein buchen konnten.
Beendigt wurde dann unsere Sporttätigkeit auf dem kleinen Platz mit einer Verbandsserie im Herbst 1918, aus der der H.a.M. mit 21 Punkten gegen 5 Punkte des Vereins 2 (Reservisten-Stockball-Verein) und 4 Punkte des Vereins 3 (Kurume-Stockball-Verein) in überlegenem Spiel hervorging.

Noch bevor der neue Sportplatz seiner Eigenschaft übergeben wurden konnte, wurde der Hockey-Sport durch die Verlegung mehrere Kameraden in andere Lager nicht unglimpflich geschädigt. Besonders wurde hiervon der Reservisten-Stockball-Verein betroffen, aus dessen Reihe allein 7 Mitglieder schieden, unter denen leider auch die Herren von Michalkowski und Alfes waren. Den Kurumer Stockballverein verließ Herr Geiswiller.
Mit Fertigstellung des neuen Sportplatzes im Oktober 1918 (die Maße dieses neuen Platzes waren ebenfalls noch zu klein, ermöglichte aber immerhin schon ein Spiel mit einer vollen Elfer-Mannschaft) nahm der Hockeysport oder, wie er sich jetzt allgemein nannte, der Stockballsport, einen bedeutenden Aufschwung, so daß die Mitgliederzahl bald auf rund 40 pro Verein stieg.

Schon das Spiel zweier aus den besten Spielern der drei Vereine zusammengesetzten Mannschaften zur Feier der Eröffnung des großen Platzes zeigte, dass es viel zuzulernen gab. Was bisher auf dem Mittelplatz im kleinen Stil geübt worden war, wurde jetzt im großen betrieben. Da kam vor allem die erworbene Technik und Ballbehandlung zur Geltung, die in den engen Grenzen des kleinen Platzes ausschließlich Hauptfaktor waren. Dazu kamen als Anforderungen Ausdauer, Platzhalten und für die Stürmer Schussvermögen. Namentlich an der letztgenannten Eigenschaft haperte es zu Anfang sehr.
Hatte man zu Anfang gefürchtet, dass durch die Neuaufnahme anderer Sportarten, so namentlich des Fußballsports, das Interesse für das Stockballspiel abnehmen würde, so zeigte sich jetzt, daß diese Befürchtung vollkommen unberechtigt gewesen war. So konnten schon im Dezember 1918 die ersten Verbandsspiele auf dem großen Platz unter allgemeiner reger Anteilnahme vor sich gehen. Sieger blieb in dieser Serie, zu der jeder Verein 4 Mannschaften gemeldet hatte, der Kurumer-Stockball-Verein mit 11 Punkten gegen 7 Punkte des R.St.V. und 6 Punkte des St.a.M.

Schon im Juli 1918 hatten sich, wie bereits kurz erwähnt, die drei Stockballvereine zu einem Verband unter dem Vorsitz des Herrn Fischer zusammengeschlossen. Dank dieses bis zum Schluss bestehenden Verbandes und der umsichtigen Leitung durch die Verbandsvorsitzenden (an Herrn Fischers Stelle trat spater Herr Dr. Merck) haben sich die dem ersten Verein folgenden weiteren 4 Verbandsserien ohne bemerkenswerte Vorfälle abgewickelt. Aufgabe dieses Verbandes war es, den Vereinen als Instanz zu dienen, Verbandsspiele anzuberaumen, die oft leidige Schiedsrichterfrage zu erledigen und sich mit spieltechnischen Fragen zu befassen.
Der ersten Verbandsserie folgte bald eine zweite im März 1919. Mit dieser begann ein ständiger Kampf um die Führung zwischen dem Sportverein Kurume (dem ehemaligen Sportklub aktiver Mannschaften) und dem Stockballverein Kurume, während der Reservisten-Stockball-Verein einesteils durch den Ausfall seiner besten Spieler und geringen Nachwuchs an sportlich Begabten geschädigt, andererseits aber wegen des Alterunterschieds seiner Mitglieder, verglichen mit den beiden anderen Vereinen, nur in geringem Maße zur Geltung kam. So blieb [es] in der dritten Verbandsserie im Mai 1919, in der der Kurumer-Stockball-Verein 13 Punkte gegen 10 Punkte des Sportvereins Kurume und 1 Punkt des Reservisten Stockballverein erzielte.
Als dann im Sommer des Jahres der Reservisten-Stockballverein durch Neuwahl seines Vorsitzenden und bessere Organisation frisches Blut hereinbrachte, nahm der Hockeysport nochmals einen wesentlichen Aufschwung, und es gelang den Vereinen die Mitgliederzahl auf 70-80 pro Verein zu erhöhen. So konnten die Stockballvereine in der im Oktober festgesetzten 4. Verbandsserie mit je 6 Mannschaften antreten. Sieger blieb nach schönen Kampfen der Sportverein Kurume mit 19 Punkten gegenuber 13 Punkten des Kurumer Stockballvereins und 4 Punkten des Reservisten-Stockballvereins.
 

Kurze Vereinsgeschichten

1) Reservisten-Stockball-Verein
Der Verein wird gegründet am 15. März 1916 als Kurumer Hockeygesellschaft mit anfangs 17 Mitgliedern. Die Mitgliederzahl wächst im Juli 1917 auf 20, im September 1917 auf 30 und Ende 1919 auf 73. Der Beitrag betragt erst 50, dann 20, 30 und schließlich wieder 50 Sen. Der Eintritt kostet 2,50 Yen, im letzten halben Jahr 50 Sen. Ein guter Hockeyball kostet 5 Yen, ein mittelmäßiger Hockeyschlager ebenfalls 5 Yen, kleine Hockeyschienen 1,50 Yen.
Vorsitzende des Vereins sind der Reihe nach die Herren Kluge, von Michalkowski, Gadebusch, F. Ortlepp, Limmer.
Die Hauptkrafte des Vereins sind: von Michalkowski, Alfes, Boerstling, F. Ortlepp, B. Fischer, Merck, Gadebusch, von Hertling, Eggerss, Schulz, Classen, Muller, Eisenbeiss, Richter, Theile, Bührer.

2) Sportverein Kurume
Der Verein wird am 20. Juli 1917 mit 14 Mitgliedern als Hockeyklub aktiver Mannschaften unter dem Vorsitz von Herrn Schmalz gegründet. Herr Schmalz behalt den Vorsitz bis zum Ende der Gefangenschaft. Die Mitgliederzahl wächst dann im Oktober 1917 auf 19 Mitglieder, Februar 1918 auf 30, und Ende 1919 bis auf 91 Mitglieder an.
Das Einrittsgeld beträgt anfanglich 50 Sen, der Beitrag 40, später 20 Sen. Oktober 1918 änderte der Verein seinen Namen in Sportverein Kurume.
Die Hauptkräfte des Vereins sind: Schneewolf, Avemarg, Wilke, Gruber, Lennartz, Schwitzki, Bohmer H., Gallinat, Schmalz, Leibig, Schmitz.

3) Kurumer Stockball Verein
Der Verein wird am 10. Februar 1918 mit 15 Mitgliedern gegründet. Die Mitgliederzahl wächst nach 4 Wochen auf 20, [bis] September auf 30 und im Sommer 1919 bis auf 85. Der Eintritt kostet 1 Yen, spater 50 Sen, der Beitrag 30, 40 und schließlich 25 Sen.
Die Vorsitzenden des Vereins sind: bis Juli 1918 Herr Wilke, von da an bis zum Schluss Herr Kammerer. Die Hauptkrafte des Vereins sind: Fritz, Engelhardt, Kaiser, Block, Schneeweiß, Nolten, Schöning, Kleinert, Mollers, Schwabe, Geiswiller.
 

[III] Fußball

Kein alter Fußballspieler kann ruhig bleiben, wenn er den Klang des Balls hört. Wenn er nicht gezwungen ist, wird er die Gelegenheit nicht vorüber gehen lassen, seine alte Kunst wieder einmal zu probieren. Bis dahin schwelt die Begeisterung heimlich fort und äußert sich nur im Austauschen der Erinnerung im Wiedererwecken längst ausgetragener Kampfe des grünen Rasens. Lange Zeit waren wir hier auf diesen Ausweg angewiesen, lange Zeit gipfelt der Sportrausch der alten Fußballspieler in den Worten: »Wenn erst einmal wieder...!« Wenn erst mal wieder die Tore stehen und das Leder zwischen die Pfosten knallt!

Wohl gab's gelegentlich Spiele auf dem Truppenübungsplatz Koraday und dem Artillerieexerzierplatz bei Kurume. Aber obwohl auch größere Spiele darunter waren (K.1:K.3, K.4:Marine), das Richtige war das nicht. Durch die Unregelmäßigkeit, die schlechten Plätze und den Mangel an Organisation litten die Spiele so, dass sie für unseren Bericht kaum in Betracht kommen.
Vom Fußballspiel in Kurume kann man eigentlich erst reden von der Anlage des sogenannten »großen Sportplatzes« an. Groß genug war er ja lange nicht, wie die angeführten Maße zeigen, aber er war größer als der »kleine«. Auf diesem kleinen Mittelplatz versuchte man schlecht und recht, seine Knochen gerade und beweglich zu erhalten. Barlaufen und Stockballspiel in engsten Verhältnissen, daneben Tennis und Turnen waren doch für viele nur »Kriegsersatz« und immer hörte man das: »Wenn erst einmal wieder...!«

Eine typische Erfrischung in unserem Lager ist das Auf- und Abebben der Mode auf allen Gebieten (Kartenspiele, Toussaint-Langenscheidt , Ma-schion-pai [Majong-Spiel], der Gehsport, die Dichtkunst, Lesekränzchen, die Musik, Freiluftbäder, Boxen, Anschläge und vieles andere noch war schon Mode und versank wieder bei uns.

So fing das Barlaufspiel an zu stocken, und damit drohten die besten Vorbereitungen auf das Fußballspiel, auf das wir immer noch hofften, aufzuhören. Da verfiel man auf ein seltsames Spiel, das Fußballspiel mit der Hand. Herr Wilke hatte es in Szene gesetzt, und täglich sah man schwitzend und verstaubt glanzende nackte Oberkörper auf dem kleinen Mittelplatz Fußballspiel markieren.

Nun gewöhnten wir uns im Jahre 1918 allmählich an den Gedanken, dass wir tatsächlich einen »großen« Sportplatz bekommen. Das war frische Nahrung für das Feuer der Begeisterung. Und als der große Platz angelegt wurde, waren denn auch die Fußballspieler mit Eifer an der Sache, allen voran Herr Wilke als treibende Kraft. Von dem Augenblicke an, von dem wir sicher waren, dass wir wenigstens unter leidigen Verhältnissen Fußball spielen konnten, begann die Organisation.

Man kannte sich gegenseitig ungefähr so weit, dass man feststellen konnte, wer die besten Fußballspieler des Lagers seien. Um nicht alle guten Spieler in einem Verein zu haben, kamen wir zusammen und sonderten vier ungefähr gleich starke erste Mannschaften ab, um die herum sich die zweiten bestehenden vier Vereine kristallisierten. Im Großen und Ganzen blieben die damals aufgestellten 44 Spieler in den besten Mannschaften, wenn es natürlich auch zeitweise Wechsel in den Vereinen oder Mannschaften gab und auch die eine oder andere Größe noch entdeckt wurde oder sich nachträglich entschloss zu spielen.

Es ist vielleicht interessant die Namen der damals aufgestellten ersten Mannschaften hierher zu setzen:
K.1: Schmalz, Kaminski, Lennartz, Leitz, Schwitzki, Sommer, Spettmann, Nolten, Avemarg, von Hertling, Kaiser
K.3: Zabel, Motz, Gerstorf, Doehring, Werkmeister, Müller, Block, Gadebusch, Trockle, Strohm, Lorsche
K.4: Puvogel, Vollrath, Koch, Rink, Richter, Leibig, Baden, Feller, Schulze, Ernst, Wilke
Marine: Poltermann, Winterhagen, Pieper, Zinn, Schmidt A., Graser, Schneeweiß, Düpper, Schöning, Klug, Strötthof

Natürlich wechselten die Spieler in den Vereinen, es gab richtige Zugvögel, nur ein gewisser Stamm blieb jeder Mannschaft. Es seien hier noch die Namen einzelner Spieler aufgeführt, die teils später regelmäßig in den ersten Mannschaften spielten, teils zeitweise aushalfen: Bohmer (erst K.1, dann K.3), Becker (K. 3), Fischer (K.1, K.4), Eberle (Marine), Künne (K.1), Moelders (Marine), Pabst (Marine, K.4, K.3), Schneewolf (K.1), Weber (Marine) Zimmermanns (K.3) und andere mehr. Wirklich erstklassiges Spielermaterial gab es natürlich verhältnismäßig wenig, aber immerhin hatten wir einige »Ligaspieler« unter uns.

Der Fußballbetrieb wurde auf dem großen Sportplatz durch ein Eröffnungsspiel in folgender Aufstellung eingeleitet:
Puvogel
Nolden  Pieper
Schmalz  Leitz  Zinn
Schneeweiß  Schöning  Klug  Trockle  Ernst
 
Kaiser  Rink  Wilke  von Hertling  Spettmann
Strohm  Schmidt A.  Leibig
Lennartz  Kaminski
Zabel
Schiedsrichter: Strauß

Aber dies erste Spiel entmutigte viele so, dass man recht häufig die Ansicht hörte: »Das Fußballspiel wird keine Aussicht haben gegenüber dem Stockball, da der Platz eben zu klein ist.« In der Tat sah es zu Anfang recht böse aus. Die Bälle waren meistens jenseits des Zaunes und mussten durch einen unter Begleitung eines Postens hinaus geschickten Kameraden hereingeholt werden. Die Spieler saßen sich dauernd auf der Pelle, da der Platz ja viel zu eng war.

Aber trotzdem, die Prophezeiung, die dem Fußballsport nur kurze Lebensdauer gegeben hatte, sollte nicht eintreffen. Durch Wort und Tat von den älteren Spielem belehrt, lernten die meisten Spieler bald, sich den Verhältnissen anzupassen. Das Dribbbeln musste zuerst daran glauben, da viel zu wenig Platz dazu da war, nur ganz wenige »Solisten« behielten es zum Schaden ihrer Mannschaft bei. Bald bekam man aber auch heraus, dass das Spiel, wie es zu Anfang Mode war, nämlich den Ball auf das feindliche Tor zu schlagen und dann hinterher zu laufen, nur Tritte, Verletzungen usw. zur Folge hatte. Man fing daher an, zusammenzuspielen, kurz auf dem Boden sich den Ball zuzuspielen, so rechtzeitig abzugeben, dass Zusammenstöße vermieden wurden – mit einem Wort, die Technik guten Fußballs brach sich allmählich siegreich Bahn. Das heute zu Tode gehetzte Wort »flach halten« zeigt uns, dass alle unbemerkt dafür Sinn bekommen haben, dass man Fußball am Boden und nicht in der Luft spielt.

Das Interesse an dem schönen Sport, das von Anfang an sehr rege war, nahm allmählich immer mehr zu. Die erste Folge davon war eine große Zuschauermenge bei den Spielen der ersten Mannschaften, die zweite das Anwachsen der aktiven Spielerzahl. Jeder wollte doch einmal gern versuchen, das nachzumachen, was ihm beim Zusehen so viel Freude gemacht hatte. 8 bis 9 Mannschaften hatten durchschnittlich alle Vereine.

Aber oh weh! Fußballspielen ist schwerer, als es aussieht. Manch einer sah das ein und packte seine Stiefel wieder weg, da er gar nicht erst vorwärts kommen wollte. Manch anderer stürzte sich mit frischem Mut in das Getümmel, fiel auf die Nase und ging still nach Hause. Es zeigte sich, dass bei den wenigen Übungsstunden die Technik nicht so schnell zu erlernen ist wie in anderen Sportarten (Tennis, Stockball). Zeitweise nahm die Beteiligung ab, besonders in der heißen Zeit, aber man kann sagen, dass auch heute noch ein gutes Fußballspiel seine Zuschauer findet.

Es wurde nach den Regeln des Deutschen Fußballbundes gespielt mit wenigen für den Platz zugeschnittenen Veränderungen. Als Strafraum musste der Schusskreis des Hockeyfeldes (etwa 12 m Halbmesser) genommen wurden, da sich sonst ein großer Teil des Kampfes innerhalb des Strafraumes abgespielt hatte und die häufigen 11-m-Stöße sich noch vermehrt hatten. Der Einwurf musste mit geschlossenen Füßen ausgeführt werden, da man sonst auf der Seite des Baderaumes (siehe Plan) bis vor das Tor werfen konnte. Beim Schiedsrichtern musste auf der einen Seite größte Milde walten bei Vergehen gegen die Handregel, andererseits musste die Abseitsregel sehr genau genommen werden, da sie auf dem kleinen Platz doppelt gefährlich war.

Wie beim Stockballspiel mangelte es auch beim Fußball an wirklich guten Schiedsrichtern. Am häufigsten sah man wohl die Herren: von Hertling, Koch, Müller, Nolden, Poltermann, Spettmann, Strauß, Trockle und Wilke als Schiedsrichter der größten Spiele.

Es bleibt nur noch, einen kurzen Blick übrig auf die Fußballsaison 1918/19 zu werfen. Ich kann natürlich nicht Einzelheiten herausgreifen, sondern mich nur an einen flüchtigen Umriss halten. Durch die bis Sommer 1919 bestehende Zeitschrift »Turnen und Sport« sind ja ohnehin die wichtigsten sportlichen Ergebnisse des Lagers Kurume der Vergessenheit entrissen. Anfang 1919 traten die 4 zuerst bestehenden Vereine zu einem Fußballverband zusammen und beschlossen Verbandspiele auszutragen. Als Vorsitzender wurde Oberleutnant von Hertling gewählt, zum Ausschuss gehörten außerdem je zwei Vertreter der Vereine. Leider konnte nur ein Teil der Spiele vor sich gehen, da infolge Mangels von Strafen die Disziplin zu wünschen übrig ließ. Durch das Ziehen einzelner Leute von einem Verein zum andern kam es zu Unstimmigkeiten, und als sich ein Verein dem Spruch des Ausschusses nicht fügen wollte, legte der Vorsitzende sein Amt nieder und der Verband löste sich auf. Es zeigte sich, dass sich nur durch straffe und strenge Organisation auf sportlichem Gebiet etwas erreichen lässt.

Nach einem Interregnum, in dem in der Hauptsache Gästespiele stattfanden, in denen sich eine geschlossene Mannschaft einen stark zusammengesetzten Gegner einlud, gründete sich am 16. Mai [1919] ein neuer Verband Kurumer Fußballvereine. Die Anregung ging von der Zeitung »Turnen und Sport« aus und wurde in einem Aufruf von Herrn Müller aufgegriffen. Die 4 Vereine traten zur Gründung zusammen, beschlossen das Amt des Vorsitzenden einem unparteiischen Nichtspieler anzutragen und hatten die Freude, dass Herr Leutnant der Reserve Limmer in selbstloser Weise die nicht eben angenehme Bürde auf sich nahm.
Um die Verhältnisse zu stabilisieren, hinterlegte jeder Verein 7,50 Yen, die beim Ausscheiden der Kasse des Verbands verfallen sollten. Ein inzwischen gegründeter 5. Verein, der Kurumer Fußballverein, konnte sich an den bereits angesetzten Verbandsspielen nicht mehr beteiligen, auch sollte seine Aufnahme überhaupt davon abhängig gemacht werden, dass er auf seinem Standpunkt, nicht mit Unteroffizieren zu spielen, beharrte und zugab, unrichtig gehandelt zu haben.
Der Verbandausschuss bestand aus dem Vorsitzenden und je zwei Ausschussmitgliedern aus jedem Verein.

Die Verbandspiele, die am 22. Mai begannen, brachten uns einen Hochbetrieb im Fußballsport. 7 Mannschaften führte jeder Verein ins Feld, und in der ersten wurde so heiß um den Erfolg gestritten, wie in der siebten. Kämpften doch alle darum, ihrem Vereine die zwei Punkte zu sichern. Es war eine schöne Zeit, in der alle Spiele interessant waren, weil alle Spieler mit höchstem Eifer bei der Sache waren. Unter den 1. Mannschaften war die stärkste die K.4, deren sehr schon flach kombinierende Stürmerreihe ihrem Verein sowohl in der 1. als auch 2. Serie die höchste Punktzahl unter den ersten Mannschaften einbrachte. In der Gesamtpunktzahl stand K.1 mit 56 Punkten an erster Stelle, nachdem für Marine ein Spiel der 7. Mannschaft, an dem ein nicht spielberechtigter Spieler teilnahm, für verloren gelten musste. Dadurch rückte Marine mit 55 Punkten an 2. Stelle, es folgte K.4 mit 29 und K.3 mit 28. Die 3. Mannschaft der K.1 war in ihrer Klasse Meister mit der Höchstzahl von 12 Punkten.

Wieder trat nach diesen Verbandspielen eine ruhigere Zeit für den Fußball ein, man half sich mit kombinierten Spielen, von denen als Beispiel die Spiele Rheinland gegen »Kombiniert« erwähnt seien. Zum Abschluss unserer Gefangenschaft fand eine Sportwoche statt, in der u.a. auch die Deutsche Meisterschaft für Kyushu in der 1. und 2. Klasse ausgeschrieben war.
Als Favorit galt von vornherein die 1. Mannschaft der K.4. Sie hat dann auch die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt und ungeschlagen den Meisterschaftstitel für sich in Anspruch nehmen können (K.4:K.1 8:2, K.4:K.3 7:5). Das Spiel gegen die Marine (4:2), gegen das mit Erfolg Protest eingelegt war, musste wiederholt werden und brachte das hohe Resultat von 10:2 für K.4 (Aufstellung: Vogt, Winterhagen, Koch; Zinn, Richter, Leibig; Bader, Strötthof, Wilke, Poltermann, Ernst). Das Geheimnis ihres Erfolges war neben so hervorragenden Einzelleistungen wie die von Leibig, Wilke und Poltermann (vor allem Wilkes schneller und scharfer Schuss!) das gute flache Zusammenspiel.
In der 2. Klasse war die 2. Mannschaft der K.1 in folgender Aufstellung Meister: Strempel, Kuhlmann, Lemmen, Schmidt, Roths, Donat; Bormann, Theile, Ullrich, Roth, Kaiser.

Unsere Kämpfe auf dem großen Sportplatz [sind] aus, nach der Heimat geht's, und für manche war die Zeit der Gefangenschaft die sorgenloseste. Möge uns Fußballspielern die gemeinsame Erinnerung an die Zeit, in der wir auf dem großen Sportplatz gekämpft, uns geärgert, gelacht und uns beschimpft haben, stets eine angenehme sein, und uns veranlassen, auch fernerhin unseren schönen Sport hoch zu halten. So rufe ich allen Fußballspielern als alten Sportgruß ein dreifaches »Hipp Hipp Hurra« zu.
 

[4] Schlagball

Mit der Eröffnung des neuen Sportplatzes im Herbst 1918 wurde auch den Freunden des Schlagballspiels Gelegenheit zu Ausübung dieses nur den Norddeutschen bekannten Spieles gegeben. Die 3 Turnvereine des Lagers [Turnverein Kurume T.V.K., Unteroffiziers-Turn-Verein U.T.V., Turnerschaft Kurume T.K.] bildeten Schlagballabteilungen und begannen mit insgesamt 100 Mann das Spiel.
Diesem wurden die Regeln des »Technischen Ausschusses« zu Grunde gelegt, um von vornherein eine Gleichmäßigkeit des Spielverlaufs zu sichern. Nur unerhebliche Abweichungen mussten, bestimmt durch die besonderen Platzverhältnisse, erfolgen. So musste zum Beispiel der Spielplatz um 3 m verkürzt angelegt werden, um für einen dahinter gelegenen Faustballplatz genügend Raum zu lassen. Dieser wurde jedoch nicht zum Faustballspielen benutzt, wenn ihn die besseren Mannschaften mit Fängern besetzen mussten, um ein ungestörtes Fangen der weitgeschlagenen Balle zu ermöglichen.
Wesentlich beeinträchtigt wurde das Spielen durch die Gebäude und den Holzzaun in der Nähe der Längsseiten; verführten doch diese Hindernisse die Vorderspieler oft zu leichtsinnigen Abwürfen aus großer Entfernung, ohne Gefahr dabei zu laufen, dass sich der Ball weit vom Spielfeld entfernte.

Nach vielen Versuchen gelang es, im Lager einen brauchbaren Spielball herzustellen (ca. Yen 1,50). Dieser hatte als Kern den Gummiball eines gebrauchten Tennisballes, als Hülle festes Leder. Der Raum zwischen Kern und Hülle wurde mit Tuchresten ausgefüllt. Schlaghölzer in allen Längen wurden gemeinsam beschafft, späterhin benutzten viele Spieler eigene Hölzer. Ein besonderer Beitrag wurde nicht erhoben, alle Unkosten wurden von den Turnkassen getragen (monatlicher Beitrag 10 Sen). Die Spielzeit betrug bis Oktober 1919 eine Stunde, späterhin 55 Minuten.

Nach anfänglich veranstalteten Wurf- und Treffübungen schritten die Abteilungen November 1918 dazu, Mannschaften der Spielstärke nach aufzustellen, die sich von nun an häufig in Wettspielen trafen. Diese Spiele beseitigten die Geringschätzung, die diesem Sport anfangs von vielen Sportleuten, besonders Fuß- und Stockballspielern, entgegenbracht wurde. Daher mehrte sich die Zahl der Teilnehmer mit Einsetzen der wärmeren Jahreszeit erheblich. Im April 1919 beteiligten sich 310, Juni 393, Juli 435 Spieler. Im September wurde die Höchstzahl 595 erreicht. Damit übertrumpfte Schlagball sogar das Fußballspiel. Selbst unsere zum Teil über 40 Jahre alten Herren ließen es sich nicht nehmen, diesem Spiel der Jugend zu huldigen.
Mit Einsetzen der kälteren Jahreszeit flaute die Beteiligung leicht ab. Anfang November meldeten sich 429 Spieler.

Zwei Serien Verbandswettspiele trugen wesentlich zum Erreichen dieser hohen Teilnehmerzahl bei. Die ersten dieser Spiele fanden Ende April 1918 statt; jede der 3 Abteilungen stellte 4 Mannschaften. Bei einer Wertung von 2 Punkten für ein gewonnenes Spiel und einem Punkt für ein unentschiedenes Spiel (gleiche Punktzahl) wurde folgendes Ergebnis erbracht: T.K. 14, T.V.K. 6, U.T.V. 4 Punkte. In diesen Spielen und auch weiterhin fiel die Bestimmung fort, dass ein Malwechsel nach 3 Fängen stattfindet.

Die Anfang August 1919 gespielte 2. Serie stellte eine Zusammenfassung aller Leistungen dar.
Diesmal meldete jede Abteilung 12 Mannschaften, und es errang der T.V.K. nach heftigen Kämpfen den Sieg mit 28 Punkten, die T.K. mit nur 4 Punkten hinter sich lassend, während der U.T.V. nur 20 Punkte erreichte. Sehr hoch war die in den einzelnen Spielen erreichte Punktzahl; beispielweise war diese in den Spielen T.K.–T.V.K.1 143:96, T.V.K.– U.T.V.l 119:111; U.T.V.–T.K.8 82:79, T.K.–T.V.K.12 76:41.

Durch besonders gute Einzelleistungen in den ersten Mannschaften zeichneten sich aus: Skrebba, Sommerfeld, Gunkel, Kolster und Mittag als Schläger; erstere 3 machten Weithochschläge, die selten unter 70 m lagen; letztere führten oft die schwer fangbaren flachen Weitschläge aus. In den unentbehrlichen Holzschlägern waren besonders sicher Preu, Roth und vor allem Steimann. Am Laufmal waren hervorragend Rasmussen, Trockle und Schmidt, als Vorderspieler Thönissen, Mittag und Schmitz. Engelhardt und Wintershagen verstanden es meisterhaft, im Felde das Spiel auf sich zu ziehen, um dann geschickt dem Balle auszuweichen.
Leider ist es hier nicht möglich, auf die guten, wohl erwähnungswerten Einzelleistungen in den übrigen Mannschaften einzugehen. Immerhin darf die »eiserne Achte« des U.T.V. nicht unerwähnt bleiben, die uns das Beispiel gab, wie eine Mannschaft bei relativ geringeren Einzelleistungen durch gutes Zusammenspielen und energische Führung von Sieg zu Sieg geführt wurde.

Einen würdigen Abschluss fand die Schlagballsaison in den Meisterschaftsspielen der Sportwoche Oktober 1919. Das Ergebnis zeigte auch diesmal dasselbe Stärkeverhältnis in den Spielen der ersten Mannschaften. Die Erste der Turnerschaft wurde Meister der Klasse A. In der Klasse B errang die Zweite der T.V. den wohlverdienten Sieg.

Ergebnisse:
Klasse AKlasse B
T.K.–T.V.K. 104:89T.V.K. - T.K.sch. 90:57
T.V.K.–U.T.V. 147:96T.V.K.–U.T.V. 87:83
T.V.K.–U.T.V. 139:71T.K.–U.T.V. 116:65

Nachstehendes Beispiel stellte dar, wie sich die Punktzahl in dem Spiel Tsch - T.V. I zusammensetzte:
 T.K.T.V.K.
Fänger3235
Läufer3629
Treffer1213
Weitschläge2412
[Summe]10489

Mit stolzer Genugtuung kann auf das hier im Schlagballspiel Geleistete zurückgeblickt werden. Mögen die vielen Anhänger dieses Sports ihr Bestreben dahin richten, in allen Teilen unserer Heimat seine Ausdehnung zu unterstützen.
 

[5] Faustball

Faustball war in unserem öden Leben in Japan das Spiel, das wir, da nicht viel Platz dazu benötigt wird, von Anfang an ausüben konnten. Treu sind ihm viele auch bis zum Schluss geblieben, wo in der Sportwoche Oktober 1919 Faustballwettspiele gezeigt wurden, die dem Zuschauer den Beweis erbrachten, dass auch in diesem Spiel ohne Übung und eine gewisse Anlage nichts Großes zu erreichen ist. Der Zweck der Faustballwettspiele ist völlig erreicht worden, denn das Interesse für dieses Spiel ist durch sie bedeutend gestiegen.

Faustball ist so das richtige Spiel für diejenigen, die wenig Platz zur Verfügung haben und sich dennoch in netter Weise ausarbeiten wollen. So kümmerlich auch in Kurume und Kumamoto die Plätze zum Teil waren, Faustball wurde von Anfang an gespielt. Welche Schwierigkeiten und Nachteile die beiden armseligen Plätze des Sammellagers Kurume von Juni 1915 bis Herbst 1918 boten, wird wohl jedem Faustballspieler in guter Erinnerung bleiben.

Zuerst begannen die Offiziere auf ihrem Platz das Spiel. Natürlich flog der Ball infolge der Beschränktheit des Feldes recht oft über den durch Stacheldraht verschönten, mannshohen Bretterzaun, und das Spiel musste so lange unterbrochen werden, bis eine mitleidige Seele ihn wieder hereinwarf. Meist mussten aber erst die Spieler diese Seele, die zufällig vorbeikam, durch ein Kauderwelsch von Japanisch, verbunden mit Zeichensprache, zu dieser Tat mitleidig stimmen. Dazu musste man aber wieder über den Zaun gucken, was auf die japanischen Posten schon als ein halber Fluchtversuch wirkte, die darin auch prompt mit »ui...ui« die Kühnheit zu dämpfen suchten, hin und wieder auch durch einen Angriff im »Marsch, Marsch« den Mutigsten zur Retour zwangen. Alle Offiziers-Faustballspieler werden sich auch stets der japanischen Balldame und Studenten entsinnen, die im Einverständnis mit dem Büro gegen dauernd steigendes Honorar engagiert waren und mit »dozo, dozo, mari o« (bitte bitte Ball) »hidari« (links) und »migi« (rechts) auf die Ausschussstelle dirigiert wurden.
Auf dem Mittelplatz der Mannschaften, der wohl etwas größer war, wurde das Faustballspiel bald verboten, da die japanischen Lichtkabel, die abends die Baracken feenhaft erleuchteten, zu oft »angebufft« wurden und darunter Schaden litten.

Allgemein und sportlich wurde Faustball erst, als im Herbst 1918 uns durch die außerordentliche Liebenswürdigkeit der japanischen Behörden der große Platz gegeben wurde. Jetzt konnte eine unbeschränkte Anzahl Teilnehmer sich dem Spiele widmen, und bald spielten auch die einzelnen Mannschaften auf einem Felde mit vorgeschriebenen Größen ihre Wettkämpfe aus.

Während daheim bei steten Faustballspielen derart raffiniert beim Angeben gespielt wird, dass in der halben Stunde Spielzeit eine Partei kaum höher als auf 50 Punkte kommt, war bei uns das Prinzip eingebürgert, viele schöne Bälle zu schlagen, um eine hohe Punktzahl zu erreichen.
An diejenigen Herren, die in ihrem Spiel typisch waren, werden wir uns gern entsinnen. Wohl mancher wird die Herren Gaul, Leist, Roth, Zöllner, Walz und Sturm vor seinem geistigen Auge Revue passieren lassen, wenn er diese Zeilen liest.

Zum Schluss darf nicht unerwähnt bleiben, dass in der Sportwoche 1919, in der von 4 Vereinen 10 Wettspielmannschaften aufgestellt waren, in der Schlussrunde die U.T.V.-Mannschaft Korte, Swierszinski, Roth, Leist und Radke die Meisterschaft von Kyushu gegen die Mannschaft Walz mit 144 Punkten zu 142 gewann.
 

©  Hans-Joachim Schmidt (für diese Fassung)
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